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Die hermeneutischen Unterschiede in der Betrachtung Rainalds v. Dassel und seines politischen Auftretens in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts
Rainald Dubski
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Meta Niederkorn
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.253
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30459.53396.995354-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit vergleicht die verschiedenen Stadtpunkte der Historiker zum Leben und Wirken Rainald von Dassels. Als Leitgedanke durch alle Kapitel der Arbeit zieht sich das Aufzeigen von Deutungsunterschieden. Schon das Geburtsdatum und die früheste Jugend des Staatsmannes liegen weiterhin im Dunkelfeld der Geschichtsforschung, obwohl zur Familienhistorie der Dasseler Grafen ausführlichst gearbeitet wurde. Der zweitgeborene Sohn Reinolds I. von Dassel ist quellentechnisch erst ab seiner Zeit in der Domschule zu Hildesheim fassbar. Der mindere Adel, aus dem Rainald entstammt, lässt wohl keine bessere Belegung durch schriftliche Quellen zu. Die Theorie, dass die Grafen von Dassel mit den Notheimern verwandt wären, hat sich als nicht zutreffend erwiesen. Rainalds großes Glück bestand eben in der ihm gewährten Ausbildung an der angesehenen hochstiftischen Schule zu Hildesheim. Damit wurde er in die Lage versetzt, an spätere Positionen zu gelangen. Der damalige Leiter der Schule war niemand geringerer als Bischof Bernhard von Hildesheim, dessen spätere Erblindung Rainald in die Lage brachte auf dem Konzil zu Reims im Jahre 1148 in den Blickpunkt der hohen Politik zu treten. Die steile Karriere führte den gebürtigen Niedersachsen und Propst zu Hildesheim an den Hof Friedrichs I., wo er sich nach und nach seine Meriten verdiente und in der Hierarchie weiter nach oben gelangte und mit den wichtigsten Politikern am Stauferhof, wie Wibald von Stablo Bekanntschaft pflegte. Das Ansehen, dass sich Rainald erarbeitet hatte, ließ ihn bis in die höchsten klerikalen und laizistischen Ebenen vordringen. Seine Berufungen zum Kanzler und die drei Jahre später erfolgte Berufung zum Erzbischof von Köln stellten den Gipfel der Karriere des Grafensohnes dar. Gerade auf Grund der erwähnten Ämter gerät Rainald in die Sphäre der höchsten Entscheidungsträger des Kaiserreichs. Er wird damit zum wohl engsten Berater des Kaisers und vermutlich auch zu dessen Vertrauten. Der Kaiser geht für den höchsten Exponenten seiner Politik im August 1161, idem er sich zur Lebensrettung des Dasselers in einen Streit des Hochadels einlässt, persönlich sehr weit. Barbarossa scheint familiäre Bande zu Gunsten seines Erzbischofs zurückzustellen. Dies zeigt jedoch deutlich, dass jemand, so er politisch etwas gelten mochte, nicht ohne Feinde auskam. Der Feinde hatte Rainald von Dassel genug. Auch dies ist ein Grund für das unterschiedliche Bild, das aus den Quellen und den Deutungen der Historiker entstand. Sein Auftreten gegenüber den norditalienischen Stadtstaaten, dem Papst und dem König von Frankreich verursachte sein teils negatives Erscheinungsbild in den Quellen. Dies trug ihm vor allem in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ein, nach der Meinung des Verfassers, ideologisch verfärbtes, auf Fehlinterpretationen beruhendes, negatives Bild ein. Das feindselige und harte Auftreten gegenüber Alexander III. wird nach Meinung des Autors als weitgehend persönlich und von inneren Vorgängen motiviert zu sehen sein. Die direkte Auseinandersetzung mit der selbstbewussten Kommune von Mailand ist wohl ein Aspekt, der im direkten Zusammenhang mit der staufischen Reichs- und Papstpolitik gesehen werden muss. Dieser Kampf lässt Rainald als loyalen Gefolgsmann des Kaisers und seiner Politik erscheinen, obwohl wie der Autor meint, der Dasseler die totale Zerstörung Mailands nicht unbedingt zu verantworten hatte. Sein Auftreten in Besancon war gleichsam programmatisch für sein weiteres Handeln gegenüber Opponenten. Mit der Überführung der Gebeine der Heiligen drei Könige nach Köln gab Rainald der ideologischen Basis des Stauferreichs eine deutliche Verfestigung. Auch die Heiligsprechung Karls des Großen ist in diesem Zusammenhang zu sehen und letztlich eine Verfestigung und Legitimierung des kaiserlich – staufischen Reichsgedankens, der Barbarossa als Nachfolger des großen Karolingers zeigt. Rainalds trauriges Ende vor Rom, das ihn kurz vor dem Sieg über seinen geistlichen Hauptgegner Alexander III. ereilte, ist aus medizinischer Sicht geklärt. Es war die Bazillenruhr, die ihn in kürzester Zeit tötete. Alle anderen Spekulationen sind damit hinfällig. Rainald, obwohl er nur etwas länger als ein Decenium die staufische Politik mitprägte, kann als entscheidender Faktor in der Norditalien Politik gesehen werden. Nach seinem Tode bricht Barbarossas politisches Streben, Norditalien betreffend, mit dem Frieden von Venedig zusammen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Rainald von Dassel Barbarossa Norditalienpolitik
Autor*innen
Rainald Dubski
Haupttitel (Deutsch)
Die hermeneutischen Unterschiede in der Betrachtung Rainalds v. Dassel und seines politischen Auftretens in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
123 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Meta Niederkorn
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC06540492
Utheses ID
169
Studienkennzahl
UA | 190 | 313 | 456 |
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