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Mediatisierung der katholischen Kirche
eine Untersuchung der Medien Frames in der deutschen säkularisierten Printberichterstattung
Stephanie Saskia Elise Freiin von Luttitz
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Jürgen Grimm
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.16423
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29792.78129.829370-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Untersuchungsgegenstand: Im Zentrum der Untersuchung steht die Darstellung der katholischen Kirche in den deutschen säkularisierten Printmedien. Von Interesse sind in diesem Zusammenhang die verwendeten Medien-Frames, die dem Thema einem bestimmten Deutungsrahmen zuweisen. Unter diesem Gesichtspunkt wird auf das Verhältnis der Journalisten zu der katholischen Kirche eingegangen. Theorie: Die theoretische Einbettung erfolgt durch den Frame-Ansatz. Fra-ming wird als ein mehrstufiger und „dynamischer Prozess“ verstanden, „der bei allen relevanten Stufen der Massenkommunikati-on zu beobachten ist“ (Dahinden 2006: 59) und daher als integrative Medientheorie angesehen werden kann, die auf Journalisten und Medieninhalte anzuwenden ist. Journalisten bedienen sich laut Dahinden (2006: 67) zwei Arbeitsprozessen, nämlich der Selektion und der Bewertung von Ereignissen. Beide Prozesse stehen im Mit-telpunkt des Framing-Ansatzes. Dieser wird den Nachrichtenfaktoren und den News Bias gegenübergestellt wodurch Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Theorien deutlich gemacht werden sollen. Der Fokus der empirischen Arbeit liegt jedoch auf dem Framing der Medieninhalte. Der Frame-Ansatz ist in den verschiedensten Forschungsdisziplinen (u.a. Entman 1993; Dahinden 2006) zu finden. Die Definitionen weichen teilweise sehr voneinander ab. Eine einheitliche Definition konnte bisher noch nicht erreicht werden, wodurch eine mangelnde Vergleichbarkeit von Studien gegeben ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bestimmte Themen durch Framing mit speziellen Deutungsmustern aufgeladen werden. Damit können sie in den Gedankenkonstrukten der Menschen besser verankert werden. Diese Deutungsmuster werden durch sog. Basis-Frames nach Dahinden (2006) untersucht und durch ein induktiv-quantitatives Verfahren erweitert, um dem Thema dieser Arbeit gerecht werden zu können. Die Frame Analyse dieser Arbeit besteht aus folgenden Schritten: 1. Thematisches Framing, 2. Subthemen Framing, 3. Wertungsorientiertes Framing und 4. Einbettung in Basis-Frames. Ziel, Fragestellung, Hypothese: Ziel der Arbeit ist es, durch die eben beschriebene vierstufige Frame-Analyse, die Deutungsrahmen der Medien in der Berichterstattung über die katholische Kirche festmachen zu können, deren Bedeutungen herauszulesen, und herauszufinden ob sich zeitliche Unterschiede festmachen lassen. Die untersuchungsleitenden Fragestellungen, die sich daraus ergeben sind: Wie wird über die katholische Kirche in den deutschen säkularisierten Printmedien berichtet? Welche Themen, Ereignisse und Akteure werden thematisiert? In welche Frames wird die ka-tholische Kirche eingebettet? Verändert sich die Tendenz der Artikel durch das Ereignis der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II.? Aus der untersuchten Literatur (u.a. Horst 1998; Meier 2006; For-schungskonsortium 2007; Scharnagl 2010) ergaben sich folgende Hypothesen: Wenn über die katholische Kirche berichtet wird, dann dominieren Themen über Personen, also kirchliche Vertreter; sozialen Themen; kirchlichen Ereignisse und innerkirchliche Angelegenheiten. Wenn über die katholische Kirche in der säkularisierten Printberichterstattung berichtet wird, dann wird das Spirituelle vernachlässigt. In den deutschen säkularisierten Printmedien wird mehr negativ über die katholische Kirche berichtet. Durch die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II, der von den Medien meist positiv darge-stellt wurde, hebt sich kurzzeitig eine positive Berichterstattung über die katholische Kirche an, die danach wieder abflacht. Im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die katholische Kir-che dominiert der Konflikt- und Personalisierungsframe. Forschungsdesign: Die induktiv-quantitative Inhaltsanalyse bildet den methodischen Rahmen dieser Arbeit. Diese wurde gewählt, da in einem ersten qualitativen Schritt, durch die Sichtung des Datenmaterials, die zu untersuchenden Kategorien und Variablen gebildet wurden. In dem quantitativen Verfahren konnten dann die Ausprägungen mithilfe statistischer Verfahren (SPSS) gemessen werden. Die Kombination einer qualitativen und quantitativen Vorgehensweise stellte, laut Literatur (Früh 2007; Mayring 2010) und Anwendungsbereich, den zielführensten Weg dar. Das Sample bestand aus 225 Artikeln der Süddeutschen Zeitung, Frankfurter Allgemeine, BILD und taz, welches aufgrund von Gattung, Reichweite, politischer Ausrich-tung und Zielgruppe gewählt wurde. Der Untersuchungszeitraum begann am 11.4.2011 und endete am 11.6.2011. Zu den zentralen Variablen zählen formale Kriterien, Themen, Akteure und deren wertenden Aussagen, die Tendenz und die Frames des Artikels. Ergebnisse: Themen, über die am meisten berichtet wurde, waren Personen im Zusammenhang mit der katholischen Kirche. Dem folgten, erstaunlicher Weise, spirituelle Themen und erst danach konnten innerkirchliche Angelegenheiten und interne Machtkämpfe codiert werden. Über Soziales oder den Missbrauchsskandal wurde nur selten berichtet. Die Themencluster Personen, Spiritualität und Ereignisse wurden positiv dargestellt. Ausserkirchlichen Angelegenheiten stand die Presse ambivalent gegenüber. Dem Innerkirchlichen, dem Missbrauch und den Veränderungen gegenüber waren die Zeitun-gen negativ eingestellt. Akteure, die bevorzugt zu Wort kamen waren evangelische Vertreter und Politiker. Katholische Vertreter kamen erst danach. Die Inhaltsanalyse ergab, dass unerwarteter Weise, das Element der Spiritualität im Zusammenhang mir der katholischen Kirche eine große Rolle spielte. Betrachtet man die gesamte säkularisierte Printberichterstattung, so wurden 52% der Artikel als positiv und 48% als negativ datiert. Daraus ergibt sich eine ausgewogene Berichterstattung. Laut Literatur war mit einer Mehrzahl von negativen Artikeln gerechnet worden. Innerhalb der Printmedien, war die BILD die kirchenzustimmende, die taz die kirchenkritische und die SZ und die FAZ waren die ambivalenten Berichterstatter. Auch die Tendenz der Artikel, betrachtet man den Zeitverlauf, zeigte keine nennenswerte Unterschiede zum Zeitpunkt der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. Die belieb-testen Frames, in die die Themen eingebettet wurden waren: Kon-flikt, Spiritualität und Personalisierung. Die höchsten Korrelationen zwischen Themenclustern und Frames ergaben, dass Spiritualität in spirituelle Rahmen und Missbrauch in gewalttätige Rahmen eingebettet wurden. Ausserkirchliche Angelegenheiten wurden aus einer moralischen, ethischen und einer versöhnenden Perspektive betrachtet. Innerkirchliche Angelegenheiten wurden aus einem wirtschaftlichen Blick gezeigt und Ereignisse wurden in den Frame Personalisierung eingebettet. Als Neuerung, ist ein eindeutiger Trend zum Spirituellen in der Printberichterstattung erkennbar. Dies zeigen nicht nur die Ergebnisse der Untersuchung, sondern auch die Tatsache, dass in jüngster Zeit die Printmedien vermehrt Sonderbeilagen zu den Themen Glaube, Selbstfindung und dem Geistigen herausbringen (vgl. Christ&Welt der ZEIT; Kirchentaz der taz). Literatur: Dahinden, U. (2006). Framing. Eine integrative Theorie der Massenkommunikation. In: W. Hömberg, H. Pürer, & R. Blum, Forschungsfeld Kommunikation (Vol. 22). Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH. Entman, R. M. (1993). Framing. Toward clarification of a fracture paradigm. Source: Journal of Communication 43 (4). In H. Tumber, Journalism. Critical concepts in media and cultural studies (pp. 51-58). New York: Routledge. Forschungskonsortium WJT. (2007). Megaparty Glaubensfest. Weltjugendtag: Erlebnis - Medien - Organisation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH. Früh, W. (2007). Inhaltsanalyse. Theorie und Praxis. 6., überarbeitete Auflage. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH. Horst, G. (1998). Der Umgang der Kirche mit den Medien. In: Ka-tholische Presse oder Die Scheidung der Geister. Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Deutschen Tagespost. Würzburg: Naumann Verlag. Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 11., aktualisierte und überabreitete Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Verlag. Püttmann, A. (2010). Gesellschaft ohne Gott. Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung Deutschlands. Asslar: Gerth Medien GmbH. Scharnagl, Sabine (2010). Kirche und Medien. In: Gott ist treu. Festschrift für Paul Josef Kardinal Cordes. Augsburg: Sankt Ulrich Verlag.
Abstract
(Englisch)
Object of Investigation: The analysis mainly covers the interpretation of the Catholic Church in German secularized print media. In this context it needs to be pointed out that the used media frames assign a certain interpretation to the topic. This viewpoint is being used in order to discuss the relation between journalists and the Catholic Church. Theory: The framing approach is being used for theoretical embedding. Framing is being understood as a multistage dynamic process taking into account all relevant levels of mass media (Dahinden 2006: 59) and therefore as an integrative media theory to be applied to all journalistic and media content. According to Dahinden (2006: 67) journalists mainly use selection and assessment as their core working processes. Both processes are key elements of the framing approach and are being put in contrast to news factors and news bias which results in similarities and differences between theories being indicated. But the focus of the empirical analysis is framing of media content. The framing approach is to be found in various research disciplines (amongst others Entman 1993; Dahinden 2006). Definitions partly vary a lot from each others. A unified definition is still to be identified, resulting in deficient comparability of studies. In summary it is to be said that certain topics are being linked with particular interpretation constructs. Therewith frame topics become more salient for the audience. According to Dahinden (2006) these constructs of interpretation are being analysed through so called basis-frames and are being extended with an inductive quantitative approach in order to meet the requirements of this subject. The Frame analysis of this thesis consists out of the following steps: 1. thematic framing 2. sub-topics 3. value-oriented framing 4. embedment in master-frames Target, Question, Hypothesis: Target of the thesis is to define the interpretation scope of press coverage about the Catholic Church, characterise meanings and identify potential temporal differences by applying the defined 4-layer frame analysis. Hence the leading questions resulting are: In which way is German-speaking secularized press media reporting about the Catholic Church? Which topics, events and stakeholders are being mentioned? Which frames are be-ing applied to report about the Catholic Church? Is there a trend connected with the event of beatification of Pope Johannes Paul II.? The following hypotheses result from the examined literature (amongst others Horst 1998; Meier 2006; Forschungskonsor-tium 2007; Scharnagl 2010): Reports about the Catholic Church are dominated by persons, meaning representatives of the church; social topics; churchly events and ecclesiastic internal affairs. Reports in secularized press neglect aspects of spirituality. German secularized press issues more negative than positive reports about the Catholic Church. The beatification of Pope Johannes Paul II., who has mostly been portrayed in a positive way by media, results in temporary positive reporting about the Catholic Church. The conflict and personalization frame dominates press reports about the Catholic Church. Research Design: This thesis is based on inductive-quantitative content analysis. It has been chosen due to the fact that in a first qualitative screening of data categories and variables are being created. The quantitative procedure enabled the above to be measured with statistical methods (SPSS). According to literature (Früh 2007; Mayring 2010) combining qualitative and quantitative approaches was the most promising method. The sample consists out of 225 articles from the Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine, BILD, and taz, which were chosen due to their political orientation, target group and audience. The evaluation period started on 01.04.2011 and ended on 11.06.2011. Formal criteria, Topics, protagonists including their evaluative statements, tendencies and frames of articles were main variables. Results: Persons, followed by spiritual themes, churchly matters with and infightings were the mostly used subjects in connection with the Catholic Church. Social activities or the sexual abuse affair were hardly reported. Articles about people, spirituality and events were most posi-tive. Articles about church-external matters were mainly am-bivalent and church-internal topics as well as the sexual abuse scandal was reported negatively. Protestants and politicians were the most common actors followed by representatives of the Catholic Church. Content analysis surprisingly indicated that spirituality in connection with the Catholic Church was of prime importance for the media. All secularized press reported 52% in a positive and 48% in a negative way about the church, which means that the news coverage is equalised. Analysed literature provided the impression, that articles would mainly be negative. But BILD seemed to be the church approving newspaper, taz the one that criticised most, and SZ and FAZ stayed neutral. Even during beatification of Pope Johannes Paul II., the tendency of articles showed no alteration. The most popular frames, in which the topics were embedded, were conflict, spirituality and personalization. The highest correlations between theme clusters and frames were observed between: theme cluster spirituality with frame spirituality, sexual abuse affair with violence, out-of-church matters with morality, ethics, justice as well as conciliation. Church emerged matters showed a high correlation with economic frames. Finally, events correlated with personalization. The trend towards a spiritual reorganisation in newspapers is new to the author. This conclusion is not only a result of this research, but also underlined by the fact that newspapers are increasingly introducing special supplements with topics like faith, self-discovery and spirituality (compare Christ&Welt der ZEIT; Kirchentaz der taz). Literature: Dahinden, U. (2006). Framing. Eine integrative Theorie der Massenkommunikation. In: W. Hömberg, H. Pürer, & R. Blum, Forschungsfeld Kommunikation (Vol. 22). Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH. Entman, R. M. (1993). Framing. Toward clarification of a fracture paradigm. Source: Journal of Communication 43 (4). In H. Tumber, Journalism. Critical concepts in media and cultural studies (pp. 51-58). New York: Routledge. Forschungskonsortium WJT. (2007). Megaparty Glaubensfest. Weltjugendtag: Erlebnis - Medien - Organisation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH. Früh, W. (2007). Inhaltsanalyse. Theorie und Praxis. 6., überarbeitete Auflage. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH. Horst, G. (1998). Der Umgang der Kirche mit den Medien. In: Katholische Presse oder Die Scheidung der Geister. Fest-schrift zum 50jährigen Bestehen der Deutschen Tagespost. Würzburg: Naumann Verlag. Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 11., aktualisierte und überabreitete Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Verlag. Püttmann, A. (2010). Gesellschaft ohne Gott. Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung Deutschlands. Asslar: Gerth Medien GmbH. Scharnagl, Sabine (2010). Kirche und Medien. In: Gott ist treu. Festschrift für Paul Josef Kardinal Cordes. Augsburg: Sankt Ulrich Verlag.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Catholic Church press coverage secularization frame media frame framing inductive-quantitative content analysis
Schlagwörter
(Deutsch)
katholische Kirche Printmedien Säkularisierung Frame Media-Frame Framing Inhaltsanalyse induktiv-quantitativ
Autor*innen
Stephanie Saskia Elise Freiin von Luttitz
Haupttitel (Deutsch)
Mediatisierung der katholischen Kirche
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Untersuchung der Medien Frames in der deutschen säkularisierten Printberichterstattung
Paralleltitel (Englisch)
Mediatisation of the Catholic Church ; a media frame analysis of the secularized press coverage in Germany
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
132 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Jürgen Grimm
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.02 Kommunikationstheorie ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.33 Pressewesen ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.40 Nachrichtenwesen
AC Nummer
AC09438053
Utheses ID
14727
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1