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Das Arbeitsgedächtnis beim Simultandolmetschen
Erfahrungs- und modalitätsspezifische Kapazitätsunterschiede
Adrian High
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Zentrum für Translationswissenschaft
Betreuer*in
Franz Pöchhacker
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DOI
10.25365/thesis.19002
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29795.47273.955755-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit ist der Rolle des Arbeitsgedächtnisses (AG) beim Simultandolmetschen gewidmet. In zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen wird es für wahrscheinlich gehalten, dass das Arbeitsgedächtnis professioneller DolmetscherInnen durch Ausbildung und Berufspraxis an Effizienz oder Kapazität gewinnt. Der von Daneman und Carpenter (1980) konzipierte Reading Span Task (RST) bzw. Listening Span Task (LST) ist in diesem Zusammenhang vielfach eingesetzt worden, um den postulierten Arbeitsgedächtnisvorteil dieser Berufsgruppe zu beweisen. Bislang ist es allerdings nicht gelungen, sich mit Hilfe dieses Verfahrens ein klar interpretierbares Bild der Beziehungen zwischen Erfahrung im Simultandolmetschen und kognitiver Leistungsfähigkeit – operationalisiert durch die Arbeitsgedächtniskapazität – zu verschaffen. Wie durch eine Analyse bisheriger Untersuchungen demonstriert wird, ist ein sinnvolles Muster erst dann erkennbar, wenn die Ergebnisse nach Modalität aufgeschlüsselt werden. Dann fällt nämlich auf, dass stets nur beim visuellen RST eine Überlegenheit der BerufsdolmetscherInnen in Erscheinung tritt, während der akustische LST keine signifikanten AG-Vorteile dieser Gruppe liefert. Es wurde vor dem Hintergrund dieser Überlegungen ein gekoppelter RST/LST-Versuch mit 18 BerufsdolmetscherInnen, 18 Dolmetschstudierenden und 18 Nicht-Dolmetschstudierenden durchgeführt. Mit dieser Versuchsanordnung erhoffte man sich, diesen scheinbaren Modalitätseffekt, der bei der Durchsicht der Literatur so augenfällig war, reproduzieren und anschließend begründen zu können. Die Datenauswertung ergab tatsächlich das erwartete Muster. Beim RST wurde ein signifikanter Vorteil der BerufsdolmetscherInnen gegenüber Nicht-Dolmetschstudierenden festgestellt. Beim LST unterschieden sich die Gruppen nicht signifikant voneinander. Eine mögliche Erklärung dieser Ergebnisse könnte mit dem Expertenwissen der DolmetscherInnen in Verbindung stehen. Demnach wäre die visuelle Textverarbeitungsexpertise, die eine für diese Personengruppe unerlässliche Fertigkeit bei der Vorbereitung von Dolmetscheinsätzen ist, als Störvariable für den AG-Vorteil im RST verantwortlich zu machen. In Zukunft wären also AG-Experimente empfehlenswert, die ohne Textverarbeitungsaufgaben operieren. Erst dann ließe sich ein AG-Vorteil stichhaltig argumentieren.
Abstract
(Englisch)
This thesis explores the role of working memory (WM) in the context of simultaneous interpretation. Scholars in the field of interpretation studies have repeatedly advanced the notion that professional interpreters are able to increase the capacity or efficiency of WM through training and experience. Daneman and Carpenter’s (1980) dual task paradigm has been used widely to substantiate the hypothesis of a WM superiority among interpreters. Thus far, studies operating with Daneman and Carpenter’s (1980) reading span task (RST) or listening span task (LST) have failed to provide a clear pattern of evidence to elucidate the exact nature of the relationship between simultaneous interpretation experience and cognitive ability as instantiated by WM capacity. An analysis of the research based on this method seems to indicate that modality might be a helpful avenue of examination to disentangle the inconsistent results this work has yielded. Indeed, on closer inspection, it is striking that only experiments using the visual RST have attested a WM advantage of professionals, whereas the results from the auditory LST do not confirm this hypothesis. Accordingly, it might be considered insightful to assume that modality underlies the contradictory empirical findings. To test the hypothesis that the choice of modality might account for the discordant body of evidence, an experiment was conducted that consisted of both an LST and an RST. 18 professional interpreters, 18 student interpreters, and 18 students from other fields (control group) were solicited for this investigation. It was expected that an effect of modality similar to the one discovered by dissecting the empirical findings in other studies would emerge. As predicted, the RST yielded a significant advantage of the professional group compared to the control group, while no significant differences could be found in the LST. In considering these results, it might be hypothesized that the expertise of professional interpreters is a determining factor. It is important to emphasize in this context that interpreters are experts at quickly processing printed text, an indispensable skill when preparing for assignments. It is therefore not unlikely that this sort of expertise underlies the WM advantage of interpreters in the RST. In light of this, it might be expedient for future WM research with professional interpreters to avoid experimental designs that operate with text processing components.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
working memory simultaneous interpretation reading span task listening span task experience cognitive working memory capacity
Schlagwörter
(Deutsch)
Arbeitsgedächtnis Simultandolmetschen Lesespannentest Hörspannentest Erfahrung kognitive Grundlagen Arbeitsgedächtniskapazität
Autor*innen
Adrian High
Haupttitel (Deutsch)
Das Arbeitsgedächtnis beim Simultandolmetschen
Hauptuntertitel (Deutsch)
Erfahrungs- und modalitätsspezifische Kapazitätsunterschiede
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
126 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Franz Pöchhacker
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.23 Mehrsprachigkeit ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.45 Übersetzungswissenschaft ,
77 Psychologie > 77.31 Kognition
AC Nummer
AC10664849
Utheses ID
17025
Studienkennzahl
UA | 065 | 342 | 345 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1