Detailansicht
Der Kosovo-Krieg und seine internationale Dimension
Ognian Popov
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Arnold Suppan
DOI
10.25365/thesis.248
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30452.09216.409159-7
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Zerfall des sowjetischen Imperiums in Jahr 1991 war
die Friedensordnung in Europa geprägt vom Verhältnis der beiden Supermächte Sowjetunion und
USA zueinander. Bewaffnete Konflikte – vor allem die Niederwerfung der Volksaufstände gegen
das verhasste kommunistische System - waren die absolute Ausnahme und beschränkten sich meist
auf die Gebiete Osteuropas, die unter sowjetischer Herrschaft standen. Dabei waren die Großmächte
immer bemüht, den Konflikt so schnell als möglich zu beenden. Zwar kursierte immer wieder der
Angst, die USA könnten den Aufständischen „zu Hilfe“ eilen und einen Dritten Weltkrieg
provozieren, doch konnten sich solche Vermutungen nicht auf eine tatsächliche Bereitschaft der
amerikanischen Regierung stützen.
Natürlich gab es auch neutrale Staaten, wie die Schweiz und Österreich, und „Blockfreie“ wie
Jugoslawien. Der jugoslawische Vielvölkerstaat war lange Zeit der Inbegriff des Sozialismus mit
menschlichem Antlitz. Die Bürger Jugoslawiens genossen Privilegien, wie freies Reisen und Besitz
von ausländischen Währungen, was den Bürgern der anderen „Ostblockstaaten“ lange verwehrt
blieb. Dieser Staat – Jugoslawien - wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Josip Broz Tito, bis zu
seinem Tod im Jahr 1980 regiert. Viele Forscher betrachten Tito als Integrationsfigur, die diesen
Staat mit seinen vielen Völkern zusammenhielt und durch seine enorme Autorität im In- wie im
Ausland für ein friedliches Zusammenleben garantierte. Die nationalistischen Tendenzen schienen
unterdrückt, ja beinahe vergessen worden zu sein. Die jugoslawische Staatsmacht hatte alles auf die
mentale Kraft von Tito gesetzt, als dieser jedoch gestorben war, begannen sich neuerlich
Abspaltungsbewegungen in den einzelnen Republiken zu formieren. Die Wirtschaftslage in
Jugoslawien verschlechterte sich, viele suchten bessere Arbeitsplätze in den „reicheren“ Republiken
oder verließen Jugoslawien Richtung Westen.
Jugoslawien hat sich, seit dem Bruch mit der Sowjetunion im Jahr 1948, als „blockfrei“ definiert und
war den kommunistischen Machthabern im Kreml ständig ein Dorn im Auge gewesen. Die scharfe
Verurteilung der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ durch die sowjetischen Truppen brachte
Tito zusätzliche Sympathien im Westen. Trotzdem unterhielt der jugoslawische Staat normale
Beziehungen mit allen Staaten, und zum Begräbnis von Tito kamen 4 Könige, 31 Staatspräsidenten,
22 Premiers und 47 Außenminister. Ein Beweis mehr für das enorme Charisma Titos zu Lebzeiten
und sein Fehlen nach dessen Tod. Die Kluft zwischen den „reichen“ Republiken, wie Slowenien, Kroatien und den „armen“ vor allem
Mazedonien, Montenegro und das Autonome Gebiet Kosovo in Serbien verschärften sich
allmählich. Die wohlhabenden Republiken wollten den „armen Süden“ nicht mehr subventionieren
und sprachen sich offen für eine Aussetzung dieser Beträge, oder zumindest deren Verringerung,
aus. Zwar waren Anfang der Achtziger Jahren noch keine Abspaltungstendenzen zu spüren, Ziel
jeder Republik war lediglich einen höheren Status im Bund gegenüber den anderen zu erreichen.
Erst mit dem Zerfall des Ostblocks 1989/90, als die Gefahr von außen nicht mehr vorhanden war,
wurden Stimmen laut, die mehr und mehr Autonomie wollten, beziehungsweise nach einer totalen
Unabhängigkeit von Belgrad strebten.
Die mehrheitlich muslimischen Kosovo-Albaner lebten seit den Balkankriegen 1912/13 in einem
Gebiet, das völkerrechtlich zu Serbien gehörte. Im 20 Jh. wurden sie immer wieder verdächtigt mit
den Feinden der Serben zu kooperieren, hatten sie doch während des Zweiten Weltkriegs offen mit
den Besatzungsmächten Deutschland und Italien kollaboriert. Ein Groß-Albanien war ständig der
Wunsch aller Albaner, weshalb man sich mit dem Status quo nach dem 2. Weltkrieg nie ganz
abgefunden hatte. Das kommunistische Albanien hatte aber keine besondere Anziehungskraft
ausgeübt, viele Albaner flüchteten nach Jugoslawien, da sie dort ein besseres Leben zu erwarten
hatten. Die Repressionen gegenüber den Kosovo-Albanern in der Ära des Innenministers Rankovic
haben die Bevölkerung im Kosovo weiterhin gegen den Serben aufgebracht. Mit den zusätzlichen
Rechten, die man den Albanern im Kosovo im Jahr 1974 gewährte, waren wiederum die Serben
nicht zufrieden, sie befürchteten nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein. Die Unruhen im Kosovo
nach dem Tod Titos, die Aberkennung der Autonomierechte im Jahr 1989 durch Slobodan
Milosevic, der Dayton Vertrag und seine Versäumnisse werden ausführlich in dem ersten Teil dieser
Arbeit behandelt. Die Spannungen unmittelbar vor dem Nato Einsatz 1999, die Entstehung der UCK,
die „Befreiungsarme von Kosovo“, die Kriegsgründe, die „internationalen Verwicklungen“, der
Vertrag von Rambouillet werden ebenfalls behandelt. Der zweite Teil erörtert die Geschehnisse im
Krieg, die Absichten, die Tatsachen und die Folgen davon. Besonders auf die Rolle Russland wird
ausführlich hingewiesen. Im dritten Teil wird der Versuch unternommen, die Absichten mit den
geschaffenen Tatsachen zu vergleichen, die nach dem Krieg entstanden sind und ihre internationalen
Folgen. Die Frage der Autorität und die Aufgaben der internationalen Institutionen, wie der
Sicherheitsrat, die UNO, die OSZE, werden auch durchleuchtet. Der rechtliche Aspekt wurde nur
zum Teil angedeutet, dieses juristische Problem verlangt eine andere Art der Untersuchung und ist
nicht unbedingt Teil einer historischen Arbeit. Im vierten Teil wurde der Versuch gestartet die Lehren aus dem Kosovo-Krieg zu ziehen, ihre
Auswirkungen zu untersuchen und die internationalen Folgen dieses „kleinen“ Konflikts zu
beleuchten. Obwohl es eine kleine Region betraf, war dieser Krieg mit großen internationalen
Verwicklungen und Interessen verbunden. Ein Vergleich mit den dazu gekommenen Konflikten,
wie z.B. in Afghanistan und vor allem der Krieg im Irak 2003, wurden als Beispiel genommen, um
zu zeigen, wie sich Kriege von den Entscheidungsträger dieser Welt rechtfertigen lassen und welche
wirtschaftlichen und politischen Interessen im Vordergrund stehen.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Kosovo Krieg
Autor*innen
Ognian Popov
Haupttitel (Deutsch)
Der Kosovo-Krieg und seine internationale Dimension
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
165 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Arnold Suppan
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte
AC Nummer
AC06420149
Utheses ID
164
Studienkennzahl
UA | 312 | | |