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Tacuinum sanitatis in medicina
Codex Vindobonensis Series nova 2644 der Österreichischen Nationalbibliothek ; Studien
Regina Hadraba
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Michael Viktor Schwarz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.17466
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30427.85341.815954-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um Studien zum Codex Vindobonensis Series nova 2644 der Österreichischen Nationalbibliothek, der unter dem Titel Tacuinum sanitatis in medicina bekannt ist. Der erste Teil der Arbeit beschreibt die Entstehung der Tacuinum-Handschriften von ihrer ursprünglichen Gestaltung und Verwendung bis hin zur Bilderhandschrift des 14. Jahrhunderts. Die neun Handschriften, die in einem Zeitraum von 100 Jahren entstanden sind, werden im Anschluss chronologisch aufgelistet und beschrieben. Der Hauptteil der Arbeit ist dem Wiener Tacuinum gewidmet. Der Auftraggeber und der erste Besitzer sind nur bedingt nachweisbar. Das Wappen konnte zwar als das der Veroneser Familie Cerruti identifiziert werden, doch bezüglich der dazugehörigen Helmzier gibt es nur schwache Anhaltspunkte. Ob die Handschrift tatsächlich in Verona entstanden ist oder einen lombardischen Ursprung hat, kann ebenfalls nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden. Die Ähnlichkeit einiger Personen mit Gian Galeazzo Visconti und Anleihen aus dem Bergamoer Skizzenbuch verweisen durchaus in die Lombardei. In neun Kapiteln wird versucht, bestimmte Muster in der Handschrift aufzuzeigen. Ein Prinzip in der Ausführung ist dabei die Beschränkung der dargestellten Personen auf grundsätzlich zwei Gruppen, jene des adelig-höfischen Milieus und jene der handwerklich-bäuerlichen Bevölkerung. In wenigen Fällen treten fernöstlich anmutende Personen auf. Die ersten drei Kapitel beschäftigen sich mit den Modellen, unter denen Natur und Architektur abgehandelt wurden. Dabei wird aufgezeigt, dass die Werkstattmitarbeiter das Modell der „Einraumhäuser“ mit aufgeklappter Hausfront verwendeten, um Abläufe im Inneren des Gebäudes sichtbar zu machen. In manchen Miniaturen in der freien Natur wurde die Landschaft teppichartig nach oben gezogen, um Platz für umfangreiche szenische Darstellungen zu gewinnen. Danach folgen zwei Kapitel über Kleidung und Pflanzenmotive. Was die Kleidung betrifft, wird gezeigt, dass die Künstler besonderen Wert auf Detailreichtum der adelig-höfischen Personengruppe legten, bei der handwerklich-bäuerlichen Bevölkerung wird auf modische Details und ein breites Farbspektrum verzichtet. Die stilistisch und farblich gleich aufgebauten Pflanzenmotive hingegen ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Codex. Nur beispielhaft können in einem weiteren Kapitel narrative Ansätze aufgezeigt werden. Sowohl im Bild selbst als auch zwischen den Bildern finden erzählerische Abläufe statt, die heute nicht mehr restlos nachvollzogen werden können. Die Möglichkeit, dass Gian Galeazzo Visconti in einigen Bildern dargestellt sein kann, wird ebenfalls erläutert. Ein Kapitel hat den besonders auffallenden Stilwechsel in der zwölften Lage der Handschrift zum Inhalt. Hier bleibt die Frage offen, ob es Wunsch des Auftraggebers oder Zufall war, dass dieser Meister mit dem sehr weichen, malerischen Duktus ein ganzes Quaternio anfertigen sollte. Als letzter Punkt wird versucht, einen Aspekt herauszuarbeiten, der im Grunde ein wichtiges Charakteristikum der mittelalterlichen Gesellschaft darstellte: die Armut. Grundsätzlich werden die realistische Darstellungsweise und die gute Beobachtungsgabe der Künstler des Wiener Tacuinums in der Fachliteratur immer wieder betont und können durchaus bestätigt werden. Die Beobachtung der Umgebung fiel jedoch sehr selektiv aus, denn bei einem ca. 50%igem Anteil an armer und hungernder Bevölkerung müsste auch die Handschrift ein viel leidvolleres Bild des Mittelalters ergeben. Die einzelnen Miniaturen zeigen einiges über höfische Kultur und geben Aufschluss über zahlreiche handwerkliche Tätigkeiten, aber man erfährt wenig über soziale Gegebenheiten. Der letzte Punkt führt am deutlichsten vor Augen, dass eine Betrachtung der mittelalterlichen Lebensweise nicht durch einzelne Bilder einer Handschrift erfolgen kann. Die Rezeption muss immer auch im Hinblick auf den Auftraggeber, der ein Werk zu einem bestimmten Zweck erstellen ließ, erfolgen, Die Studien zum Wiener Tacuinum werden durch Vergleiche mit profanen und sakralen Darstellungen ergänzt. Besonders der Lütticher Codex, der etwa zur gleichen Zeit wie das Wiener Tacuinum entstanden ist, bietet eine sehr kontrastreiche Entsprechung, die jedoch geeignet ist, inhaltliche Unterschiede herauszuarbeiten. Die Leistung der Buchmaler des Wiener Tacuinums liegt vor allem in der detailfreudigen Wiedergabe ihrer Umwelt und der durchgehend lebendigen und erzählerischen Gestaltung der Miniaturen, die aus diesem Grund immer wieder Eingang sowohl in die Fach- als auch Populärliteratur finden.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Buchmalerei Trecento Oberitalien
Autor*innen
Regina Hadraba
Haupttitel (Deutsch)
Tacuinum sanitatis in medicina
Hauptuntertitel (Deutsch)
Codex Vindobonensis Series nova 2644 der Österreichischen Nationalbibliothek ; Studien
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
115 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Michael Viktor Schwarz
Klassifikation
20 Kunstwissenschaften > 20.89 Kunstgeschichte: Sonstiges
AC Nummer
AC08854243
Utheses ID
15655
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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