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Transsexualität revisited
Un/Ordnung der Geschlechterdichotomie
Martina Feichtinger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Rudolf Richter
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1864
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29808.72818.248060-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ich bin in meiner Forschungsarbeit von der These ausgegangen, dass Transsexualität Geschlechterdichotomien nicht nur ins Wanken bringen, sondern gleichwohl auch verstärken können. In einem ersten Teil habe ich Transsexualität kontextualisiert, sowohl begriffsgeschichtlich, als auch in einem aktuellen Zusammenhang von politischer Bewegung, akademischen Debatten und geltendem Recht. Besonderes Augenmerk habe ich dabei auf feministische Diskurse und solidarische Kritik daran gelegt. Die Frauen- und Genderforschung hat sich lange Zeit mit einer Unterscheidung von sex und gender als biologische und sozialisierte Kategorien zufrieden gegeben. Es war zu zeigen, dass ein enges Bild von Biologie, wie das sex/gender-Konzept es zeichnet, nicht genügt, um Transsexualität und ihre Implikationen auf Geschlechtersystematisierungen zu erklären. Ein wichtiger Aspekt im wissenschaftlichen Arbeiten zur Transsexualität ist es, wahrzunehmen welche Rolle die Medizin spielt. Historisch betrachte war die Medikalisierung der Transsexualität für die Ablösung vom strafrechtlichen Diskurs bedeutsam und ist sicherlich – unter anderem – auch positiv zu bewerten. Im letzten Jahrhundert, und dabei vor allem in den letzten vierzig Jahren, ist mit der Erforschung von Transsexualität viel Geld in die akademische Medizin geflossen. Nicht zuletzt das dürfte ein Grund für die enge Anbindung der Transsexualität an die Medizin sein – mensch kann feststellen, dass eine Re-Medikalisierung stattfindet, anstatt, wie Hirschauer (1997) es fordert, eine Entkoppelung von Geschlechterwandel und Medizin. Gleichzeitig bietet die Medizin aber kein Dazwischen an, sondern fällt in den Kanon der Geschlechterdichotomie mit ein und reproduziert ihn durch die angebotenen Möglichkeiten des einen oder des anderen Geschlechts (männlich/weiblich), das jeweils durch operative oder hormonelle Behandlung erlangt werden kann. Die Performanz auf der äußerlichen Ebene (Auftreten, Schminken und vor allem Kleiden) habe ich in einem letzten Kapitel diskutiert und bin zum Schluss gekommen, dass sie bzw. ihr Erfolgsversprechen, nicht anders als bei Nicht-Transsexuellen, sowohl von den Reaktionen in und durch interaktiven Situationen abhängig gemacht wird, als auch von internalisierten Vorstellungen dessen, wie mann oder frau zu sein hat. Der Unterschied zu Nicht-Transsexuellen besteht darin, dass Transsexuelle einmal mehr den Beweis antreten müssen, ein bestimmtes Geschlecht zu haben, weil es ihnen möglicherweise nicht „angesehen“ wird. Die These, die ich meinen Recherchen vorangestellt habe, kann in ihrer Widersprüchlichkeit bestätigt werden – es lässt sich belegen, dass Transsexualität die Geschlechterdichotomie verstärkt, weil in dem Bemühen um ein gelungenes passing Rollenbilder noch definierter und eindeutiger übernommen werden, als es Nicht-Transsexuelle nötig zu haben meinen. Dem gegenläufig lässt sich aber auch feststellen, dass auf diskursiver Ebene eine Destabilisierung der dichotomen Annahme stattfindet, indem erneut gefragt wird, wie Normalisierungsprozesse stattfinden, und damit die Norm als Konstruktion bestätigt wird.
Abstract
(Englisch)
I started my research from the assumption that transsexuality would not only be able to question gender dichotomy, but also to consolidate this concept. In the first part of my thesis I have discussed transsexuality in a broader context as to understand it within a terminological history, within the context of political movements, academic debates and the law. I especially focused on feminist debates and a sympathetic critique of those. Women and gender studies have for a long time distinguished between a biological sex and a cultural gender category. It was to be shown that this narrow picture of biology as drawn within the sex/gender concept, is not sufficient to explain transsexuality and its impact on the systematizing of gender. Another important aspect when talking about transsexuality is to consider the role medicine plays within. Historically spoken, the medicalization of transsexuality partly replaced the criminalization and was thus important and positive. In the course of the last century, and especially in the last forty years, medicine culminated lots of financing by researching on transsexuality. This might not be the least reason for its sticking to it – one can notice a re-medicalization instead of, following Hirschauer’s (1997) argumentation, a decoupling of medicine and the change of sex. At the same time, medicine is offering no possibilities for “in between” and thus reproduces the idea of gender dichotomy by offering only the one sex or the other (male/female) that can be reached by surgical or hormonal treatment. In the last chapter I have discussed performance on an outer level (behaviour, makeup, clothes) and have come to the conclusion that performance itself and its promises to succeed are dependent from the reaction of “the other” in an interactive setting as well as on internalised conceptions on how one has to be as a woman or a man. This is the same for transsexuals and non-transsexuals. The difference is though that transsexuals are urged to prove that they are of a certain gender, because the other might not „recognize“ it right away. The assumption I have put on the beginning of my research can after all be confirmed even in its own antagonism – it can be stated that transsexuality consolidates the concept of gender dichotomy because by trying to pass, gender roles are taken over even more thoroughly than they would ever be by non-transsexuals. On the other side one can see that at least on a level of discourse, dichotomy is destabilised by asking how normalization processes take place and thus confirm the fact that the norm is a product of construction.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
transsexuality transgender doing gender gender dichotomy passing social construction of sex and gender heteronormativity queer sex gender
Schlagwörter
(Deutsch)
Transsexualität Transgender Geschlechterdichotomie doing gender Passing soziale Konstruktion von Geschlecht Das dritte Geschlecht Heteronormativität queer sex
Autor*innen
Martina Feichtinger
Haupttitel (Deutsch)
Transsexualität revisited
Hauptuntertitel (Deutsch)
Un/Ordnung der Geschlechterdichotomie
Paralleltitel (Englisch)
Transsexuality revisited
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
106 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Rudolf Richter
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.25 Sexualität ,
71 Soziologie > 71.31 Geschlechter und ihr Verhalten
AC Nummer
AC07083605
Utheses ID
1532
Studienkennzahl
UA | 122 | 295 | |
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