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Psychologische Bedingungen der Partnerschaftstreue und -untreue
Martina Heiden
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Brigitte Rollett
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DOI
10.25365/thesis.20181
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30147.96627.653166-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Untersuchung wurde mit dem grundlegenden Ziel konzipiert, das Untreueverhalten in Liebesbeziehungen zu untersuchen. Die Stichprobe umfasste 314 Personen (189 Frauen und 125 Männer) im Alter von 28 bis 43 Jahren, die sich zum Zeitpunkt der Erhebung entweder in einer festen Partnerschaft be-fanden oder angaben, Single zu sein. Von besonderem Interesse war, relevante soziodemografische, individuelle (Konfession, Religiosität, Wichtigkeit von Treue) sowie partnerschaftliche (u.a. allgemeine Beziehungszufriedenheit und sexuelle Zufriedenheit) und psychologische Variablen (Bindungsstil, Liebesstil und Big Five-Persönlichkeitsdimensionen) zu identifizieren, die im Zusammenhang mit berichtetem Untreueverhalten stehen. In überwiegend US-amerikanischen Stu-dien konnten vergleichbare Faktoren identifiziert werden, die das Eingehen von Untreue beeinflussen (vgl. Plack et al., 2010). Die Daten wurden in einer Querschnitterhebung mittels eines Online-Fragebogens von Ende Jänner bis Mitte Mai 2010 erhoben. Das Untreueverhalten wurde mit dem „Fragebogen zur Untreue“, einem an die vorliegende Studie adaptierten Erhebungsinstrument nach Helms und Bierhoff (2001), erfasst. Zu-dem ist anzuführen, dass eine Faktorenanalyse des modifizierten Fragebogens zur Untreue zwei Dimensionen, nämlich sexuelle und emotionale Untreue, ergab. Die „Einstellung zur Untreue“ wurde mit einem eigens erstellten Fragebogen er-hoben. Darüber hinaus kamen folgende Instrumente zum Einsatz: der Fragebo-gen zur Erfassung der „Zufriedenheit in Paarbeziehungen“ (ZIP) von Has-sebrauck (1991), eine Kurzform der Skala „Sexuelle Unzufriedenheit“ (SUZ) nach Klann, Hahlweg und Hank (1992), das Instrument zur Erfassung von „Bindungs-repräsentationen in Paarbeziehungen“ (BinFB) von Grau (1999), eine Kurzform des „Marburgers Einstellungsinventars zu Liebesstilen“ (MEIL) von Bierhoff, Grau und Ludwig (1993) und eine Kurzfassung des „NEO Five-Factory-Inventory“ (NEO-FFI) nach Borkenau und Ostendorf (1993). Mehr als ein Drittel der befragten Personen gab an, in der Partnerschaft fremdgegangen zu sein. Darüber hinaus führte beinahe die Hälfte an, schon einmal eine Person außerhalb der Partnerschaft geküsst zu haben, ebenso mehr als die Hälfte fühlten sich zu einer Person außerhalb der Beziehung sexuell hin-gezogen. Beinahe ein Zehntel gab an, eine länger andauernde Liebesaffäre ein-gegangen zu sein. Daneben zeigte sich, dass Männer signifikant emotional un-treuer, aber nur tendenziell sexuell untreuer als Frauen sind. In Bezug auf die berufliche Bildung konnte beobachtet werden, dass Personen mit Universitätsab-schluss signifikant emotional untreuer sind als Personen mit niedrigem Bildungs-abschluss. Auch zeigten sich Unterschiede in der Konfessionszugehörigkeit. Personen ohne Bekenntnis zeigten sich emotional untreuer als jene mit römisch-katholischer Religionszugehörigkeit. Zudem konnte belegt werden, dass mit zu-nehmender Religiosität sich die Untersuchungsteilnehmer emotional treuer be-schrieben. In Bezug auf die Wichtigkeit von Treue zeigte sich, dass, je unwichti-ger die eigene Treue und die des Partners bewertet wurden, desto häufiger se-xuelle sowie emotionale Untreue auftraten. Auch die Anzahl bisheriger Partner-schaften hat eine Relevanz für Untreueverhalten. Personen mit drei oder mehr Beziehungen erwiesen sich sexuell untreuer als Personen mit einer bisherigen Partnerschaft. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass Singles im Ver-gleich zu Personen in einer festen Partnerschaft in ihrer letzten Beziehung so-wohl sexuell als auch emotional am untreuesten waren. Ebenso konnte gezeigt werden, dass in einer längerdauernden Partnerschaft das sexuelle sowie emoti-onale Untreueverhalten ansteigt. Die Zufriedenheit in der Partnerschaft, sowohl die allgemeine als auch die sexuelle Zufriedenheit, steht im Zusammenhang mit Untreueverhalten. Personen, die eine allgemeine Beziehungsunzufriedenheit angeben, beschreiben sich sowohl sexuell als auch emotional untreuer. Sexuell unzufriedene Personen beschreiben sich hingegen lediglich als emotional aber nicht als sexuell untreuer als Personen mit einem zufriedenstellenden Sexualle-ben. In Bezug auf die Bindungsdimension Vermeidung konnte festgestellt wer-den, dass hochvermeidende Personen unabhängig vom Geschlecht zu höherer sexueller und emotionaler Untreue neigen als niedrig vermeidende Personen. Bei Frauen mit höherer Angstausprägung zeigte sich ein höheres Untreueverhalten als bei weniger ängstlichen Frauen. In Bezug auf die Liebesstile wurde deutlich, dass die Liebesstile Ludus (spielerische Liebe) und Eros (romantische Liebe) im Zusammenhang mit Untreue stehen. Spielerisch Liebende zeigten demnach ein höheres Untreueverhalten; romantisch Liebende hingegen ein niedriges. Von den Big Five-Dimensionen erwiesen sich die beiden Dimensionen Verträglichkeit und Offenheit für Erfahrung im Zusammenhang mit untreuem Verhalten. Personen mit niedrigen Ausprägungen in der Variable Verträglichkeit berichteten von höhe-rem sexuellen als auch emotionalen Untreueverhalten. Personen, die hohe Wer-te in der Dimension Offenheit für Erfahrung erzielten zeigten ein höheres emotio-nales Untreueverhalten. Bezüglich der Einstellung zur Untreue konnte erhoben werden, dass le-diglich 7 % der befragten Personen fremdgehen nicht als untreue Handlung be-werteten. Gefühle im Zusammenhang mit einer Person außerhalb der Partner-schaft, die nicht mit sexuellen Handlungen in Verbindung stehen, werden von einem vergleichsweise größeren Anteil nicht als Untreue bewertet, z.B. Flirten mit etwa 80 %. In Hinblick auf Geschlechtsunterschiede konnte beobachtet werden, dass Männer eine offensichtlich liberalere Einstellung zur Untreue haben; sowohl sexuelle als auch emotionale Handlungen bzw. Empfindungen werden im Ge-gensatz zu Frauen weniger intensiv als untreues Verhalten bewertet. Zudem zeigte sich, dass Personen mit liberalerer Einstellung zur Untreue sowohl sexuell als auch emotional häufiger untreues Verhalten eingehen. Im Rahmen dieser Untersuchung konnten vier (Un)Treuetypen identifiziert werden. Den „Sexuell und emotional untreuen Personen“ entsprechen 13,7 % der Befragten, wobei sexuelles und emotionales Untreueverhalten besonders stark ausgeprägt ist. Weiters wurden 24,8 % der Fälle der Gruppe „Personen mit liberaler Einstellung zu Untreue“ zugeordnet. Diese zeichnen sich im Vergleich der vier Typen insbesondere dadurch aus, dass sie untreue Empfindungen und Handlungen am wenigsten als Untreue bewerten. 36 % entsprechen „Treuen Personen“ und 25,5 % einer „Unauffälligen Normalgruppe“. Treue Personen kön-nen durch hohes Treueverhalten und restriktive Einstellung Untreue gegenüber charakterisiert werden. Die „Unauffällige Normalgruppe“ weist durchschnittliche Werte in allen Bereichen auf. Sie ist allerdings signifikant emotional untreuer als die Treuen. Zusammenfassend stellten sich Unzufriedenheit in der Partnerschaft, hohe Ausprägungen in der Bindungsdimension Vermeidung, hoch ausgeprägter Liebesstil Ludus und niedrige Werte in der Persönlichkeitsdimension Verträglich-keit als bedeutende Faktoren für Untreueverhalten bei den (Un)treutypen heraus. Schließlich konnte mittels regressionsanalytischer Berechnung gezeigt werden, dass drei (Eros, Ludus und Mania) der Liebesstile untreues Verhalten vorhersagen. Die Kenntnis des individuellen Liebesstils ermöglicht somit eine maßgebliche Aussage für das Auftreten von Untreueverhalten in Partnerschaf-ten. Mit den Resultaten der vorliegenden Untersuchung können die Ergebnis-se vergleichbarer US-amerikanischer und deutscher Untersuchungen bestätigt werden. Aufgrund der Ergebnisse in der vorliegenden Studie kann davon ausge-gangen werden, dass es bestimmte Faktoren gibt, die das Eingehen von Untreue begünstigen bzw. beeinflussen.
Abstract
(Englisch)
The objective of this study was to examine the behaviour of adults regarding infidelity in romantic relationships. 314 people (189 women and 125 men) aged between 28 and 43 and either in a steady relationship or single at the time of the study were interviewed. It was of special interest to identify how relevant the following variables are in connection with reported infidelity: socio-demography; personal beliefs (e.g. religion, devoutness, importance of fidelity); partnership (e.g. level of general satisfaction and sexual satisfaction) and psychological variables (style of commitment, style of loving and `Big Five‘ personality traits). The data was collected between the end of January and the middle of May 2010 from a cross-section of society, by means of an online questionnaire. The survey entitled `Infidelity Questionnaire‘ was adapted from Helms and Bierhoff (2001). It should be mentioned that a factor analysis of the modified questionnaire revealed two distinct factors, namely sexual and emotional infidelity. The results show that more men than women report emotional infidelity and that generally men are more likely to be sexually unfaithful. More singles reported being unfaithful in their last relationship than people in a steady relationship. A lower religious devoutness; a higher level of education; a longer relationship; a lower partnership satisfaction and sexual satisfaction; and a more liberal attitude to infidelity are also factors in unfaithful behaviour. Furthermore, it is evident that a high level of playful love and an avoidance and fear of commitment are likewise linked to infidelity. Concerning the personality traits, a low degree of `agreeableness‘ and a high degree of `openness to experience` are indicators for infidelity. Playful, romantic and possessive love are shown to be independent predictors of infidelity. The conclusions of this study support the results of similar North American and German studies. Based on this study, it can be deduced that there are certain factors that encourage and influence the act of infidelity.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
partnership satisfaction commitment style style of loving infidelity
Schlagwörter
(Deutsch)
Beziehungszufriedenheit Bindungsstile Liebesstile Big Five Untreue
Autor*innen
Martina Heiden
Haupttitel (Deutsch)
Psychologische Bedingungen der Partnerschaftstreue und -untreue
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
211 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Brigitte Rollett
Klassifikation
77 Psychologie > 77.53 Entwicklungspsychologie: Allgemeines
AC Nummer
AC09050696
Utheses ID
18049
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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