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Anspruch und Wirklichkeit regionaler Friedenssicherung
afrikanische Lösungen im 21. Jahrhundert?
Alexander Fritsch
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ingfrid Schütz-Müller
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.16444
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29261.96737.648065-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Mit der kontinuierlichen Ausweitung des Zuständigkeitsbereiches der Vereinten Nationen nach Ende der Systemkonkurrenz mit immer umfassenderen Mandaten und komplexeren Missionen geriet das UN Peacekeeping immer mehr unter Druck. Konzepte wie R2P (responsibility to protect) ließen die internationale Staatengemeinschaft einem postwestphälischen Souveränitätsverständnisses entsprechend immer öfter intervenieren, auch außerhalb des UN- Rahmens. Regionalorganisationen kommt dabei eine tragende Rolle zu, doch wo sie für Befürworter eines regionalen Ansatzes der Friedenssicherung einen verlängerten operativen Arm der Vereinten Nationen darstellen, sehen Kritiker wie u.a. der ehemalige UN-Generalsekretär Boutros-Ghali darin eine potenzielle Aushöhlung des UN-Gewaltmonopols. Nichtsdestotrotz wird gegenwärtig ein Ansatz proklamiert, der „regionale Lösungen für regionale Probleme“ favorisiert Die Stärkung der Regionalorganisationen innerhalb der Friedenssicherung hat zweifelsohne enormes Potenzial, birgt aber auch enorme Risiken. Mit einer größeren Rolle, die man Regionalorganisationen zuerkennt, treten zwei Effekte gleichzeitig auf: Zum einen werden ohnehin schon starke Regionalorganisationen, wie die Europäische Union und die NATO, gestärkt. Sie sind es auch, die das Gewaltmonopol des UN Sicherheitsrats potenziell schwächen können, da sie auch, aber nicht im selben Ausmaß, von Resourcenzuflüssen der internationalen Staatengemeinschaft abhängig sind und daher auch die Frage der Legitimität seitens des UN Sicherheitsrates eine andere Gewichtung hat. Ein weiterer Aspekt bezieht sich auf die internen Zusammensetzungen der jeweiligen Regionalorganisationen. Die Befürchtung, „great powers would engage in neoimperial activities within their regions“ brachte den damaligen UN Generalsekretär Boutros Ghali von einer anfänglich nahezu uneingeschränkt positiven Haltung zu einer sehr kritischen Sichtweise: „He later changed his mind and condemned regionalization as a dangerous idea that threatened to weaken the internationalist basis of the UN.“ Parallel dazu passiert auf der anderen Seite grundsätzlich das genau Gegenteil: Schwache Regionalorganisationen und ihre subregionalen Ableger haben nun zwar mehr Spielraum betreffend ihrer Mandate, allerdings bleibt dieser Spielraum theoretisch, da ihre Kapazitäten stark beschränkt sind, sodass sie weiterhin bei der Erfüllung ihres (nun erweiterten) Mandates abhängig von der internationalen Gebergemeinschaft bleiben. Diese jedoch sieht sich gemäß einem Ansatz, der „regionale Lösungen für regionale Probleme“ favorisiert, immer weniger zuständig. In seiner gegenwärtigen Form entsteht dadurch insbesondere für Afrika der Eindruck, als würden jene Probleme, die die Vereinten Nationen in die Krise schlittern ließen, regionalisiert und ausgelagert, um damit die internationale Staatengemeinschaft aus der Verantwortung zu lassen, ohne maßgeblich Lösungsmöglichkeiten zu eröffnen. Die Arbeit geht diesen Entwicklungen nach und spannt dabei einen Bogen von der theoretischen Auseinandersetzung des Konzeptes Peacekeeping allgemein über die praktischen Implikationen bis hin zu konkreten Lösungsvorschlägen im afrikanischen Kontext, wie zum Beispiel der AU-UN HybridMission UNAMID in Darfur. Es soll aufgezeigt werden, dass das Zusammenspiel zwischen UN und regionalen Partnern netzwerkartig verlaufen muss, um das Potenzial von Regionalorganisationen nutzen zu können und die durch mangelnden Ressourcen auftretenden Negativfolgen weitgehend zu minimieren.
Abstract
(Englisch)
With the end of superpower rivalry, the United Nations scope of responsibility has dramatically increased, manoeuvring the UN in a difficult situation through more and more complex missions and far reaching mandates. Concepts like R2P (responsibility to protect) and a post-westphalian understanding of sovereignty led the international Community to engage more often, even outside the UN-System. Regional organisation are playing a key role in this regard, but where advocates of a regional approach of peace operations see them as extended operative Instrument of the United Nations, critics fear an erosion of the UN- monopoly of power. Nevertheless, a regional approach is currently favoured. There is no doubt that strengthening regional organisations has enormous potential, but also poses some risks. While accepting an increased role of regional organisations, two effects take place at the same time: First, already strong organisations like the European Union or the NATO will be strengthened. And these are the ones that potentially could erode the UNs monopoly of power, because they are largely not dependent on resources of the international community and therefore the question of legitimacy concerning the UN security council has a different weighting. Another aspect refers to the internal composition of some regional organisations. The fear, that “„great powers would engage in neoimperial activities within their regions“ brought the former UN secretary general Boutros-Ghali to rethink his approach from an entirely positive recognition towards a more critical view: „He later changed his mind and condemned regionalization as a dangerous idea that threatened to weaken the internationalist basis of the UN.“ On the other side, the opposite is happening: Weak organisations and its sub-regional subsidiaries have now more elbowroom concerning their mandates, but are still limited due to their short capacities. That means that, despite their broadened Mandate, these organisations remain dependent on the international donor community, which sees itself, according to a “regional solutions for regional problems” approach, not competent anymore. In the current form one gets the impression that, particularly in Africa, those problems, that led the United Nations into its severe crisis, are being regionalized and outsourced to discharge the international community from its liability without offering any solutions. This paper examines these developments and draws a bow from the theoretical debate on Peacekeeping in general and its practical implications to concrete alternatives in the African context, like for example the AU- UN hybrid mission UNAMID in Darfur. It should demonstrate that the interaction between the UN and regional partners has to be network-like, to use the potential of regional organisations while minimizing the negative aspects due to a shortage of regional resources.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Peace conflictmanagment Peacekeeping new wars United Nations African Union ECOWAS Africa regional organisations responsibility to protect Agenda for Peace
Schlagwörter
(Deutsch)
Friedenssicherung Konfliktforschung Neue Kriege Peacekeeping Vereinte Nationen Regionalorganisationen Afrikanische Union ECOWAS Afrika Konfliktbearbeitung
Autor*innen
Alexander Fritsch
Haupttitel (Deutsch)
Anspruch und Wirklichkeit regionaler Friedenssicherung
Hauptuntertitel (Deutsch)
afrikanische Lösungen im 21. Jahrhundert?
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
120 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ingfrid Schütz-Müller
Klassifikationen
89 Politologie > 89.60 Politische Organisationen: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.71 Internationale Zusammenarbeit: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.72 Internationale Organisationen ,
89 Politologie > 89.79 Internationale Konflikte: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.90 Außenpolitik, Internationale Politik
AC Nummer
AC08877605
Utheses ID
14748
Studienkennzahl
UA | 300 | | |
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