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Studien zu Maerten van Heemskercks "Triumphzug des Bacchus"
Notburg Maria Schütz
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Artur Rosenauer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.260
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29838.59254.205265-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
ABBILDUNGEN: nur in PRINTAUSGABE! Maerten van Heemskerck (1498 – 1574) war im gleichen Bestreben wie viele seiner Künstlerkollegen aus den Niederlanden nach Italien aufgebrochen, um in eigener Anschauung die Kunst der Antike und der italienischen Renaissancekünstler kennen zu lernen. Er reiste nicht im Auftrage eines Kunst beflissenen Zeitgenossen, sondern aus eigenem Antrieb und Interesse. Ein Interesse, das sicher noch zusätzlich durch seine wahrscheinliche Kenntnis der späten Werke Gossaerts und durch die Zusammenarbeit mit Jan van Scorel, der vor ihm in Italien war, verstärkt wurde. Zudem mag er Gelegenheit gehabt haben, Stiche Mantegnas und die Teppichkartons in Brüssel kennen zu lernen. Wie aus Carel van Manders Lebensbeschreibung hervorgeht, war Heemskerck fleißig und verstand sich „vortrefflich auf das Komponieren“. Sein Werk erweckt den Eindruck, dass er großen Wert auf humanistische Bildung gelegt habe, er scheint sie selbst erreicht zu haben und- oder er berief sich auf ihm vertraute Humanisten. Seine zahlreichen Inschriften in Latein auf den Cartellinos seiner Werke legen davon Zeugnis ab. Man könnte fast sagen, dass Heemskerck zunächst ein Werk genau durchdachte (intellektuell konzipierte oder intellektuell überlagerte) und dann diese seine Idee umsetzte. (das meinte vielleicht van Mander, wenn er vom „vortrefflichen Komponieren“ spricht) Auch im Bacchuszug fällt auf, wie genau er beinahe alle zum Bacchusmythos gehörenden Details in das Bild einbringt. Möglicherweise war er ein Mitglied der Haarlemer Rhetorikerkammer, was zusätzlich die Nähe zum Theater in seinem Bild erklären könnte. Vielleicht war Heemskerck über Mantua nach Rom gereist, um die Werke Giulio Romanos und Mantegnas an Ort und Stelle zu sehen. In Rom angekommen scheint er – aus seinen zahlreichen Zeichnungen zu schließen - geradezu überwältigt von den Überresten aus der antiken Kunst gewesen zu sein; und er erhielt Zugang zu den berühmten Antikengärten und vielleicht zu manchen reich mit ´modernen` Kunstwerken dekorierten Villen wohlhabender Römer (z.B. der Villa Farnesina). Zudem dürfte er Ruinen und unterirdische Gewölbe aufgesucht haben, deren Abbildungen er in seinem Werk immer wieder einfügte. Er muss die Kunst der berühmten Renaissancemaler studiert und nachgebildet haben – wobei nicht nur der Stil sondern auch die Themen (mythologische und Themen aus der antiken Geschichte) – von Interesse waren. All das wollte er festhalten und sein zukünftiges Werk damit gestalten und- oder bereichern. Obwohl Heemskercks Hauptinteresse in dieser - zur Zeit seines Romaufenthalts - noch sehr berühmten Kunstmetropole sicher der Kunst gegolten hatte, mag er auch Anregungen durch das tägliche Leben in dieser Stadt erhalten haben. Er sah die zahlreichen bemalten Hausfassaden, er beobachtete vielleicht oder nahm sogar teil an Prozessionen, Festen oder sonstige Volksbelustigungen, welche damals zahlreich stattfanden. Er half bei der Dekoration der Triumphbogen für den Einzug Karls V.; er war vermutlich Zuschauer dieses triumphalen Geschehens. Triumphzüge und deren Gestaltung - sowohl real als auch bildnerisch - waren zu Heemskercks Zeit beliebt. Insofern scheinen die Anregungen für einen beobachtenden Künstler zahlreich gewesen zu sein. In diesem Umfeld malte Heemskerck drei (oder vier) Leinwandbilder. Bis auf eines behandelten diese Werke Themen aus der Mythologie - zwei um Vulkan und eines um den Raub der Helena. In Venus und Amor in der Schmiede des Vulkan wollte Heemskerck vielleicht zeigen, wie gut er die Darstellung von nackten Körpern beherrschte, so gut wie seine italienischen Vorbilder. In dem friesartigen Bild von Venus und Mars mag er vielleicht, angeregt auch durch die Fassadenmalerei, ein neues Gestaltungsschema dieses beliebten Themas gesucht haben. In der Landschaft mit der Entführung der Helena zeigt er seine Kenntnis der antiken Ruinen gepaart mit einem mythologischen Inhalt; und seinen Erfindungsreichtum. Das Tafelbild des Bacchuszuges fällt aus der Reihe. Nicht im Thema, das ist ein mythologisches und wie man gesehen hat, in Italien und Rom gern behandeltes – jedoch in seiner zunächst gar nicht so sehr auffallenden Komplexität. Das Werk ist stilistisch – besonders durch die zahlreichen Anlehnungen an- und Zitate von italienischen Künstlern, (welche er sehr gekonnt eingebaut hatte) sowie die für Heemskerck neue Raumgestaltung – in die italienische Hochrenaissance zu stellen. Von der Auslegung des Themas her allerdings ist es ein Werk, das starke Reminiszenzen an Heemskercks heimischen Kulturkreis hat. Die Überlagerung eines mythologischen Themas mit einer moralischen Aussage war im Norden üblich, ebenso ist der mögliche Rekurs auf die „Verkehrte Welt“ von daher erklärbar. Die Synthese beider führte Heemskerck sehr gekonnt durch. Bacchus und das Theater gehören auch im Mythos zusammen. So inszenierte Heemskerck einen Bacchuszug als Vorstellung einer Theatertruppe mit einem Stelzengeher und Akrobaten (seine eigene Erfindung, es sind keine Vorbilder zu finden), welcher in Heemskercks Jetztzeit stattgefunden haben könnte, und in dem er die „Moral der Geschichte“ einbauen konnte und der doch mit der Antike zusammenhing. Zudem hatte er dadurch die Möglichkeit Ignudi in möglichst vielen Körperhaltungen darzustellen. (Von seiner Vorliebe für die Darstellung von bewegten Körpern war schon die Rede.) Er mag den Triumphbogen mit den Panfiguren, die auch gleichsam als Wächter stehen könnten, als Grenze und- oder Durchgang zum antiken Mythos gesehen haben. Auf diese Art war es ihm auch möglich aus seinen römischen Skizzen nach der Antike zu zitieren. Es fällt schwer, den Bacchuszug in Heemskercks übriges Werk einzuordnen, darauf mögen auch die sehr unterschiedlichen Datierungsversuche beruhen. Wäre der Bacchuszug ein Leinwandbild, würde er sicher zu seinen römischen Malereien gezählt werden; denn es ist ein römisches Bild, vielleicht Heemskercks römischstes (trotz seiner Synthese). Leider kennt man keinen Auftraggeber, der Licht in das Rätsel der Datierung und des Entstehungsortes bringen könnte. Es scheint, als hätte Heemskerck dieses Bild für sich selbst gemalt, aus Freude an dem neuen Kulturkreis, und doch eingedenk seines eigenen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Heemskerc Triumph of Bacchus artists of the Netherlands 16th century
Schlagwörter
(Deutsch)
Heemskerck Triumphzug des Bacchus niederländische Maler 16. Jahrhundert
Autor*innen
Notburg Maria Schütz
Haupttitel (Deutsch)
Studien zu Maerten van Heemskercks "Triumphzug des Bacchus"
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
111 S., [ca. 100] Bl.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Artur Rosenauer
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.00 Kunstwissenschaften: Allgemeines ,
20 Kunstwissenschaften > 20.89 Kunstgeschichte: Sonstiges
AC Nummer
AC06449807
Utheses ID
176
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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