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"Wer nicht sehen kann, muß hören"
das frühe Hörspielschaffen Elfriede Jelineks im Kontext des Neuen Hörspiels
Ulrike Haidacher
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Pia Janke
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.19722
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29279.76828.911563-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, Elfriede Jelineks erste vier Hörspiele "Wien West", "wenn die sonne sinkt ist für manche auch noch büroschluß", "Untergang eines Tauchers" und "Für den Funk dramatisierte Ballade von drei wichtigen Männern sowie dem Personenkreis um sie herum" gattungstheoretisch zu kontextualisieren und in Hinblick auf ihre Nur-Hörbarkeit zu untersuchen. Elfriede Jelineks original für den Rundfunk konzipierte Hörspiele entstanden zwischen 1971 und 1977. In dieser Zeit war das Neue Hörspiel gerade populär geworden und konnte seine größten Erfolge verzeichnen. Dem Neuen Hörspiel standen aufgrund der damals aufgekommenen Stereofonie neue technische Möglichkeiten zu Verfügung. Es konnten stereofone Räume geschaffen werden, der Ton strömte nicht mehr punktuell aus dem Lautsprecher. Man wollte sich von den traditionellen Formen des Hörspiels distanzieren und die HörerInnen zu einem aufmerksamen Zuhören anhalten. Es wurde versucht, das emotionale Einlassen und eine damit einhergehende passive Haltung des Publikums zu verhindern. Ausdrucksmöglichkeiten wurden wieder in frühen Traditionen, in denen des Dadaismus, der Musique concrète, der Pop-Art sowie in den Radiotheorien Bertolt Brechts oder Walter Benjamins gefunden. Die Technik der Collage ermöglichte es, Klangmaterial miteinander zu verbinden und autonome Schallräume herzustellen. Außerdem wollte man durch die Montage heterogenen Sprachmaterials, Denk- und Sprechweisen entlarven. Auch das O-Ton-Hörspiel wollte das Manipulierende in der Sprache erkennbar machen, aber auch der breiten Masse im Medium Hörspiel eine Stimme geben. Zwar strebt Elfriede Jelinek in Wien West eine Parodie auf das Neue Hörspiel an und distanziert sich somit davon, dennoch setzt das erste Hörspiel der Autorin die Ausdrucksmöglichkeiten der neuen Strömung effizient ein. Jelineks Original-Hörspiele fordern die Hörenden zu einer aufmerksamen und kritischen Haltung auf. Die in den Hörspielen auftretenden Figuren sind keine Individuen, vielmehr sind sie reine Sprachkörper, aus denen die von Medien vorgefertigte Sprache spricht. Der V-Effekt entsteht durch chorisches Sprechen, den stereotypen Einsatz von Stimmen, den Stimmentausch oder die Technik der Collage. Das Medium Hörspiel bietet nun den idealen Raum für Jelineks Sprachfiguren. Geräusche, Stimme und Musik stehen im Fokus der Aufmerksamkeit. Jelinek lässt ihre Figuren das auch aussprechen. So weisen diese ironisch auf die größere Aufmerksamkeit im Hörspiel hin, die im Gegensatz zum Fernsehen gefordert wird. Durch das Nur-Hörbare entsteht eine größere Künstlichkeit als im Theater oder in geschriebenen Texten, die zu einer ständigen Wachsamkeit des Publikums auffordert und die HörerInnen dazu anhält, die eigenen Denk- und Sprachstrukturen zu reflektieren.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Elfriede Jelinek Neues Hörspiel Original-Hörspiel Radiotheorie Bertolt Brecht Walter Benjamin
Autor*innen
Ulrike Haidacher
Haupttitel (Deutsch)
"Wer nicht sehen kann, muß hören"
Hauptuntertitel (Deutsch)
das frühe Hörspielschaffen Elfriede Jelineks im Kontext des Neuen Hörspiels
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
117 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Pia Janke
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.00 Sprach- und Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC09020043
Utheses ID
17596
Studienkennzahl
UA | 332 | | |
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