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Soziales Engagement von Priestern angesichts der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts
Veronika Schwab
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Hermann Hold
DOI
10.25365/thesis.18028
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29666.05655.320961-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit stellt zunächst die politische, gesellschaftliche und religiöse Situation ab der Mitte des 19. Jahrhunderts vor und setzt sich dann mit dem Wirken dreier Kapläne (Franz Peter Eduard Cronenberg, Franz Hitze, Otto Müller) auseinander.
Diese jungen Kapläne, die alle aktiv in der Politik (Zentrumspartei) in unterschiedlichen Positionen tätig waren, gehörten zu einer Gruppe junger Kleriker, die in der Literatur als ˌrote Kapläne/Hetzkapläneˈ bezeichnet wurden und sich früher als manche ihrer Amtsbrüder der Notwendigkeit einer Hilfestellung für die Arbeiter bewusst wurden.
Bestärkt durch die Aufklärung, die Revolutionen von 1848, das Wirken und die Schriften des Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler – mit seinen Forderungen nach umfassendem Arbeiterschutz – bzw. durch Rerum novarum erkannten sie, dass die Lösung der Arbeiterfrage schlussendlich nur durch Eingliederung der Arbeiter in die Gesellschaft gelöst werden konnte.
Durch die Parteiengründungen, die ab ca. 1860 einsetzten, verstärkte sich die Sorge der Kirche, dass sich immer mehr Arbeiter von der Kirche trennen könnten. Es erfolgte eine Umgestaltung der bisherigen Vereine in zunächst christlich-soziale, deren Tätigkeitsfeld über das rein seelsorgerische Moment hinausging, den Arbeitern einerseits auch Unterhaltungsmöglichkeiten und die Gelegenheit, sich untereinander austauschen zu können, boten und andererseits auch die Möglichkeit einer wirtschaftlichen und politischen Fortbildung einschloss. Die christlich-sozialen Vereine wurden abgelöst durch die katholischen Arbeitervereine, dem Volksverein, die christliche Gewerkschaft und schließlich durch die Unterstellung der Vereine in Dachorganisationen.
Cronenberg versuchte eine Besserstellung der Arbeiter auf genossenschaftliche, eher egalitäre Weise zu erreichen. Hitze bevorzugte das paternalistische System, das der grundsätzlichen Ausrichtung der Kirche entsprach. Hingegen sah Müller nur über eine verstärkte Arbeiterbildung, die in der Lage war, Führungskräfte aus den eigenen Reihen hervorzubringen, eine Möglichkeit, Einfluss der katholischen Arbeitervereine in die politischen Gremien über die ˌpolitischen Komiteesˈ zu gewinnen. Durch die Zusammenziehung der katholischen Arbeitervereine zu Verbänden, die u.a. auf seine Anregung geschah, sollte eine bessere Koordination der sozialen Bestrebungen erreicht werden.
Selbständiges Denken und Handeln ließ sich bei allen drei Akteuren nachweisen. Allerdings waren alle drei durch die Unmöglichkeit, die Stellung eines Geistlichen mit dem eines Politikers zu vereinen, zumindest zeitweise von Zerrissenheit und Isolation betroffen.
Ziel der Bestrebungen dieser Kapläne war es, die Arbeiter aus ihrer kollektiven Ohnmacht zu befreien, ihnen Hoffnung zu geben und sie zu einer Solidargemeinschaft zu machen.
Abstract
(Englisch)
This paper first presents an overview of the political, social and religious situation in the mid 19ih century and then focuses on the work of three priests (Franz Peter Eduard Cronenberg, Franz Hitze, Otto Müller).
These young priests, which all participated actively in politics through various positions in a political party (Zentrumspartei), belonged to a group of young clerics which in literature were referred to as ˈred priests / agitator priestsˈ (,rote Kapläne/Hetzkapläneˈ). Earlier than many of their colleagues, they became aware of the necessity of supporting laborers.
Strengthened by the Enlightenment, the Revolution of 1848, the work and the writings of the Bishop of Mainz Wilhelm Emmanuel von Ketteler who demanded comprehensive labor protection, and alternatively by Rerum novarum, they came to the realization that the solution to the so-called ˈlaborers questionˈ could only lie in their integration in society.
The Churchˈs concern that more and more laborers would leave the Church grew with the establishment of political parties that began around 1860. Established associations consequently underwent a christian-socialist transformation, expanding their activities beyond pastoral care. They offered recreation, the possibility for laborers to interact with each other, and even included opportunities for an education in economics and politics. The christiansocialist associations were followed by the catholic laborersˈ associations (katholische Arbeitervereine), the ˈVolksvereinˈ, the christian unions and finally the restructuring of the associations under an umbrella organization.
Cronenberg attempted to achieve an improvement in the position of laborers through cooperative and egalitärian methods. Hitze preferred a paternalistic system which more closely conformed to the basic principles of the church. In contrast, Müller believed that catholic laborersˈ associations would only be able to win influence over political committees in the political caucuses if they increased the focus on educating workers so that leaders could emerge from their own ranks. Due to his interventions, catholic laborersˈ associations were brought together in unions in order to better coordinate their efforts towards social improvements.
All three protagonists are shown to have been independent thinkers and men of action. But all three also, at times, suffered from inner conflict and isolation due to the impossibility of reconciling the position of a clergyman with that of a politician.
The goal of these priestsˈ endeavors was to free laborers from their collective powerlessness, to give them hope and to form them into a mutually supportive society.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Franz Peter Eduard Cronenberg Franz Hitze Otto Müller Industrialisierung christlich-soziale und katholische Arbeitervereine
Autor*innen
Veronika Schwab
Haupttitel (Deutsch)
Soziales Engagement von Priestern angesichts der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
121 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hermann Hold
Klassifikation
11 Theologie > 11.50 Kirchengeschichte, Dogmengeschichte
AC Nummer
AC08947751
Utheses ID
16141
Studienkennzahl
UA | 011 | | |