Detailansicht

Die Gleichzeitigkeit der Wechselwirkung oder das έν διαφέρειν έαυτώ (hen diapheron heauto)
Versuch der Begründung einer leitenden, antinomischen Struktur im Denken
Markus Peter Frank
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Walter Zeidler
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.18032
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30491.41800.337966-7
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Es wurde natürlich dieses Buch von Karen Gloy nicht zufällig gewählt, aber in dem fundierten, ausführlichen Durchgang durch die vorliegenden Rationalitätskonzeptionen und deren Funktionsweise, sowie deren Vorläufer in der Philosophiegeschichte, kann dem Werk ein gewisser Lehrbuchcharakter nicht abgesprochen werden (und ist deshalb auch hier nur auszugsweise darstellbar). Dass die hier leitende Frage inwiefern die Figur der antinomischen Struktur des Umschlages innerhalb der Gleichzeitigkeit einer Wechselwirkung strukturgebend für sämtliche Prozesse innerhalb einzelner Denkformen dabei keine Rolle spielt, stört nicht, denn es sollte aus dem Gesagten hervorgehen, dass es sich offenbar immer um die selbe Frage handeln muss, wie eine Gleichzeitigkeit von ansich im diskursiven Verstand zu isolierenden Gliedern (u.z. weil gegensätzlich bestimmt) zu denken ist. Dazu bedarf es einerseits der Mikroebene des Betrachtens einer Identität von Identität und Unterschied gemäß Teil I, aber auch einer Makroebene eines größeren Zusammenhangs gemäß Teil II. Denn das seit Parmenides geforderte Paradigma der Einheit von Denken und Sein (nach Guzzoni, die ebenfalls nicht zufällig ausgewählt wurde, die Grundfrage der Philosophie), bzw. die Frage der Metaphysik als Frage aller Fragen „Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr nichts?“154 des Martin Heidegger, oder eben „das Eine, identische und gleichzeitig) in sich Geschiedene“ des Heraklit, auch das „non aliud“ des Cusanus (die Liste ließe sich endlos fortgesetzt werden), verlangt eben eine detaillierte Betrachtung. Dass dies in einer antinomischen Struktur von einander einschließenden und in gleicher Hinsicht ausschließenden, sich gegenüber stehenden Gegensätzen vorliegt, erscheint mir ausreichend behandelt worden zu sein. Inwiefern darüber hinausgegangen werden kann, um letztlich doch wieder zu einer Einheit zu gelangen, kann an dieser Stelle nicht eindeutig gesagt werden. Einerseits vermute ich einen dogmatischen Abbruch des Begründungsverfahrens, dergestalt dass eine unmittelbare Evidenz beansprucht wird (das Ich, bzw. Nicht-Ich des Fichte; das Sein des Anfangs bei Hegel oder die Absolute Idee, die Figur einer causa sui überhaupt u.v.m.), oder, dass man immer wieder in diesen Kreislauf der Wechselwirkung zurückfällt. Gloy stellt den Zusammenhang nur insofern her, als die durchaus bestehenden Defizite in Hegels System etwa (deshalb wurde auch nur eine einzige Figur von mir herausgenommen) erst in analogischem Denken möglich sind, nachdem erst hier die Wiederholung der triadischen Kreisstruktur ins Unendliche155 möglich ist, u.z. durch dessen Komplementaritätsvorstellungen (ebenda). Auch das Problem der inhaltlichen Bedeutungsverschiebung kann nach Gloy nicht, wie Hegel das tut, thetisch und antithetisch erfolgen, sondern ist allenfalls im Analogischen erklärbar: „Man hat stets bemerkt, dass Hegels Logik ohne diesen Fremdbestandteil, der dem analogischen Denken entstammt, nicht auskommt.“156 Von Gloy wird aber der Prozess in der Mikroebene eben in dem Verhältnis zwischen den „analogen“ Figuren (sc. Komplementarität) nicht näher beschrieben, was aber für eine hinreichende logische Explikation, egal welcher Art, zu erfolgen hätte. Es ist anzunehmen (und das konnte auch teilweise gezeigt werden, dass dieselben Probleme, die bereits in den ausdifferenziert vorliegenden „Rationalitätstypen“, nämlich diejenigen von Identität und Differenz, auch im Analogiedenken wiederum aufblitzen werden. Das heißt natürlich nicht, dass solche Vermittlungs-versuche von vornherein zum Scheitern verurteilt sind, sondern dass eventuell aufgrund der Verfasstheit des diskursiven Verstandes, so wie sie eben ist, Einheitserklärungen der „Welt“ per se auf diverse Schwierigkeiten stoßen. Es ist eben eventuell nur ein Dogma, dass die Welt eine ist, die umfassend verstanden werden kann was bedeutet, wie ein Buch ist, aus dem es bloß zu lesen gilt, bzw. diese (deren `Gegenstände`) eventuell sogar selbst so beschaffen ist, dass ihre Erkennbarkeit daraus abzuleiten ist. Es zeigt sich weiters aufgrund all des Gesagten, dass es einerseits immer eine spannende Suche nach einem allumfassenden Ermöglichungsgrund gibt, der nahezu immer in einer Selbsthervorbringung endet, sofern man Erkenntnis reflexionslogisch begreift. Doch sobald dieser dann gefunden ist, ergibt sich ein Verhältnis, dessen Glieder in gleichberechtigter Wechselbeziehung stehen, in einem ἓν διαφέρειν ἑαυτῶ, in dem sich die Bestimmungen, wie allseits zwar immer gewünscht, verflüssigen, zu einer Identität von Identität und Unterschied zugleich, was die Sache aber insofern wieder unbefriedigend macht, als dies im diskursiven Nachvollzug als undenkbar erscheint und deshalb eventuell zurecht niemals an den Anfang einer Philosophie gestellt wurde, sondern allenfalls innerhalb des Logischen operativ angewandt wurde. Möglicher weise ist hier nur wieder bei Heraklit dem Dunklen Licht zu finden.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Identität von Identität und Differenz Gleichzeitigkeit der Wechselwirkung antinomische Struktur
Autor*innen
Markus Peter Frank
Haupttitel (Deutsch)
Die Gleichzeitigkeit der Wechselwirkung oder das έν διαφέρειν έαυτώ (hen diapheron heauto)
Hauptuntertitel (Deutsch)
Versuch der Begründung einer leitenden, antinomischen Struktur im Denken
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
116 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Walter Zeidler
Klassifikation
08 Philosophie > 08.33 Logik
AC Nummer
AC09041255
Utheses ID
16145
Studienkennzahl
UA | 296 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1