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Interaktive Dynamik der von Laien vermittelten Behördenkommunikation unter besonderer Berücksichtigung der Neutralitätsfrage
Hannah Brigitta Zutz
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Zentrum für Translationswissenschaft
Betreuer*in
Franz Pöchhacker
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.17607
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30169.42647.635770-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Abstract (Deutsch) Die vorliegende Studie widmet sich der Frage nach der Heranziehbarkeit von nicht professionalisierten SprachmittlerInnen und untersucht, bis zu welchem Punkt es notwendig ist, sich bei der Vermittlung von Behördengesprächen durch eine professionelle KommunaldolmetscherIn unterstützen zu lassen. Die Untersuchung behandelt die interaktive Dynamik solcher Dolmetschsituationen, wobei der Fokus auf die dafür erforderlichen translatorischen Kompetenzen, das Rollenbild von DolmetscherInnen (aus der Sicht von ExpertInnen und KommunikationsteilnehmerInnen) und die damit in Zusammenhang stehende Neutralitätsfrage gelegt wurde. Da ein quantitativer Ansatz im Hinblick auf die Analyse einer solchen Forschungsfrage nur schwer umzusetzen ist, konzentriert sich die Arbeit auf die qualitative Darstellung der Abläufe eines konkreten gedolmetschten Gesprächs im institutionellen Kontext, welches im Herbst 2011 bei einer Wiener Behörde gehalten und für die Zwecke dieser Arbeit aufgezeichnet wurde. Des Weiteren geben die transkribierten Aufzeichnung der dafür abgehaltenen Vorbesprechung (Vom-Blatt-Dolmetschung beim Ausfüllen eines Formulars) sowie drei a posteriori geführte Interviews mit allen Kommunikationsbeteiligten (Beamter, Laiendolmetscher, Migrant) über die Abläufe, Hintergründe und persönlichen Einschätzungen im Zusammenhang mit der Dolmetschung Auskunft. Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass die Heranziehung von nicht professionalisierten TranslatorInnen unter der Voraussetzung möglich ist, dass sich diese der Tragweite ihres eingenen Handelns und ihrer Verantwortung bewusst sind. Damit stimmen sie grundsätzlich mit den Resultaten und Überlegungen bisher existierender Studien überein. Als Anhaltspunkte für diese Schlussfolgerung sind einerseits der finanzielle Attraktivitätsfaktor, andererseits die Schaffung einer vertrauenserweckenden Atmosphäre zu nennen, welche die sprachmittlerische Unterstützung durch Landsleute für MigrantInnen in den oftmals heiklen und angespannten Kommunikationssituationen mit sich bringen kann. Zur in der Arbeit diskutierten Neutralitätsfrage lässt sich feststellen, dass der Unparteilichkeitsbegriff nicht von allen Kommunikationsbeteiligten im Sinne der Ehrenkodizes translatorischer Berufsverbände wahrgenommen wurde. Dies geht allerdings Hand in Hand mit dem Engagement des hier beobachteten Dolmetschers, welcher sich der Tragweite seiner Rolle zwar nicht bewusst zeigte, aber sehr bemüht und beflissen an seine Aufgabe als Vermittler heranging. Dabei muss aber auch gesagt werden, dass sich diese Eigeninitiative oft negativ auf die kommunikative Freiheit der primären Interaktanten auswirkte, da der Laiendolmetscher häufig aktiv in den Gesprächsverlauf eingriff und die Themenfolge mitbestimmte. Die Vor- und Nachteile derartigen Eingreifens werden in der Arbeit ausführlich diskutiert. Abschließend sei an dieser Stelle angemerkt, dass sich diese empirische Analyse auf einige konkrete Teilaspekte einer konkreten Dolmetschsituation konzentriert, was einen großen Spielraum für weitere Untersuchungen offen lässt. Die angestrebte Beantwortung der Einsetzbarkeitsfrage von nicht professionalisierten SprachmittlerInnen im institutionellen Kontext konnte im Rahmen dieser Arbeit insofern bewerkstelligt werden, als dass sich die vorliegende Untersuchung als Orientierungshilfe für den Umgang mit dieser Problematik versteht.
Abstract
(Englisch)
Abstract (English) The study investigates interpreting in the context of institutional communication and focuses on the use of lay interpreters. It seeks to establish to what extent untrained interpreters can ensure adequate communication and under which circumstances the recruitment of a professional trained community interpreter becomes indispensable. The paper analyses the interactive dynamics in this kind of interpreted conversations, focusing on the question of whether lay interpreters are able to live up to expectations concerning the required interpreting skills, the interpreter’s role (as seen by experts and communication participants) and the controversial issue of neutrality. This study adopts a qualitative approach, examining the interactional development of one specific interpreted conversation, which was recorded at a district department of a public authority in Vienna in autumn 2011. Furthermore, the transcribed record of a preparatory meeting (including sight translation in order to fill in a form) and subsequent interviews with all three communicating parties (public official, lay interpreter, migrant) provide an overview of the interactional order, backgrounds and personal impressions regarding the lay interpreter’s performance. The results of this case study show that the use of lay interpreters can be considered reasonable as long as they are aware of the responsibilities and consequences implied. Given these aspects, the study concurs with the results of previous investigations which stress the potentially positive side effects of lay interpreting performed by fellow countrymen or -women of the hierarchically inferior communication party, including the creation of a familiar atmosphere in an often very strained conversation, not to mention the financial advantage. As the empirical analysis concentrates on the interactive dynamics of such conversational encounters, and in particular the necessary competencies and role performance, the aspect of impartiality has been one mayor investigation area. In this context, the results reveal that most of the communication participants’ ideas of neutrality were not in line with professional associations’ codes of conduct. This appears to be associated with the interpreter’s great sense of commitment, as he does not seem to be aware of his own responsibility, but acts very enthusiastically and according to his own initiatives. The lay interpreter’s overzealousness also imposes a restriction on the primary speakers’ communicative freedom, as he interferes with the thematic order of the conversation. The disadvantages and advantages of that kind of behaviour are extensively discussed in this study. In the view of the fact that the study takes into account the outcome of only one particular conversation, it leaves an ample scope for additional research on the topic. The original aim of analysing the (professional) performance of lay interpreters has been achieved inasmuch as the paper offers a scientific account of current practices in institutional communication.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
community interpreting institutional context lay interpreting
Schlagwörter
(Deutsch)
Community Interpreting Behördendolmetschen Laiendolmetschen
Autor*innen
Hannah Brigitta Zutz
Haupttitel (Deutsch)
Interaktive Dynamik der von Laien vermittelten Behördenkommunikation unter besonderer Berücksichtigung der Neutralitätsfrage
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
217 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Franz Pöchhacker
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.23 Mehrsprachigkeit ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.45 Übersetzungswissenschaft
AC Nummer
AC08975176
Utheses ID
15780
Studienkennzahl
UA | 065 | 351 | 345 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1