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Weitergabe und Tradierung von Wissen über Kulinarik in der österreichisch-deutschen Siedlung Pozuzo in Peru
Ruth Haselmair
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ernst Halbmayer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.18911
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30263.57886.357754-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Wissen ist ein elementarer Bestandteil des Lebens. Es wird dem Menschen als implizites Wissen in den Körper eingeschrieben und bildet den so genannten Habitus. Zudem eignet sich der Mensch explizites Wissen im Laufe seines Lebens an. Welches Wissen von wem zu welchem Zeitpunkt erworben und in Folge weitergegeben wird, hängt stark von dessen Position wie auch dem gesellschaftlichen Rahmen ab. Das individuelle Gedächtnis - der Speicher von Wissen - steht in Wechselwirkung mit dem kollektiven Gedächtnis, das von den historischen Entwicklungen, die die jeweilige Gruppe gemeinsam durchlebt, geprägt wird. Die Stabilität einer Gemeinschaft hängt u.a. von der erfolgreich geteilten Vergangenheitsauslegung ab, die stetig neu verhandelt wird. Die Interpretation der gemeinsamen Geschichte wird stark von den jeweiligen gegenwärtigen Bedingungen beeinflusst und manifestiert sich unter anderem in der Esskultur einer Gruppe. Wie Wissen weitergegeben und tradiert wird, wurde in der vorliegenden Arbeit anhand der Kulinarik in der 150 Jahre alten österreichisch-deutschen Siedlung Pozuzo am Osthang der Anden im Regenwald Perus analysiert und skizziert. Im Zuge von zwei Feldforschungsaufenthalten von fünf bzw. vier Monaten konnte u.a. durch teilnehmende Beobachtung, qualitative Interviews und soziale Netzwerkanalyse ein umfassendes Bild der Siedlung, ihrer Bewohner_innen und deren kulinarischer Wissenstradition gezeichnet werden. Kulinarisches Wissen wird in Pozuzo vorwiegend über Personen und in hohem Maße anhand impliziter Lernprozesse weitergegeben. Infrastrukturelle Modernisierung, politische Wirren, Zuwanderung und Tourismus führten in Pozuzos in den letzten 50 Jahren allerdings zu weit reichenden soziokulturellen Veränderungen, welche zur zunehmenden Verwendung von anderen Wissensquellen führten und auch die Esskultur sowie das „kulinarische Gedächtnis“ der Pozuziner und Pozuzinerinnen stark beeinflussten. Zwar verstehen sie sich zweifelsohne als Peruaner und Peruanerinnen, jedoch als solche mit besonderen Wurzeln. Das Jubiläum der Gründung der Siedlung vor 150 Jahren mit Jubiläumsfeiern in Tirol 2007 und in Pozuzo 2009 hat wieder zu einer verstärkten Rückbesinnung auf die „frühere Heimat“ und das kulinarische Erbe ihrer österreichisch-deutschen Vorfahren geführt. Sie manifestiert sich im kulinarischen Gedächtnis in Form von kontinuierlich tradierten Gerichten, wie z.B. dem Bananenstrudel oder Reisknödel, und von neu angeeigneten österreichisch-deutschen Gerichten wie dem Wiener Schnitzel.
Abstract
(Englisch)
Knowledge is an integral part of life. Humans internalize and embody implicit knowledge as so-called habitus and acquire explicit knowledge during their lifetime. What knowledge is acquired by whom and at what moment, and is then subsequently passed on, depends significantly on the respective persons standing as well as social context. The implicit memory and storage of knowledge is interdependent with the collective memory that is formed by the history of a specific group. Together with other things, the stability of a group depends on their successful sharing of a constantly negotiated interpretation of their past. At any moment, present circumstances strongly influence the interpretation of history. This expresses itself in the food and eating habits of a group. The present study uses food to outline how knowledge has been transmitted on an individual and collective level in the 150-year-old Austrian-German colony Pozuzo, located on the eastern flank of the Andes in the Peruvian rain forest. In the course of two fieldwork stays, lasting five and four months, participant observation, qualitative interviews and social network analysis gave insight into the colony and its habitants as well as their culinary knowledge tradition. The inhabitants of Pozuzo predominantly transmit culinary knowledge using implicit learning techniques. Infrastructural modernisation, political upheavals, immigration and tourism have caused large-scale socio-cultural changes in Pozuzo. The last 50 years have brought the usage of other knowledge sources and strongly influenced the food habits as well as the “culinary memory” of the Pozuzinians. They understand themselves to be Peruvians, but at the same time emphasize their special heritage. The 150th anniversary of the foundation of the colony, was commemorated in celebrations in 2007 in Tyrol and in 2009 in Pozuzo.These events have led to a revival of the Austrian-German culinary heritage. This is represented by the “culinary memory” being passed on continuously eg. Bananenstrudel (banana strudel) or Reisknödel (rice dumplings) but also in more recently acculturated Austrian-German food such as Wiener Schnitzel.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Latin america Food Food and memory Transmission of knowledge Pozuzo
Schlagwörter
(Deutsch)
Lateinamerika Kulinarik kulinarisches Gedächtnis Weitergabe von Wissen Tradierung von Wissen Pozuzo
Autor*innen
Ruth Haselmair
Haupttitel (Deutsch)
Weitergabe und Tradierung von Wissen über Kulinarik in der österreichisch-deutschen Siedlung Pozuzo in Peru
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
VII, 302 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Ernst Halbmayer ,
Christian R. Vogl
Klassifikation
73 Ethnologie > 73.25 Ernährung, Nahrungszubereitung
AC Nummer
AC08972755
Utheses ID
16946
Studienkennzahl
UA | 092 | 307 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1