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Erklärungsansätze für die Wahl der 2. bzw. 3. lebenden Fremdsprache aus Sicht der Motivforschung
Carina Krestan
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Robert Tanzmeister
DOI
10.25365/thesis.19967
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30216.80379.876166-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem Fremdsprachenunterricht im Allgemeinen und den ausschlaggebenden Motiven zur Wahl einer Fremdsprache im Speziellen. Sie ist in insgesamt drei Kapitel gegliedert, wobei die ersten beiden Kapitel den theoretischen Teil umschließen, das letzte Kapitel besteht aus einem praktischen Teil, der im Rahmen einer empirischen Untersuchung analysiert und ausgewertet wurde.
Im ersten Teil wurden theoretische Aspekte genauer betrachtet, das heißt, im ersten großen Punkt geht es um das Fremdsprachenkonzept der EU, das die Förderung der Mehrsprachigkeit als ein wichtiges Hauptziel ansieht. Dabei wird die Situation in Europa der letzten Jahre genauer betrachtet und wie sich die Mehrsprachigkeitspolitik bewährt hat. 56% der Bürger der EU-Mitgliedstaaten sind in der Lage, sich in einer anderen Sprache als ihrer Muttersprache zu unterhalten. 28% der Befragten bestätigen, dass sie zwei Fremdsprachen gut genug sprechen, um sich darin unterhalten zu können. 44% der Befragten eingestehen sich ein, dass sie außer ihrer Muttersprache keine weitere Sprache spricht. (Europäische Kommission „Die Europäer und ihre Sprachen“ 2006: 9) In den meisten Ländern ist Englisch nicht nur die am häufigsten gesprochene Fremdsprache, sie ist vor allem die erste unterrichtete Fremdsprache und neben Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Russisch ist das Erlernen anderer Sprachen deutlich weniger verbreitet. (vgl. Meißner 2008: 14) Fremdsprachenmodelle wie bilinguales Lernen oder CLIL-Unterricht stehen im allgemeinen Interesse der Bevölkerung, da modularer bzw. projektorientierter Unterricht zum Erlernen einer Fremdsprache immer populärer wird.
Die Familie der romanischen Sprachen zählt zu den bedeutungsvollsten und dominierendsten Sprachen der Menschheit. Rund 800 Millionen Menschen sprechen eine romanische Sprache als Muttersprache, das sind 12% der Weltbevölkerung. (vgl. Bossong 2008: 7) Das Italienische wird als die klassische Sprache Europas bezeichnet. Es wird als Universalsprache im Bereich der Kunst, der Literatur und der Musik gesehen. In der Statistik der neun romanischen Sprachen nimmt die italienische Sprache Rang vier ein, hinter Spanisch, Portugiesisch und Französisch. (vgl. ebd.: 197) Es gibt viele Gründe sich für Italienisch an der BHS zu entscheiden. Einige wählen Italienisch im Hinblick auf ihr späteres Studium der Romanistik, der Kunstgeschichte oder auch der Musik. Andere aufgrund besserer Karriereaussichten nach der Matura, im Bereich Tourismus, Wirtschaft oder im Bankwesen. (vgl. Bogadanski 1979: 33f)
Französisch wird als Sprache der Europäischen Union bezeichnet. Sie hat den Ruf, die am schwierigsten zu lernende, romanische Sprachen zu sein. Nicht nur die Grammatik und die Satzstrukturen wirken auf den ersten Blick abschreckend, auch die Aussprache wird als komplex und aufwändig zu lernen bezeichnet. Französisch ist die Sprache der Liebe, die von mehr als 59 Millionen Menschen in der europäischen Union und mehr als 130 Millionen Menschen weltweit gesprochen wird. (vgl. Blanke ua. 2009: 23)
Spanisch wird in erster Linie im allgemein bildenden Sekundarbereich II gelehrt. Sie repräsentiert eine Weltsprache, konnte jedoch Englisch nicht von seinem Spitzenplatz als Weltsprache Nummer eins vertreiben. (vgl. Gutberlet 2007: 142) Für das Jahr 2040 ist prognostiziert, dass Spanisch erste Fremdsprache sein wird, die man zu dieser Zeit lernt. Sehr viele SchülerInnen möchten heutzutage unbedingt Spanisch lernen, da es seinem Ruf nach sehr einfach zu lernen sei. Es stellt eine weit verbreitete Sprache dar und wird demnach als sehr nützlich bezeichnet, was sich besonders auf Reisen in der ganzen Welt deutlich macht. Auch am Arbeitsmarkt wird Spanisch für internationale Geschäfte immer bedeutsamer. Aufgrund der hohen Nachfrage wird Spanisch als Lerngegenstand immer attraktiver und populärer. (vgl. KLETT 2009: 11)
Im zweiten Teil der Theorie wurde das Fremdsprachangebot in Österreich, mit speziellem Blick auf die berufsbildenden höheren Schulen genauer analysiert. Das Fremdsprachenangebot variiert je nach Schule zwischen einer und drei lebenden Fremdsprachen, wobei eine verpflichtend zu erlernen ist. (vgl. De Cilla 2010: 158) Für die Ausbildungsdauer der BHS sind fünf Jahre vorgesehen, von der 9. zur 13. Schulstufe, der Abschluss erfolgt mit Reife- und Diplomprüfung. Es besteht die Möglichkeit ab der 1. Klasse (9. Schulstufe) eine weitere lebende Fremdsprache zu wählen. Die Schule stellt dabei ein Fremdsprachenangebot zusammen und es liegt im Ermessen des Schülers bzw. der Schülerin, die zweite lebende Fremdsprache zu wählen. Dabei liegt es an der Schule, welche Fremdsprachen unter den zahlreichen Alternativen angeboten werden: Französisch oder Russisch, Französisch oder Italienisch, Französisch oder Spanisch, usw.
Statistiken zeigen, dass im Jahr 1990 nur ein Schüler von sieben mit dem Französischen, einer von 170 mit dem Spanischen, einer von 400 mit dem Italienischen mehr oder weniger kurz in Berührung kam. (vgl. Dahmen 1996: 27f)
Zur Verbesserung der Einstellungen und Haltungen der SchülerInnen bezüglich der einzelnen Fremdsprachen sollten im Rahmen einer Lernberatung folgende Themen aufgegriffen werden (vgl. Meißner 2008: 4):
Warum lerne ich Fremdsprachen und welche Rolle spielen Fremdsprachenkenntnisse in der Welt, in die ich hineinwachse?
Was kann ich mit der Fremdsprache X anfangen? Was kann sie für meinen persönlichen Sprachenhaushalt bedeuten?
Was heißt es, eine Muttersprache, Zweitsprache oder eine Fremdsprache zu ‚können’?
Wie lerne ich erfolgreich Fremdsprachen?
Wo habe ich Defizite im Bereich der Lerntechniken?
Wovon hängt meine Motivation, eine Sprache zu lernen, ab? Was bedeutet diese für mein individuelles Sprachenlernen?
Der Entscheidungsprozess spielt bei der Wahl der Fremdsprache eine wichtige Rolle. So gut wie jeder Moment unseres Lebens ist an eine Entscheidung gebunden. Manche sind offensichtlich, andere sind weniger offensichtlich. (vgl. Beer 1978: 31) In unserem Fall bedeutet dies die Entscheidung zwischen zwei oder mehreren Fremdsprachen. Die SchülerInnen müssen eine Fremdsprache wählen, ohne diese zu kennen. Dabei werden sie von vielen Motiven und Faktoren beeinflusst.
Der zweite große Abschnitt der Arbeit beschreibt die empirische Untersuchung, an der sechs Schulen in Niederösterreich teilnahmen. Ich führte die Studie an BHS durch, wobei ich zuerst die Genehmigung durch den Landesschulrat für Niederösterreich einholten musste. Die Befragung an den Schulen nahm ich in Form von Fragebögen vor, zugeschnitten auf die jeweiligen Sprachklassen Italienisch, Französisch und Spanisch. Es fand eine Auswertung von insgesamt 312 Datensätzen statt, darunter fielen 212 Schülerinnen und 100 Schüler. Ende Dezember 2011 begann die Eingabe der Daten in eine Microsoft Excel Tabelle, anschließend startete die Analyse der 312 Datensätze. Erkenntnisinteresse der empirischen Studie war es die Motive von Lernenden in BHS herauszufinden und in Hinblick auf die Wahl der jeweiligen Fremdsprache zu analysieren.
Anhand der empirischen Studie konnte ich feststellen, dass zahlreiche Motive ausschlaggebend sein können, sich für eine Fremdsprache zu entscheiden. In den meisten Fällen gaben die SchülerInnen an, dass es nicht schwer war, sich für eine Fremdsprache zu entscheiden, und dass sie im Nachhinein auch mit ihrer Entscheidung zufrieden sind. Du Großteil der SchülerInnen meinte daher, für den Fremdsprachenunterricht motiviert zu sein, was meist in Verbindung mit der Sympathie gegenüber der Lehrkraft und gegenüber der Sprache gebracht wurde.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Motivforschung Erklärungsansätze Fremdsprache
Autor*innen
Carina Krestan
Haupttitel (Deutsch)
Erklärungsansätze für die Wahl der 2. bzw. 3. lebenden Fremdsprache aus Sicht der Motivforschung
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
165 S. : graph. Darst., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Robert Tanzmeister
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.41 Sprachdidaktik ,
80 Pädagogik > 80.99 Pädagogik: Sonstiges
AC Nummer
AC09051292
Utheses ID
17841
Studienkennzahl
UA | 190 | 299 | 350 |