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Was kommt nach der Postdramatik?
ein Analyseversuch anhand der Wiederkehr der dramatischen Strukturen in der Theaterarbeit von Frank Castorf
Anna Laner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Monika Meister
DOI
10.25365/thesis.20171
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30333.70042.269069-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Der Gang der vorliegenden Arbeit sollte verdeutlichen, dass etliche Erneuerungsversuche im Theater von Nöten waren, um in späterer Folge ein Theater etablieren zu können, welches jenseits des Dramas anzusiedeln ist. Hans-Thies Lehmann bezeichnete diese Theaterentwicklung in seinem gleichnamigen Werk 1999 als „postdramatisches Theater“. Der Begriff wurde zu einem Zeitpunkt etabliert, an dem das postdramatische Theater seinen Zenit bereits überschritten hatte.
Als Lehmann seine Studie veröffentlicht, scheinen die von ihm angeführten Kennzeichen des postdramatischen Theaters zum Großteil bereits wieder aus der deutschen Theaterlandschaft verschwunden zu sein. Aus diesem Grund kann die Entwicklung, welcher Lehmann eine nachhaltige Wirkung attestiert, schon zur Zeit der Veröffentlichung seines Textes als überholt betrachtet werden. Die Ablehnung von Drama und konventionellem Theater steigert sich bis zu jenem Punkt, an dem keine weitere Abkehr mehr möglich ist. Bereits ab Mitte der 1990er Jahre lässt sich als Gegenbewegung daher auch eine Rückkehr zur Konvention erkennen, die mit einer Wiederbelebung der erzählerischen und der dramatischen Struktur des Theaters einhergeht.
Lehmann weist Text Frank Castorf als einen der signifikantesten Vertreter des postdramatischen Theaters im deutschsprachigen Raum aus. Mit dieser Einordnung als Ausgangspunkt ist es besonders bemerkenswert, dass Castorf bereits ein Jahr vor der Veröffentlichung des Postdramatischen Theaters mit seiner Inszenierung der Schmutzigen Hände von Sartre einen Schritt zurück zu einem konventionelleren Theater unternimmt. Nachdem die größtmögliche Abkehr vom konventionellen Theater in der experimentellen Abschaffung des Theaters durch die Überführung ins Leben liegt, erkennt auch Castorf die Notwendigkeit des Theaters als Institution an.
Schmutzige Hände bestätigt diese Notwendigkeit und bildet gerade deswegen eine Ausnahme in Castorfs Theaterarbeit. Die Inszenierung ist von einem Wechselspiel zwischen dramatischer Konvention und deren postdramatischer Anlehnung bestimmt. Die Brüche, die sich aus dem Zusammentreffen zweier oppositioneller Theaterauffassungen ergeben, manifestieren sich an der Schnittstelle zwischen den Körpern der Akteure und der verkörperten Figuren. Demnach lässt sich die Rückkehr zur Konvention bei Castorf an der stringenten Handlung und vor allem an der Präsenz der Figuren festmachen, die durch die Gegenwart der Körper der Akteure immer wieder das Bühnengeschehen dominiert. In der Analyse zeigt sich, dass die brisante politische Thematik, die das Zentrum der Inszenierung bildet, eine konventionelle Form verlangt, um die von Castorf geforderte Provokation des Publikums zu bewirken. Die vorliegende Arbeit sollte demnach verdeutlichen, dass die Provokation auch bei Castorf erst in der dramatischen Struktur zur wirksamsten Ausformung gelangen und nicht etwa in einer postdramatischen Ablehnung von Konventionen zum Ausdruck kommen kann.
Abstract
(Englisch)
This text aims at demonstrating that it was a long way with many tries to establish a new kind of theatre beyond its conventional, dramatical form. In his same-titled essay Hans-Thies Lehmann calls this development of the contemporary theatre landscape “postdramatic theatre”. The establishment of this notion occurs at a point, when the zenith of this development is already transcended.
At the time Lehmann published his study, the characteristics of postdramatic theatre seemed to have already disappeared from the german theatre landscape. For that reason, the development, Lehmann ascribed to be extensive, was outdated as early as his book was published. The rejection of drama and conventional theatre had reached a point, where no further rejection was possible. Because of that, since the middle of the 1990ies a lot of theatre productions have come back to conventional theatre’s methods such as the reactivation of narratives and dramatical structures.
In his text, Lehmann outlines Frank Castorf as significant representative of postdramatic theatre in the german speaking area. Taking this classification as initial point,, it is an interesting and surprising fact that already one year before the publications of Lehmann`s Postdramatisches Theater Castorf heads back to conventional theatre with his staging of Schmutzige Hände by Sartre. After rejecting the conventional theatre by converting it into life, Castorf recognizes the necessity of the theatre as an institution.
Schmutzige Hände represents an exception within Castorf`s theatre work, because it confirms this necessity. The production turns out as an intertwining of dramatic convention and its postdramatic rejection.. The coincidence of two opposing concepts results in a rupture which becomes manifest in the bodies of the actors and the embodiment of the characters. Regarding the comeback of convention Castorf`s work focuses on the linear action and especially on the presence of the characters, which are repelled just in order to be staged once again. The staging’s revolutionary subject requires the structure of conventional drama in order to create actual political provocation. It is the conventional form which effects provocation as it immensely influences the audience’s perception of actual political incidences without annihilating the theatre’s traditional formal setting.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Postdramatisches Theater Castorf
Autor*innen
Anna Laner
Haupttitel (Deutsch)
Was kommt nach der Postdramatik?
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein Analyseversuch anhand der Wiederkehr der dramatischen Strukturen in der Theaterarbeit von Frank Castorf
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
114 S. S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Monika Meister
Klassifikationen
24 Theater > 24.03 Theorie und Ästhetik des Theaters ,
24 Theater > 24.13 Theatergattungen, Theatersparten
AC Nummer
AC09417674
Utheses ID
18043
Studienkennzahl
UA | 317 | | |