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Erkenntnisse über YIN und YANG aus westlichen Quellen
Versuch einer Annäherung an ein wesentliches Begriffspaar unter besonderer Berücksichtigung von Akupunkturlehrbüchern
Peter Bartsch
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Johann Figl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.16410
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29579.72321.645061-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Chinesisches Denken ist wesentlich durch Yin und Yang gekennzeichnet. Yin bedeutete ursprünglich die schattige Seite eines Hügels, während Yang die sonnige Seite des Hügels bezeichnete. Yin wurde mit Kälte, Ruhe, Passivität, der Erde… assoziiert, während Yang als die sonnige Seite des Hügels Helligkeit bedeutete, und damit Sonne, Bewegung, Hitze, Anregung, Licht, den Himmel…. Yin und Yang sind nicht „moralisch“ zu verstehen, haben mit gut-böse nichts zu tun. In dieser Arbeit werden nun diese Begriffe erarbeitet, indem westliche Akupunkturlehrbücher diesbezüglich untersucht werden. Nun erscheint es mir wichtig, den Kontext Yin und Yangs zu betrachten. Eine Trennung zwischen Religion und Philosophie ist dem chinesischen Denken fremd. Ebenso entspricht eine Trennung zwischen Philosophie/Religion und (traditionell)-medizinischen Grundlagen, Politik, Alltagsleben usw. nicht der chinesischen Wirklichkeit. So sind also Yin und Yang auch Grundlagen traditioneller chinesischer Medizin. Yin und Yang sind auch Voraussetzung und Teil des Konfuzianismus und vor allem des Daoismus. Das älteste Akupunkturlehrbuch der Welt ist ein daoistisches Werk! Die heutige Form der TCM(„traditionelle chinesische Medizin“)- wesentlich initiiert durch Mao Zedong- sieht chinesische traditionelle Medizin in einem grundsätzlichen „philosophischen“ Gegensatz zu westlichem Denken. Dieser Gegensatz erscheint mir sowohl aus historischer als auch aus praktischer Sicht (z.B. der Anwendung der Akupunktur im medizinischen Alltag) äußerst vereinfachend. Die Yin/Yang- Theorie, die Lehre vom Qi und die Lehre von den fünf Wandlungsphasen bilden die Grundlagen der „Lehre von den Entsprechungen“ und damit auch die Grundlagen der TCM. In den diesbezüglich untersuchten Akupunkturbüchern werden Yin und Yang als Begriffspaar und als Konzept, als vom Dao ausgehende Kräfte, als lebenserhaltende Kräfte, als philosophische Polaritäten, als Anteile des Qi, als Aspekte, unter denen die Wirklichkeit gesehen werden kann, als Beschreibungsmöglichkeit für Naturphänomene gesehen. Besonders interessant ist es m.E. Yin und Yang als Arbeitshypothese zu betrachten, wobei sie eines Tages durch naturwissenschaftliche Begriffe ersetzt werden können. Aus der Beschäftigung mit Akupunkturlehrbücher ergibt sich die Beschreibung der Beziehung von Yin und Yang, so z.B.: Yin und Yang sind gleichzeitig, sie sind voneinander nicht genau trennbar, fließen ineinander, bedingen sich. Alles, was ist hat zwei Aspekte- einen Yin- Aspekt und einen Yang-Aspekt, wobei jeder Yin –und jeder Yang-Aspekt wiederum in Yin und Yang unterteilt werden kann. Yin und Yang kontrollieren sich gegenseitig und verwandeln sich ineinander. Beim Erarbeiten der Begriffe Yin und Yang durch Zuhilfenahme westlicher Akupunkturbücher ergeben sich viele Fragestellungen. Eine davon ist die Problematik von Tabellen über Yin und Yang, wobei oft Begriffe aus verschiedenen Fachgebieten vermischt werden. Wie in allen Texten muss der Leser wissen, was mit den verwendeten Begriffen bzw. Begriffspaaren gemeint ist, in welchem Zusammenhang sie gebraucht werden. Im Bezug auf Yin und Yang ist es besonders wichtig, dass es zwischen Yin und Yang keine scharfe Trennung gibt. Damit gibt es auch zwischen den verwendeten Begriffen sowie innerhalb der Begriffspaare keine klare Trennung. Der Begriff des Dao bedeutete ursprünglich der Weg. Vor allem im Daoismus wird mit Dao aber eine grundlegende Wirklichkeit, die hinter oder in den Erscheinungen liegt, verstanden. Yin und Yang strömen aus dem Dao, heben sich in ihm auf. Das Dao kann nicht mit einem „Schöpfergott“ verglichen werden. Wenn nun eine ursächliche Beziehung zwischen der Art des Denkens und dem Glauben an einen Schöpfer, eine letzte Ursache der Dinge, besteht, sollte man den Schöpfungsbegriff und den Gottesbegriff in diesem Zusammenhang bedenken. Wenn man den Schöpfungsbegriff bildlicher und Gott als „ewig, unbegreiflich und unaussprechlich“ sieht, wird der schroffe Gegensatz zum „östlichen“ Denken wesentlich kleiner. Diesen Gegensatz zwischen östlichem und westlichem Denken könnte man auch auf andere Weise mildern, indem man die Bedeutung von Relation (aber auch Akzidens) im Verhältnis zur Substanz als fließend sieht: da hätte man einerseits ein Denken, das mehr Muster (Relationen, Beziehungen) wahrnimmt als zu ergründen sucht, was das Wesen eines Dinges ist. Es geht kontinuierlich in ein Denken über, das Definitionen schafft. Die Akupunkturlehrbücher enthalten also überraschend viel Philosophie/ Religion. Es fehlt aber jedes Eingehen auf die Gleichwertigkeit von Yin und Yang als weibliches und männliches Prinzip. Auch jede „speziell christliche“ Bezugnahme, die sich gerade in Hinblick auf die Begriffe Yin, Yang, Qi und Dao anbieten würde, fehlt. Es bleibt zu hoffen, dass die Verbindung von Medizin mit Philosophie/Religion in der Zukunft nicht nur in Akupunkturlehrbüchern selbstverständlich sein wird- dabei sollte allerdings christliches Gedankengut nicht ausgeschlossen werden.
Abstract
(Englisch)
Chinese thinking can mainly be characterized by Yin and Yang. Originally Yin meant the shadowy side of a hill, while the sunny side of the hill was characterized as Yang. Yin was associated with cold, silence passivity, the earth.., while Yang as the sunny side of the hill indicated brightness, the sun, movement, heat, activity, light, heaven… Yin and Yang should not be understood as moral categories, they have nothing to do with good-evil. The conceptions of Yin and Yang are being elaborated in this paper using western acupuncture books. I think it is important to have a look at the context of Yin and Yang. In Chinese thinking there does not exist a separation between religion and philosophy. In Chinese reality there also does not exist a separation between religion/philosophy, basics of traditional medicine, politics, daily life… Therefore Yin and Yang are also basis of traditional Chinese medicine. Yin and Yang are as well presupposition as part of Confucianism and in particular Daoism. The oldest acupuncture-book of the world is a daoistic one! The present form of TCM (“traditional Chinese Medicine”) was mainly initialized by Mao Zedong. It considerates TCM fundamentally in contrast to western thinking. From my point of view this contrast seems to be very simplifying: as well from a historical as from a practical point of view (for example the everyday praxis of treatment with acupuncture). The Yin/Yang-theory, the theory of Qi and of the “Five Elements” are the basis of a philosophy of correlations and therefore also the basics of TCM. In acupuncture books Yin and Yang are seen as well a pair of notions as a conception, as powers floating from Dao, as powers on which life is based, as philosophical polarities, as parts of Qi, as aspects under which reality can be seen, as possibility to describe phenomenons of nature. From my part of view it is especially interesting to considerate Yin and Yang as a hypothesis and operational method, so that sometimes they can be replaced by conceptions of (natural) science. Some of the attributions of Yin and Yang (elaborated by examining acupuncture-books) shall now be summarized: Yin and Yang exist at the same time, they can`t be separated exactly from each other, they float into each other, they imply each other. Everything, which exists, has two aspects: a Yin-aspect and a Yang –aspect; every Yin-aspect and every Yang-aspect can also be divided in Yin and Yang. Yin and Yang create and imply each other, they control each other and change into each other. Elaborating the conceptions of Yin and Yang using western acupuncture-books causes a lot of questions. One of them is the problem of schedules describing Yin and Yang. Often medical, philosophical and sociological notions are used in one schedule. Just like in every text the reader really has to know, what exactly is meant with the used notions or pair of notions and in which context they are used. Concerning Yin and Yang it is of great importance, that there is no sharp separation between Yin and Yang. Therefore there also exists no sharp separation between the used notions as there is no sharp separation within the pair of notions of the schedules. Dao originally meant path. Especially in Daoism the meaning of Dao was transformed into a reality, which is the basis of everything existing, being behind or in everything. Yin and Yang float from the Dao, but they also merge in it. Dao cannot be compared with god, the creator. If there exists a causal correlation between the way of thinking and believe in a creator, a last cause of everything existing, one should consider the meaning of creation and god in this correlation. When creation is considered in a more metaphoric way, and god is thought of being eternal, incomprehensible, and ineffable, the contrast to eastern way of thinking is becoming essentially smaller. This contrast between eastern and western way of thinking could also be diminished otherwise by considering the importance of Relation (but also Accidens) in correlation to Substance as floating: on one hand there would be a way of thinking consisting more of patterns (correlations, relations) than trying to know, what is the essence of a being. It can continually change into a way of thinking, which creates definitions. It is a surprise how much about philosophy/religion can be read in acupuncture-books. But they lack any hint at the equivalence of Yin and Yang as a female and male principle. They also lack any Christian correlations to Yin, Yang, Qi and Dao, though they seem to be evident. One may hope that in future a connection between medicine and philosophy/religion will be self-evident not only in acupuncture-books, but a specifically Christian way of thinking should not be excluded.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Yin Yang religion philosophy acupuncture books
Schlagwörter
(Deutsch)
Yin Yang Religion Philosophie Akupunkturlehrbücher
Autor*innen
Peter Bartsch
Haupttitel (Deutsch)
Erkenntnisse über YIN und YANG aus westlichen Quellen
Hauptuntertitel (Deutsch)
Versuch einer Annäherung an ein wesentliches Begriffspaar unter besonderer Berücksichtigung von Akupunkturlehrbüchern
Paralleltitel (Englisch)
About Yin and Yang from western sources
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
137 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johann Figl
Klassifikation
11 Theologie > 11.87 Chinesische Religionen
AC Nummer
AC08941913
Utheses ID
14715
Studienkennzahl
UA | 011 | | |
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