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„Warum zahlen wir Steuern? Wirtschaftspsychologische Determinanten des Steuerverhaltens“
Herbert Schwarzenberger
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Erich Kirchler
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.17005
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30032.06449.640164-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Warum zahlen wir Steuern? Weil wir gesetzlich dazu verpflichtet sind, weil wir uns dem Staat und der Gemeinschaft verpflichtet fühlen, um den Sanktionen der Behörden zu entgehen, oder etwa weil wir kühle und nutzenmaximierende Akteure sind und es sich schlichtweg nicht auszahlt, Steuern zu hinterziehen? Die fünf Beiträge (vier Zeitschriftenartikel und ein Buchkapitel) der vorliegenden kumulativen Dissertation setzen sich mit wirtschaftspsychologischen Determinanten von Steuerverhalten auseinander und suchen nach Antworten auf folgende Fragestellungen: Wer sind die österreichischen Steuerzahler, lassen sich verschiedene Typen aufgrund von soziodemographischen Parametern oder unterschiedlichen Motiven identifizieren? Welche Rolle spielen Vertrauen und Macht in Bezug auf die Behörden, lässt sich die Effektivität ökonomischer Variablen wie Prüfungen und Strafen mit psychologischen Ansätzen erklären, und welche Rolle spielen Emotionen beim Steuerzahlen? Der erste Beitrag beschreibt und diskutiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede eines repräsentativen Samples österreichischer Selbständiger in deren Steuerverhaltensintentionen und Einstellungen bezüglich wahrgenommener Steuergerechtigkeit. Vor allem die Höhe des Einkommens und die politische Orientierung scheinen maßgebliche Faktoren zu sein. Beide stehen im Zusammenhang sowohl mit der berichteten Steuerehrlichkeit als auch mit der wahrgenommenen Steuergerechtigkeit. In Beitrag Zwei wird mittels Clusteranalyse eine Typologie selbständiger Steuerzahlerinnen und Steuerzahler auf der Basis von motivationalen Grundhaltungen generiert. Es zeigt sich, dass positive oder negative Einstellungen zu Steuern nicht zwangsläufig zu Steuerehrlichkeit oder Steuerhinterziehung führen, beziehungsweise dass kooperatives und unkooperatives Verhalten aus unterschiedlichen Motiven heraus entsteht. Der dritte Beitrag widmet sich dem “slippery slope” framework, einem alternativen (Steuer-)Forschungsansatz, der davon ausgeht, dass es zwei Schlüsselfaktoren in Bezug auf das Steuerverhalten gibt – Vertrauen und Macht – und dass diese im Zusammenspiel, zwei unterschiedliche Formen von Steuerehrlichkeit – freiwillige und erzwungene – bewirken. Es konnte nachgewiesen werden, dass einerseits freiwillige Steuerehrlichkeit in erster Linie vom wahrgenommenen Vertrauen in die Steuerbehörden, und andererseits erzwungene Steuerehrlichkeit hauptsächlich von der den Steuerbehörden zugeschriebenen Macht beeinflusst wird. Im vierten Beitrag wird die Dynamik der Steuerehrlichkeit abhängig von Steuerprüfungen analysiert. In einer experimentellen Studie werden die Verhaltensintentionen eines studentischen Samples in Abhängigkeit von der Frequenz und Sequenz der experimentellen Steuerprüfungen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Fehleinschätzung von Wahrscheinlichkeiten eine starke Einflussvariable ist. Eine Steuerprüfung führte in der unmittelbar darauffolgenden Periode zu einem signifikanten Abfall des deklarierten Einkommens, welches sich jedoch in den darauffolgenden Perioden wieder signifikant erhöhte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass vor allem unmittelbar aufeinanderfolgende Steuerprüfungen und Prüfungen am Beginn von selbständiger Erwerbstätigkeit zu einer robusten Erhöhung der Steuerehrlichkeit führen. Beitrag Fünf erweitert den Forschungsgegenstand um den Einfluss von Emotionen auf Steuerethik und Steuerehrlichkeit. Die Resultate zeigen, dass Emotionen, hervorgerufen durch kognitives und affektives „Priming“ und die Einfachheit der Abrufbarkeit von Informationen Steuerverhaltensintentionen moderieren. Darüber hinaus wird gezeigt, dass auch die Effektivität von Steuerprüfungen und Steuerstrafen von affektiven Komponenten moderiert wird. In der vorliegenden Arbeit wurde einerseits die Bedeutung der alternativen Ansätze unterstrichen, andererseits die enorme Breite des Spektrums wirtschaftspsychologischer Einflussvariablen aufgezeigt. Seien es, wie hier vorgestellt, Motive, Macht und Vertrauen, Fehleinschätzungen oder Emotionen, das Feld ist weit und vielfach noch unbestellt. Eine weitere, noch differenziertere und dennoch praxisnahe wissenschaftliche Auseinandersetzung ist sinnvoll und ist auch notwendig, um steuerpsychologische Erkenntnisse in die Steuergesetzgebung mit einfließen zu lassen.
Abstract
(Englisch)
Why do we pay taxes? Because we are legally obliged to do so, because we feel obligated to the state and the community? In order to escape the sanctions of the authorities, or perhaps because we are cool and calm utility-maximizing actors and evading taxes is simply a business that doesn't pay? The five papers (four journal articles and one book chapter) of the present cumulative dissertation highlight economic and psychological determinants of tax behavior and look for answers to the following questions: Who are the Austrian taxpayers and is it possible to identify different types of taxpayers due to socio-demographic parameters or different motivational postures? What is the role of trust and power in relation to the authorities and is it possible to explain the effectiveness of economic tax variables such as audits and penalties with psychological approaches, and finally what is the role of emotions in paying taxes? The first article describes and discusses the similarities and differences of a representative sample of Austrian self-employed tax payers in their behavioral intentions and attitudes regarding perceived fairness. Above all, the level of income and political orientation seem to be significant factors. Both are associated with the reported tax compliance as well as with the perceived tax fairness. In contribution two a typology of self-employed taxpayers on the basis of motivational postures is generated by using cluster analysis. It turns out that positive or negative attitudes about taxes do not necessarily lead to tax evasion or tax compliance, and that cooperative or uncooperative behavior arises from various motives. The third article is devoted to the "slippery slope" framework, an alternative (tax-)research approach, which assumes that there are two key factors in relation to tax behavior - trust and power - and that these in combination causes, two different forms of tax compliance - voluntary and enforced. It was demonstrated that voluntary tax compliance in the first place is affected by the perceived trust in tax authorities, and on the other hand enforced tax compliance is affected by the power attributed to tax authorities. In the fourth contribution the dynamics of tax compliance depending on tax audits are analyzed. In an experimental study, the behavioral intentions of a student sample as a function of frequency and sequence of experimental tax audits are analyzed. The results show that misperception of chance is a strong predictor. A tax audit in the immediately following period leads to a significant decrease of the declared income. This, however, in subsequent periods increases significantly again. The results suggest that, especially immediately following tax audits and audits at the beginning of self-employment lead to a robust increase in tax compliance. Article five expands the research subject about the influence of emotions on tax ethics and tax compliance. The results show that affective priming and the ease with which moral judgments are retrieved moderate tax ethics. We also show that the relative effectiveness of deterrence, such as tax fines and audit probabilities, is moderated by affect. In the present work on the one hand the importance of alternative approaches was highlighted, on the other hand, the enormous width of the spectrum of psychological variables influencing tax behaviour was illustrated. As here presented, motivational postures, power and trust, misperception of chance or emotions - the field is wide and often still untilled. Another, even more sophisticated and yet practical scientific analysis makes sense and is also necessary to incorporate psychological insights into the tax legislation.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
self-employed taxpayers tax compliance tax evasion fairness motivational postures power trust misconception of chance loss repair audits sanctions affect emotions tax ethics
Schlagwörter
(Deutsch)
selbständige Steuerzahler Steuerehrlichkeit Steuerhinterziehung Steuergerechtigkeit motivationale Grundhaltungen Macht Vertrauen Fehleinschätzung von Wahrscheinlichkeiten Verlustreparatur Prüfungen Sanktionen Affekt Emotionen /Steuerethik
Autor*innen
Herbert Schwarzenberger
Haupttitel (Deutsch)
„Warum zahlen wir Steuern? Wirtschaftspsychologische Determinanten des Steuerverhaltens“
Paralleltitel (Englisch)
"Why we pay taxes? Economic psychological determinants of tax behavior"
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
135 S. : Ill, graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Erik Hölzl ,
Eduard Brandstätter
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.93 Angewandte Psychologie ,
83 Volkswirtschaft > 83.05 Wirtschaftssoziologie, Wirtschaftspsychologie
AC Nummer
AC08844766
Utheses ID
15236
Studienkennzahl
UA | 784 | 298 | |
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