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Kritische Auseinandersetzung mit dem Terminus Weltlandschaft
Harald Stegmüler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Monika Dachs-Nickel
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.17165
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29517.51643.312163-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der kunsthistorische Begriff Weltlandschaft wird von der Wissenschaft bzw. auch von Künstlern der Gegenwart oft verwendet, um eine bestimmte Landschaftsdarstellung bzw. einen bestimmten Landschaftstypus zu beschreiben. Diese Diplomarbeit thematisiert die Problematik, dass einem wissenschaftlichen Fachbegriff, wie die „Weltlandschaft“ einer ist, oft keine genaue Definition zu Grunde liegt. Es fehlen gewissermaßen bestimmte Kriterien, die den Terminus genau abgrenzen. Die Arbeit setzt sich daher auch mit der Begriffsgeschichte des Terminus auseinander, denn schon begriffsgeschichtlich ist festzustellen, dass seit der ersten Erwähnung des Wortes „Weltlandschaft“ im Jahre 1905, ständig neue Kriterien, die manchmal den bereits aufgestellten Begriffsdefinitionen teilweise entgegengesetzt sind, genannt wurden. Diese Arbeit soll das Phänomen aufzeigen, dass auch ein wissenschaftlicher Begriff einem ständigen Wandel unterworfen sein kann und so dementsprechend vielseitig anwendbar gemacht wird. Damit eröffnen sich verschiedene Deutungsmöglichkeiten, die den Terminus Weltlandschaft den Charakter einer Denkkategorie verleihen. Der kunsthistorische Begriff Weltlandschaft ist eingebettet in die Begriffsgeschichte des Terminus Landschaftsmalerei. Kunsthistoriker des beginnenden 20. Jahrhunderts prägten den Begriff Weltlandschaft und brachten ihn in Bezug zur niederländischen Malerei um 1500, besonders aber mit dem Maler Joachim Patinir. Die Erfindung der Weltlandschaft fiel zusammen mit der autonomen Bildform „Landschaft“, d.h. in der Umbruchzeit um 1500, also vom Mittelalter in die beginnende Neuzeit, entwickelte der Mensch im Allgemeinen und der Künstler im Besonderen ein neues Bewusstsein für die Natur. So wurde die Landschaft als allein bildwürdiges Thema begriffen und so zum projektiven Bild, welches menschliche Gefühle wie Hoffnung oder Sehnsucht, beim Betrachter evozieren soll. Diese emotionalisierte Naturabbildung spielte eine wesentliche Rolle bei der Beschreibung bzw. Definition der ersten Weltlandschaften. Die Natur als Produkt des theoretischen Geistes führte zur Erfindung der Landschaftsmalerei im Allgemeinen und der Weltlandschaft im Besonderen. Da die Art der Darstellung eines Raumes immer auch einen Ausdruck der geistigen bzw. philosophischen Grundgedanken widerspiegelt, ist daher ideengeschichtlich besonders die „Weltlandschaft“ ein sehr ergiebiges Feld, wurde doch hier bewusst der seit Jahrhunderten festgesetzte Kanon der christlichen Bilderwelt verlassen. Diese neu entdeckte Welt wurde von selbstbewussten Künstlern der beginnenden Neuzeit in ihren Bildern verarbeitet; es überrascht daher nicht, dass Ausnahmekünstler wie Leonardo da Vinci oder Albrecht Dürer maßgeblichen Anteil am autonomen Landschaftsbild hatten. Aufbauend darauf schuf dann Joachim Patinir die so genannte Weltlandschaft. So wurde der Begriff Weltlandschaft schon im beginnenden 20. Jahrhundert immer mit dem Maler Joachim Patinir in Bezug gebracht. Auf Patinir aufbauend wurde der Landschaftstypus „Weltlandschaft“ von vielen Künstlern, wie z.B. Pieter Bruegel der Ältere, weiterentwickelt, diese Entwicklung ging dann von der Romantik bis in die Gegenwart. Dementsprechend schwierig wurde und wird es, eine genaue Begriffsdefinition der „Weltlandschaft“ zu formulieren. Die heutige Wissenschaft verwendet den Begriff Weltlandschaft daher eher im Sinne einer Denkkategorie, die sich allerdings nicht mit rein formalen Kriterien beschreiben lässt; dementsprechend kann und wird der Terminus „Weltlandschaft“ auch sehr individuell bzw. frei eingesetzt. Literatur: Bodenhausen, Eberhard Frh. von, Gerard David und seine Schule, München 1905. Fechner, Renate, Natur als Landschaft. Zur Entstehung der ästhetischen Landschaft, Frankfurt/Main 1986. Schneider, Norbert, Geschichte der Landschaftsmalerei. Vom Spätmittelalter bis zur Romantik, Darmstadt 2009. Stierle, Karlheinz, Francesco Petrarca. Ein Intellektueller in Europa des 14. Jahrhunderts, München/Wien 2003. Wolf, Norbert, Landschaft und Bild. Zur europäischen Landschaftsmalerei vom 14. bis 17. Jahrhundert, Passau 1984. Zinke, Detlef, Patinirs Weltlandschaften. Studien und Materialien zur Landschaftsmalerei im 16. Jahrhundert, Frankfurt/Main 1977.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Weltlandschaft Entwicklung der Landschaftsmalerei Niederländische Malerei um 1500
Autor*innen
Harald Stegmüler
Haupttitel (Deutsch)
Kritische Auseinandersetzung mit dem Terminus Weltlandschaft
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
127 S. : zahlr. Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Monika Dachs-Nickel
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte
AC Nummer
AC08835731
Utheses ID
15384
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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