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Arbeiten in Zeiten der Beschleunigung
wie sich Beschleunigung im Arbeitsleben manifestiert und welche Auswirkungen sich für die Beschäftigten ergeben
Heike Ulferts
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Christian Korunka
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.19013
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29418.49685.554260-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese kumulative Dissertation widmet sich dem Thema Beschleunigung im Arbeitsleben anhand zweier zentraler Fragestellungen. Zum einen wird der Frage nachgegangen, wie sich Beschleunigung im Arbeitsleben manifestiert und zum anderen, wie sich Beschleunigung auf die Beschäftigten auswirken könnte. Als theoretische Basis dient die vom Soziologen Hartmut Rosa (2005) verfasste Analyse von Beschleunigung, in welcher er Veränderungen von Zeitstrukturen in der Moderne beschreibt. Rosa (Rosa) postuliert, dass sich Beschleunigung anhand eines Anstiegs von Menge pro Zeiteinheit zeigt. So erlauben z.B. technische Entwicklungen die Produktion von mehr Gütern in kürzerer Zeit. Außerdem führt Rosa (Rosa) aus, dass auch eine Erhöhung von Veränderungsraten beobachtbar ist. So können beispielsweise häufige Wechsel von Berufspräferenzen und Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt auf Beschleunigung zurückgeführt werden. Inhaltlich ordnet er die unterschiedlichen Beschleunigungsphänomene drei Dimensionen zu: der technologischen Beschleunigung, der Beschleunigung des sozialen Wandels und der Beschleunigung des Lebenstempos. In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass aus der Beschreibung dieser drei Dimensionen Anforderungen für das Arbeitsleben abgeleitet werden können, die mit Beschleunigung im Zusammenhang stehen (beschleunigungsspezifische Anforderungen). In einem ersten Schritt wurden daher aus den drei Beschleunigungsdimensionen sowie der Definition von Beschleunigung Anforderungen abgeleitet, wie z.B. Arbeiten mit hoher Geschwindigkeit, Arbeiten unter hohem Druck, Überstunden und Verlängerung der Arbeitszeit. Außerdem wurde argumentiert, inwiefern sich die beschleunigungsspezifischen Anforderungen von traditionellen Arbeitsanforderungen (z.B. Zeitdruck) unterscheiden. Im zweiten Schritt wurde ein Instrument entwickelt, um die beschleunigungsspezifischen Anforderungen im Arbeitsleben zu erfassen. Dafür wurden die im ersten Schritt theoretisch abgeleiteten Anforderungen in Items umgesetzt, die mittels eines Fragebogens untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte in zwei unterschiedlichen Berufsfeldern (Büroarbeit und Dienstleistung) durchaus beschleunigungsspezifische Anforderungen wahrnehmen. Zusätzlich wurde mittels einer konfirmatorischen Faktorenanalyse nachgewiesen, dass sich die Items drei Dimensionen zuordnen lassen. Im dritten Schritt wurde überprüft, ob sich die beschleunigungsspezifischen Anforderungen von traditionellen Anforderungen unterscheiden. Dafür wurden in einer Studie im Pflegebereich sowohl traditionelle Anforderungen als auch beschleunigungsspezifische Anforderungen erhoben. Mithilfe von hierarchischen Regressionsanalysen konnte gezeigt werden, dass bei der Erklärung von Burnout und Engagement die Aufnahme von beschleunigungsspezifischen Anforderungen signifikant zur Erhöhung der aufgeklärten Varianz beiträgt. Außerdem zeigte sich durch das Hinzufügen von Interaktionseffekten, dass traditionelle Anforderungen und beschleunigungsspezifische Anforderungen keineswegs in Wechselwirkung stehen, sondern dass vielmehr ein additiver Effekt angenommen werden muss. Jedoch ergaben sich unerwartete Zusammenhänge zwischen beschleunigungsspezifischen Anforderungen und den Zielgrößen. So zeigten die Anforderungen für die technische Beschleunigung keine Zusammenhänge mit den Zielgrößen, die Anforderungen bezogen auf den sozialen Wandel waren mit Burnout negativ und mit Engagement positiv assoziiert und die Anforderungen bezogen auf die Beschleunigung des Lebenstempos waren mit Burnout positiv und mit Engagement negativ assoziiert. Im vierten Schritt wurden daher die Beziehungen zwischen beschleunigungsspezifischen Anforderungen und dem Wohlbefinden der Beschäftigten detaillierter untersucht. In Anlehnung an den challenge-hindrance approach (Cavanaugh, Boswell, Roehling, & Boudreau, 2000) wurde davon ausgegangen, dass beschleunigungsspezifische Anforderungen positive und negative Aspekte beinhalten können. Daher wurden die Studienteilnehmer/innen gebeten zu bewerten, ob sie die beschleunigungsspezifischen Anforderungen positiv im Sinne einer Herausforderung oder negativ im Sinne einer Behinderung wahrnehmen. Anschließend wurden die Zusammenhänge zwischen den beschleunigungsspezifischen challenge und hindrance Anforderungen und emotionaler Erschöpfung (als Kerndimension von Burnout) und Vitalität (als Kerndimension von Engagement) im Längsschnitt untersucht. Dabei zeigte sich, dass ein Anstieg der beschleunigungsspezifischen challenge Anforderungen sich positiv auf die Vitalität und negativ auf die Erschöpfung der Beschäftigten auswirkt. Umgekehrt beeinflussten die beschleunigungsspezifischen hindrance Anforderungen die Erschöpfung positiv und die Vitalität negativ.
Abstract
(Englisch)
This thesis examines the phenomenon of acceleration in working life. Firstly this work shows in which way acceleration manifests in working life, secondly possible consequences of acceleration in working life for employees are discussed. The theoretical basis of this work is the sociological analysis of acceleration by Hartmut Rosa (2005), in which he describes changes in time structures in modernity. Due to technological inventions we are able to increase the pace of life therefore we are able to produce more goods in shorter time or to move faster forward. Following Rosa’s (2005) assumptions acceleration could be defined as (1) an increase of amount, (2) an increase in pace, and (3) an increase of change rates. Moreover Rosa (2005) classified the different phenomena of acceleration into a three-dimensional structure: technological acceleration, acceleration of social change and acceleration of the pace of life. This thesis assumes that acceleration leads to specific demands for employees which could be identified along the three dimensional structure. In a first step demands are identified which are related to acceleration and an accelerated work environment. Examples are working with high speed, working under high pressure and overtime. Moreover, it is discussed in which way the acceleration-related demands are different from traditional job demands (e.g. time pressure, workload). In a second step an instrument was developed to investigate the acceleration-related demands empirically in working life. For that purpose the demands were transferred into items for a questionnaire. The results of two studies (office work and aviation) confirmed the threedimensional structure and the perception of accelerated demands in working life over time. In a third step relationships between general job demands, acceleration-related demands, and employee well-being were investigated. Hierarchical regression analyses show that acceleration-related demands explain additional variance for exhaustion, depersonalization, vigor, and dedication. Moreover demands dealing with increasing rates of social change and increasing pace of life turned out as significant predictors for all four outcome variables. Testing for interactions between general demands in health care work and acceleration-related demands show no significant interaction effect, therefore it has to be concluded that acceleration-related demands provide, compared to general job demands, an additional effect on employee well-being. The fourth step extended the previous work on acceleration-related demands by assessing employee appraisals of acceleration-related demands relying on the challenge-hindrance approach (cf. Cavanaugh et al. 2000) and by implementing a longitudinal perspective. A total of 548 elder care workers provided data on acceleration-related demands as well as on exhaustion and vigor at two time points. Structural equation modeling showed that acceleration-related demands need to be separately identified as either hindrance or challenge demands. Moreover an increase in these demands affects future levels of employee exhaustion and vigor. Specifically, an increase in acceleration-related challenge demands was positively related to future vigor and negatively related to future exhaustion, whereas an increase in acceleration-related hindrance demands was negatively associated with future vigor but positively with future exhaustion.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
acceleration job demands burnout engagement
Schlagwörter
(Deutsch)
Beschleunigung Anforderungen Burnout Engagement
Autor*innen
Heike Ulferts
Haupttitel (Deutsch)
Arbeiten in Zeiten der Beschleunigung
Hauptuntertitel (Deutsch)
wie sich Beschleunigung im Arbeitsleben manifestiert und welche Auswirkungen sich für die Beschäftigten ergeben
Paralleltitel (Englisch)
Working in times of acceleration
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
128 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Erich Kirchler ,
Wolfgang Weber
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
77 Psychologie > 77.93 Angewandte Psychologie
AC Nummer
AC09010711
Utheses ID
17036
Studienkennzahl
UA | 784 | 298 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1