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"theoretisch gibt es die Freiheit, aber praktisch hat man keine Zeit dafür"
Frauen im postsozialistischen Prag erzählen, wie sie ihre Zeit verbringen und wie sich ihr Umgang mit der Ressource Zeit in den letzten zwanzig Jahren auf Grund biografischer Ereignisse und des politischen Wechsels verändert hat
Gabriela Miechtner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Elke Mader
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.2156
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29251.26909.672466-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die postsozialistische Transformation in Tschechien wird hier am Beispiel der Veränderung der Zeitverwendung im Lebensalltag von Prager Frauen mittels Anwendung von qualitativen Methoden untersucht und versucht die besonderen Aspekte so gegenstandsnahe als möglich hervorzubringen. Die Interviewpartnerinnen wurden so ausgewählt, dass sie beide Systeme – das Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell des Staatssozialismus einerseits, und das des Kapitalismus und der neoliberalen Marktwirtschaft andererseits – miterlebt haben und sie so miteinander vergleichen konnten. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt an der Schnittstelle zwischen Postsozialismusforschung und dem Forschungsgegenstand der gesellschaftlichen Zeitverwendung. Es wurde davon ausgegangen, dass durch die Untersuchung der Zeitverwendung eine zusätzliche Metaebene der Macht in der Gesellschaft offen legt. Im Weiteren wird das Themenfeld der Anthropologischen Postsozialismusforschung umrissen. Um die Konsequenzen des Staatssozialismus historisch rekonstruierbar zu machen, wird auf den Zusammenbruch dieses Systemtyps in Osteuropa eingegangen und im Abschnitt „Gender, Frauen und Feminismus in Tschechien“ wird der feministische Aspekt dieser Arbeit betont, welcher wieder zu den zentralen Erkenntnissen der hierarchischen Machtkonstellationen zurückführt. Es wird dargestellt, wie Frauen Tätigkeiten die sie im Alltag verrichten und den damit in Verbindung stehenden Arbeitsaufwand einschätzen und bewerten. Es wird ein Augenmerk auf die Frage nach der „work-life balance“, sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelegt und ebenso der Frage nach der „time powerty“, die vor allem Frauen betrifft, nachgegangen. Zudem wird der Blick auf die zentrale Forschungsfrage nach der Veränderung im Lebensalltag der Interviewpartnerinnen in den vergangenen zwanzig Jahren gerichtet. Einerseits wird die Darstellung der Veränderungen und Brüche, die mit der biographischen Entwicklung und persönlichen Zeitverwendung der Interviewpartnerinnen vorgenommen. Andererseits werden Veränderungen beschrieben und begrifflich herausgearbeitet, die auf den Systemwechsel zurückzuführen sind, wie beispielsweise die erheblichen Veränderungen in der Arbeitswelt. So gehört seit dem Systemwechsel die Vollbeschäftigung von Männern und Frauen der Vergangenheit an, sie wurde von Unsicherheit am Arbeitsmarkt, Verlust der sozialen Sicherheit sowie Flexibilisierung und Liberalisierung abgelöst. Es wird von einer erheblichen Beschleunigung gesprochen. Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit gestaltet sich seit den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen deutlich schwieriger. Gleichzeitig sind die Anforderungen im Arbeitsleben bei Männern und Frauen gestiegen. Die Geschlechtertrennung der Aufgaben hat sich in den Prager Haushalten zum Nachteil der Frauen verändert und da Frauen den Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung leisten, können sie schwerer den gestiegenen Belastungen am Arbeitsmarkt standhalten. Sie sind dadurch nicht im gleichen Maße wettbewerbsfähig wie ihre männlichen Kollegen. Vor allem im reproduktiven Alter kommt es zu einer Diskriminierung der Frauen im Arbeitsleben. Nachgewiesener Weise verfügen sie außerdem über weniger Freizeit als ihre männlichen Altersgenossen oder Lebenspartner. Die Freizeitgestaltung ist einer Kommerzialisierung unterworfen und es wird zunehmend von einem Kreislauf von Arbeit und Konsum gesprochen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Postsozialismus Anthropologie Gender Zeit
Autor*innen
Gabriela Miechtner
Haupttitel (Deutsch)
"theoretisch gibt es die Freiheit, aber praktisch hat man keine Zeit dafür"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Frauen im postsozialistischen Prag erzählen, wie sie ihre Zeit verbringen und wie sich ihr Umgang mit der Ressource Zeit in den letzten zwanzig Jahren auf Grund biografischer Ereignisse und des politischen Wechsels verändert hat
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
150 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Elke Mader
Klassifikation
73 Ethnologie > 73.49 Sozialethnologie: Sonstiges
AC Nummer
AC07100892
Utheses ID
1808
Studienkennzahl
UA | 307 | 300 | |
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