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Struktur und Handlung
Critical Realism und die Theorie des Kommunikativen Handelns
Werner Sturmberger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ulrich Brand
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.18594
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29363.93752.666553-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Verhältnis von Struktur und Handlung ist das essentielle Moment einer jeden Gesellschaftstheorie. Einer der prominentesten Versuche diese Realtion ange¬messen wiederzugeben ist Jürgen Habermas „Theorie des Kommunikativen Handelns“. Auch Margarete Archer und Bob Jessop haben sich diesem Unterfangen verschrieben und haben mit dem „Morphogenetic Cycle“ respektive dem „Strategic-relational approach“ jeweils zwei unterschiedliche, jedoch auf denselben erkenntnis¬theoretischen Prämissen, nämlich jenen des „Critical Realism“ aufbauenden Varianten vorgestellt. Obgleich ein direkter Vergleich beider Theoriestränge nur aufgrund der großen Unterschied in der Theoriekonstruktion mit einigen Schwierigkeiten behaftet ist, ist es dennoch möglich festzuhalten, dass Archers und Jessops Varianten Habermas Werk in der Darstellung dieses Verhältnisses überlegen sind. Beide stehen im großen Vorteil sich auf eine explizite und überdiese sehr plausible erkenntnistheoretische Grundlegung berufen zu können. Beide Varianten weisen jedoch auch Defizite in der Behandlung von Kultur und Handlungsfähigkeit auf. In diesen beiden Bereichen bleiben sie phasenweise reduktionistisch und haben vor allem dabei Schwierigkeiten, den Einfluss von Strukturen auf Handlungsfähigkeit außerhalb bewusster und intentionaler Handlungs- und Reflexions-momente darzustellen. Vor allem in Jessops SRA bleiben AkteurInnen weitgehend eindimensional, wohingegen Archer ein vollständigeres Bild von Individuen als AkteurInnen zeichnen kann. Da beide den Einfluss von Strukturen auf Individuen so restringieren, lässt sich bei beiden eine Tendenz festhalten, Agency gegenüber Structure einen größeren Spielraum einzuräumen. Beide Varianten bieten aber aufgrund der prinzipiellen Offenheit der Theorien durch die expliziten erkenntnistheoretischen Darlegung, die Möglichkeit der Weiterentwicklung und Anwendbarkeit in konkreten Forschungsvorhaben. Das erkenntnistheoretische Fundament der TkH bleibt dagegen implizit, was ihre Nachvollziehbarkeit massiv beeinträchtigt. Als schwerwiegender muss jedoch gelten, dass er die Dialektik des Verhältnisses von Struktur und Handlung in eine Dichotomie von Handlungsformen und damit korrespondierenden Subsystemen auflöst. Diese Formen leitet er aus dem sprachimmanenten Rationalitätspotential der Rede ab. Im Zuge der Moderne hätten sich die beiden Seiten dieser Rationalität (kommunikativ und instrumentell) immer weiter entfaltet: Die Ausbildung von Steuerungsmedien habe schluss¬endlich zum Entstehen von Subsystemen instrumenteller Vernunft geführt, die nicht länger auf die Koordinierung von Handlungen durch wechselseitiges Verständnis abstellen. Die Subsysteme blieben aber schluss¬endlich auf diese Verständigungsleistung der Lebenswelt angewiesen, da nur diese soziale Integration hervorbringen könnte. Das Wirken dieser Subsysteme wird dabei in normativer Ausrichtung auf die Erhaltung von Gesellschaft als Gesamtsystem untersucht, anomische Tendenzen der Lebenswelt als Externalitäten der Subsysteme beschrieben: die Theorie wird so zu einem zeit-diagnostischen Instrument umgedeutet. Handlungen der AkteurInnen sind in der TkH jedoch nicht von Belang und können damit auch nicht gefasst werden. Darin und in der Komplexität der Theorie, liegt wohl begründet, dass es mehr Forschung zu, als mit Habermas Theorie gibt.
Abstract
(Englisch)
The relationship between structure and action is the essential factor in every theory of society. One of the most prominent attempts to appropriately represent this relationship is Jürgen Habermas's Theory of Communicative Action. Margaret Archer and Bob Jessop likewise devoted themselves to this project and, with the Morphogenetic Cycle and the Strategic-relational Approach, respectively, introduced two differing variants which still did build upon the same epistemic premises. Even if there are several difficulties involved in comparing these two theoretical strands simply because of the major differences in how their theories are constructed, it is still possible to ascertain that Archer’s and Jessop’s variants are both superior to Habermas’s work in terms of portraying this relationship. Both possess the great advantage of being able to call upon explicit and additionally very plausible epistemological groundwork. Both variants, however, also exhibit deficits in terms of how they treat culture and agency. In these two areas, they remain reductionist in certain areas and above all have difficulties in portraying the influence of structures on agency outside of conscious and intentional phenomena of action and reflection. Above all in Jessop’s SRA, protagonists remain largely one-dimensional, while Archer is able to sketch out a more complete image of individuals as actors. Since both thus restrict the influence of structures on individuals, one can ascertain in both a tendency to accord agency more latitude than structure. The fundamental openness of these theories thanks to their explicit epistemological presentation allows both variants, however, to offer the possibility of further development and applicability in concrete research projects. The epistemological foundation of the TCA, on the other hand, remains implicit, which severely impairs its comprehensibility. More severe, however, is that he resolves the dialectics of the relations between structure and action in a dichotomy of forms of action and thus corresponding subsystems. He derives these forms from the language-immanent rational potential set free by speech. He explains that with the beginning of the modern era, both of these sides of rationalism (communicative and instrumental) had unfolded time and time again: the formation of steering media ultimately led to subsystems of instrumental rationalism, which are no longer dependent on a coordination of action through mutual understanding. But these subsystems, according to Habermas, ultimately remain dependent on the ability of the lifeworld to facilitate mutual understanding, since only this can give rise to social integration. In doing so, he examines the functioning of these subsystems as they are normatively oriented toward the maintenance of society as an overall system, while describing anomic tendencies of the lifeworld as externalities of the subsystems: in this way, the theory is reinterpreted to become an instrument capable of describing and analyzing present society. Actions by individual protagonists are not, however, relevant to the TCA and can therefore not be accounted for by it. In this, as well as in the theory’s overall complexity, probably lies the reason that there is more research done about than done using Habermas’ theory.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Habermas Jessop Archer Sayer SRA strategic relational Approach Critical Realism Theory of Communicative Action idealism hermeneutics positivism structure agency morphpgenesis
Schlagwörter
(Deutsch)
Habermas Jessop Archer Sayer Theorie des kommunikativen Handelns Strategic Relational Approach Morphogenesis Critical Realism Idealismus Hermeneutik Positivismus Struktur und Handlung SRA
Autor*innen
Werner Sturmberger
Haupttitel (Deutsch)
Struktur und Handlung
Hauptuntertitel (Deutsch)
Critical Realism und die Theorie des Kommunikativen Handelns
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
113 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ulrich Brand
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.32 Erkenntnistheorie ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.02 Philosophie und Theorie der Sozialwissenschaften ,
71 Soziologie > 71.02 Theorie der Soziologie ,
89 Politologie > 89.03 Theorie und Methoden der Politologie
AC Nummer
AC08958599
Utheses ID
16660
Studienkennzahl
UA | 300 | | |
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