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L’évolution du rôle de la Charte de la langue française dans le conflit linguistique au Canada et au Québec
Catharina Blagotinsek
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Georg Kremnitz
DOI
10.25365/thesis.17376
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30434.94929.288063-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Kanada sieht sich heute als zweisprachige Nation, die Minderheitensprachen und Sprachen der Ureinwohner respektiert und akzepiert. Die beiden offiziellen Amtssprachen Kanadas sind französisch und englisch. Die Provinz Québec ist jedoch die einzige Provinz Kanadas, in der französisch die einzig offizielle Sprache ist. Das Bestreben der Québécois, ein unabhängiger souveräner Staat zu werden, besteht schon seit Jahrzehnten und rührt her von der geschichtlichen Entwicklung Kanadas, der Kolonialisierung, der Machtwechsel zwischen Franzosen und Briten und des damit einhergehenden Wechseln der Gebrauchssprachen. Identität ist an Sprache gebunden und vice versa, es handelt sich um eine Wechselwirkung die für die eigene Identitätsbildung und für die Identifizierung einer Gruppe, einer Nation oder einem Volk von größter Bedeutung ist, daher war und ist es für die Québécois von höchster Wichtigkeit, die Sprache und die eigene Identität in und für ihre Provinz zu bewahren. Die Unabhängigkeitsreferenden in Québec gingen zwar immer zu Ungunsten der Québécois aus, das Bestreben nach einer einzigen offiziellen Sprache jedoch, französisch, fand zunächst im Jahr 1974 mit dem Einführen des Gesetzes zur offiziellen Sprache, drei Jahre später mit dem Inkrafttreten der Charte de la langue française endgültig ein offizielles und legales Fundament.
Im offiziell zweisprachigen und überwiegend anglophonen Kanada gibt es jedoch große sprachpolitische Unterschiede in den 10 Provinzen und 3 Territorien, nicht nur was die tatsächlichen Sprachverhältnisse betrifft sondern vor allem betreffend den offiziellen Status in der jeweiligen Provinz. Das Provinzensystem erlaubt es jeder einzelnen Provinz ihre Gesetze autonom festzulegen, in Abstimmung und Übereinstimmung mit den nationalen Gesetzen. So kam es im Jahr 1977, dass das gouvernement québécois die Einführung der Charte de la langue française in Québec bewirkte, die das Französisch als einzig offizielle Sprache der Provinz deklarierte. Von da an bestimmten die Gesetze der Charte die Verwendung von Sprache im öffentlichen Bereich, die Medien, den Handel, die Werbung, die Beschilderung, die Administration, die Justiz, die Bildung und den Arbeitsmarkt. Die Einwohner Québecs, davon die große Mehrzahl frankophon, viele von ihnen ausschließlich und einige zweisprachig die sich aber dennoch größtenteils frankophon sehen, waren über die Einführung der Charte sehr erfreut, da die Gesetzgebung nun ihrem jahrelangen Bestreben nach dem Durchsetzen des Französischen als einzig offizielle Sprache Recht gab und dieses Recht auch mit einem ausführlichen Gesetzestext unterstützte, der wenig Spielraum zur Auslegung gab. Die Geltungsbereiche der Charte waren sehr weitgreifend und umfassend, sodass die anglophone Gemeinschaft, die in Québec ohnedies schon sehr klein war, sich bald von den Auswirkungen der Charte bedroht und diskriminiert fühlte. Das private aber auch das öffentliche und berufliche Leben wurde größtenteils durch die Bestimmungen und Gesetze der Charte definiert und aus Sicht der Anglophonen eingeschränkt. Aus Sicht der Frankophonen jedoch wurden die allgemeinen Umstände erweitert und der Spiel- und Geltungsbereich des Französischen wurde vergrößert. In der Folge verschlechterte sich das ohnehin schon gespannte Verhältnis zwischen Anglophonen und Frankophonen, da erstere sich plötzlich als Außenseiter und Diskriminierte im eigenen Land fühlten und die bis dahin innegehaltene Position der mächtigeren Sprachgruppe aufgeben musste. Doch auch von Seiten der Frankophonen verbreitete sich kurz nach Einführen der Charte Unmut, da sich die anglophone Gemeinschaft für ein Außerkraftsetzen der Charte aufgrund von angeblichen Gesetzeskonflikten mit bestehendem nationalem kanadischem Recht stark machte. Als frankophoner Kanadier sah man sich mit der Situation konfrontiert, die gerade erst erworbenen sprachpolitischen Rechte wieder abgeben zu müssen, da diese angegriffen wurden. Der Aufruhr führte dazu, dass die Bestimmungen der Charte abermals genau geprüft und mit geltendem kanadischem Recht, wie zum Beispiel der Verfassung oder anderen Gesetzen abgeglichen wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die Charte gewisse Artikel bestimmte, die nicht mit nationalen Gesetzen konform gingen und gewisse sprachliche und ethnische Gruppen diskriminierten. Diese wurden nach und nach modifiziert und adaptiert, teilweise sogar gänzlich abgeschafft, was für die anglophone Gemeinschaft jedes Mal einen kleinen Teilsieg im nicht enden wollenden Sprachkonflikt bedeutete.
Die Auswirkungen und Folgen der Charte waren umfassend und sehr komplex, so hatten sie einen indirekten Einfluss auf die Migrationsbewegungen der Provinz, auf demographische Gegebenheiten, auf folgliche sprachpolitische Entscheidungen, sowie auf den Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Domänen. Eine große Veränderung stellte auch die neue Struktur der Organe der Charte dar, die die Bestimmungen der Charte ausführten. Aufgaben der Sprachpolitik wurden reorganisiert und neue Organe wurden ins Leben gerufen, die die Französisierung und die Frankophonie im Allgemeinen stärken und fördern sollten.
Bis kürzlich erst wurden noch gewisse Paragraphen und Artikel abgeändert, was sowohl die Aktualität des Themas als auch die Wichtigkeit und die Stellung der Charte widerspiegelt, jedoch auch den kontinuierlichen Sprachkonflikt zwischen Englisch- und Französischsprachigen impliziert. Die Charte de la Langue française stellt für die frankophone Gemeinschaft in Québec aber auch im gesamten Land Kanadas das wichtigste sprachpolitische Gesetz dar, welches bis heute an Status und Wichtigkeit trotz zahlreicher Abänderungen nicht verloren hatte. Jedoch wird es zweifelsohne auch künftig noch Bestrebungen geben, diesen Text zu schwächen und somit das Französische, das sich ohnehin schon im Kontext der Gesamtnation in einer stark unterlegenen Position befindet.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Quebec Linguistique Canada Charte
Autor*innen
Catharina Blagotinsek
Haupttitel ()
L’évolution du rôle de la Charte de la langue française dans le conflit linguistique au Canada et au Québec
Paralleltitel (Deutsch)
Die Entwicklung und die Rolle der Charte de la langue française im sprachlichen Konflikt in Kanada und in Québec
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
IV, 90, XXXIII S. : graph. Darst.
Sprache
Beurteiler*in
Georg Kremnitz
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.23 Mehrsprachigkeit
AC Nummer
AC08877359
Utheses ID
15574
Studienkennzahl
UA | 236 | 346 | |