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Spätantike glasierte Keramik aus der Grabung St. Pölten-Rathausplatz
Magdalena Bru Calderon
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Peter Scherrer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.17851
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29480.35132.257853-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das municipium Aelium Cetium, das unter Kaiser Hadrian gegründet wurde, konnte trotz verschiedener barbarischer Einfälle, Brandkatastrophen, wirtschaftlichen und politischen Höhen und Tiefen seine Beständigkeit bis in die Spätantike wahren. Auch in der spätrömischen Epoche, ab dem Beginn der Alleinregierung Constantins I., erlebte Cetium einen regen Aufschwung. Wie es in den nördlichen und oberitalischen Provinzen üblich war, wurde auch in dieser, dem Limes nahen, römischen Stadt glasierte Keramik produziert. Auf diese Weise wurde die städtische wie auch die ländliche Bevölkerung, die sich keine Terra Sigillata aus den afrikanischen Provinzen leisten konnte, mit Tafelgeschirr, Küchengeschirr und Brandbeigaben versorgt. Diese Produktion begann in St. Pölten um 270 n. Chr., nachdem der Wiederaufbau nach einer Zerstörung ein Aufleben des Handwerkerviertels der Stadt ermöglichte, und fand ihr Ende mit dem Abzug der Romanen und dem Niedergang der Stadt Aelium Cetium als provinziales Zentrum um die Jahrhundertwende zwischen dem 4. und dem 5. Jh. n. Chr. Bei der St. Pöltner Grabung am Rathausplatz in den Jahren 1988 und 1989 wurden etliche Wohnbauten der Spätantike gefunden. In diesen Wohnbauten fand man unter anderem glasierte Keramik verschiedenster Färbung und Formtypologie. Formtypologisch gibt es Fragmente von Mortarien, Schüsseln, Schalen, Tellern, Krügen bzw. Kannen, Flaschen, Töpfen, Bechern und von einem Kelch. Prozentuell überwiegen die Mortarien. Die typische Färbung der Glasur ist olivgrün und mittelbraun. Von diesen Hauptfarben gibt es unzählige Abweichungen und Varianten, unter anderem auch Zweifärbigkeit, die durch unterschiedliche Komponenten und verschieden hoher Brenntemperatur zustande kam. Dass eine Fingerfertigkeit des Töpfers beim Glasieren nötig war, jedoch nicht immer die notwendige Erfahrung vorhanden war, zeigen etliche Fragmente mit einer nicht einwandfreien Glasur. Zu sehen sind Nadelstiche, größere und kleinere Blasen, Risse und Einschlüsse. Neben der Glasur wurden noch andere Dekorvariationen verwendet um die Gefäße zu verschönern. Es gibt Ratterdekor, Rollrädchendekor, Kerbmuster, Barbotine; am häufigsten findet man Horizontalrillen. Mortarien weisen am Kragenrand eine Engobierung auf. Diese kann bei einigen Exemplaren streifig angebracht worden sein. Dass die glasierte Keramik auch tatsächlich in Aelium Cetium produziert wurde, bestätigen einige Funde von Kermikfragmenten, welche als Fehlbrände angesehen werden können. Eine mögliche weitere Bestätigung liefern auch Reste eines möglichen Ofens, unter dessen Kuppelversturz Fragmente glasierter Gefäße gefunden wurden, unter anderem auch ein Stück mit einem Brennfehler. Dieses Keramikstück wurde aus einem weißlich- rosaroten, oxidierend gebrannten Ton gefertigt. Nach einigen Forschungen, die auch das nahe gelegenen Kastell Favianis/Mautern betrafen, konnte dieser Ton als typisch für die Gegend um den Dunkelsteiner Wald identifiziert werden. Auch anhand von formtypologischen Vergleichen ist eine enge Verbindung zu dem schon erwähnten Kastell zu bestätigen. Nach einer scherbentypologischen Untersuchung konnten für die glasierten Keramikfragmente der Grabung vom St. Pöltner Rathausplatz vier große Übergruppen, welche sich wiederum in 19 verschiedene Typen unterteilen lassen, ausgemacht werden. Die erste Gruppe entspricht der roten, oxidierend gebrannten Keramik. Die zweite große Gruppe umfasst die Scherbentypen, welche durch eine rosa-rötliche bis weiß-gräuliche Brennfarbe definiert werden können. Die dritte Gruppe ist jene der reduzierend gebrannten Einglättkeramik, welche Glasurspritzer als Verunreinigung aufweist. Und als vierte und letzte große Gruppe können jene Typen definiert werden, die nicht sehr häufig vorkommen und bei denen es sich vermutlich um Importe handelt. Somit lässt sich die glasierte Keramik als ein Produkt, welches als Tafelgeschirr, Küchenware und auch als Funeralbeigabe verwendet wurde, definieren. Es handelte sich um ein regionales Produkt, welches in einem organisierten Töpfereibetrieb hergestellt und von dort auch vermarktet wurde. Dass der Handel bis über die Limesgrenze reichte, zeigen glasierte Gefäße, welche im nördlichen freien Germanien gefunden wurden. Das Erzeugnis dieser glasierten Ware setzte ausgebildete Handwerker, eine intakte Infrastruktur und einen Abnehmerkreis, der sich diese Produkte leisten konnte, voraus. Dass mit dem Niedergang des römischen Reiches diese Bedingungen nicht mehr gegeben waren, bedeutete somit auch einen Niedergang der glasierten Ware in den nördlichen Provinzen.
Abstract
(Englisch)
In conclusion it is possible to prove that the municipium Aelium Cetium, established under the reign of the Emperor Hadrian, was still in existence until the late antique period, in spite of various barbarian invasions, fires and economic and political turmoils. In the late roman era, from the reign of Constantine the First on, Cetium experienced a lively revival. As was common in Northern Italy and the northern provinces, glazed ceramics were also produced here, and thus the city and the rural population, which could not afford Terra Sigillata from the African provinces, supplied themselves with tableware, kitchen utensils and funeral vessels. The production of glazed ceramics began in St. Pölten by 270 AD, after the reconstruction of the artisan district of the city, and came to an end with the departure of the Romans and the decline of the city Aelium Cetium as the village center between the end of the 4th century AD and the beginning of the 5th century AD. Between 1988 and 1989, at the St. Pölten Rathausplatz excavation site, several residential buildings of the late antique were discovered and among those finds were glazed pottery fragments of different colors and shapes. Regarding the shape oft he ceramics there were mortaria, bowls, cups, plates, jars or cans, bottles, pots, and a chalice. The typical color of the glaze was olive-green and medium-brown. However, there are countless variations and even two-toned fragments due to different components and temperature levels the ceramics were exposed to. Due to the lack of experience while glazing the pots, several fragments show a defective glaze where bubbles, cracks and inclusions can be seen. Besides the glaze, other decoration-types were used to decorate the vessels – mostly in horizontal orientation- such as rouletting, profiled protrusions, incised linear ornaments and applied crescents. Some mortaria had red painting on the top edge, which sometimes was streaky. The fact that glazed pottery was actually produced in Aelium Cetium is proved by the evidence of ceramic fragments, which were misfired, among others, a whitish-pink fired piece with burning errors. After some research, which also included the nearby Favianis castrum, this fabric was identified as typical for the area around a forest called Dunkelsteinerwald, which after a form-typological comparison was also confirmed to have a connection with the aforementioned castrum. After an examination of the fabrics, the glazed pottery fragments found at the St. Pölten Rathausplatz excavation site were divided into four categories, which were also subdivided in other 19 different groups. The first category corresponds to the oxidizing fired ceramic. The second category consists of the type of fragments that can be identified by their whitish- pink/grayish fabric. The third category is that of fragments with a reduced polished pottery with impure glaze splashes. The fourth category is made up of ceramic types which are not found very frequently and which were in all likeleihood imports. Thus the glazed pottery can be defined as a product that was used as tableware, kitchenware and funeral vessels. It was a regional product, which was prepared in an organized pottery center and distributed from there. Its trade reached the Limes and even further, which can be verified by glazed vessels found in Germania Magna. The production of these goods required trained craftsmen, a sound infrastructure and a clientele that could afford them. With the fall of the Roman Empire and the unsetteled timest hat followed these conditions were no longer available, which resulted in the cessation of the production of glazed pottery in the northern provinces.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
glazed pottery roman pottery Aelium Cetium St. Pölten
Schlagwörter
(Deutsch)
glasierte Keramik Spätantike Aelium Cetium St. Pölten römische Keramik
Autor*innen
Magdalena Bru Calderon
Haupttitel (Deutsch)
Spätantike glasierte Keramik aus der Grabung St. Pölten-Rathausplatz
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
290 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Peter Scherrer
Klassifikation
15 Geschichte > 15.15 Archäologie
AC Nummer
AC08965925
Utheses ID
15993
Studienkennzahl
UA | 314 | | |
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