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Langaztal
das Lange Thal im westlichen Weinviertel aus der Perspektive von Besiedlung und Herrschaft
Anita Wondra
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Andreas Schwarcz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.2160
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29933.89644.641553-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Zuge der Erarbeitung dieser Diplomarbeit wurde versucht, die zu Beginn dieses Projekts gestellten Fragestellungen zu beantworten. In einigen Fällen war dies möglich, manche Fragestellungen hingegen konnten aufrund von lückenhaftem Quellenmaterial nicht oder nur teilweise gesichert beantwortet werden und müssen als Vermutungen im Raum stehen bleiben. Das Erkennen und Akzeptieren, dass trotz zahlreicher „Hilfswissenschaften“ wie Archäologie, Geländeforschung, Onomastik, etc. dem Historiker Grenzen gesetzt sind und nicht immer eindeutige und belegbare Antworten gefunden werden können, stellte in gewisser Weise einen Lernprozess dar. Ausgehend von den vorliegenden archäologischen Fundmaterialien wurde versucht, Näheres über die Anfänge der Besiedelung in dieser Region zu erfahren. Es konnte festgestellt werden, dass der Hollabrunner Raum bereits in der Jungsteinzeit besiedelt wurde. Das Lange Thal selbst weist vereinzelte neolithische Fundstücke auf. Eine jungsteinzeitliche Siedlung konnte nicht bestätigt werden. Ob die urgeschichtliche Langzeitsiedlung in der Flur „Unterfeld“ bei Enzersdorf im Thale bereits im Neolithikum als Siedlungsplatz fungiert hatte, konnte bisher nicht bewiesen werden. Während der Frühronzezeit kam es zu einer auffallenden Steigerung der Siedlungsdichte im Hollabrunner Bezirk. Dieser Trend ist anhand zahlreicher bronzezeitlicher Fundmeldungen auch im Langen Thal zu beobachten. Die Siedlungsstelle in der Flur Unterfed dürfte spätestens seit der mittleren Bronzezeit fast durchgehend besiedelt gewesen sein. Weiters konnte eine frühbronzezeitliche befestigte Höhensiedlung auf dem zwischen Haslach und Kleinsierndorf gelegenen Bockstall nachgewiesen werden. Aus der Eisenzeit sind weniger Fundmeldungen bekannt. Man nimmt aber nicht an, dass sich die Besiedelungsverhältnisse dramatisch verändert hätten. Frühgeschichtlich ist für das Lange Thal vor allem das bei Altenmarkt im Thale befindliche germanische Brandgräberfeld aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus von Bedeutung. Die Grabbeigaben lassen auf suebische Siedler schließen. Ob die Ansiedlung in der Flur „Poinzen“ die zum germanischen Friedhof gehörige Siedlung darstellte, muss Vermutung bleiben. Für die kurze Zeitspanne von 454/55 – 487/88 etablierte sich im Raum Krems-Hollabrunn als erstes germanisches Königreich das Reich der Rugier unter König Flaccitheus. Fundstücke aus dieser Periode sind im Hollabrunner Gebiet rar. Aus dem Langen Thal sind diesbezüglich keinerlei Fundmeldungen zu verzeichnen. Unmittelbar nach dem Ende des Rugierreichs erschienen die ersten Langobarden im Hollabrunner Raum. Belegt wird diese Feststellung unter anderem durch 31 langobardische Körpergräber bei Aspersdorf. Nach Abzug der Langobarden kann mit der Einwanderung slawischer Gentes im Weinviertel gerechnet werden. Theorien zum Zeitpunkt der Ankunft wurden dargelegt. Frühmittelalterlichs Fundmaterial ist äußerst rar, was nicht nur auf Forschungslücken zurückzuführen sein dürfte. Aus dem 7. und 8. Jahrhundert liegen kaum Fundmeldungen vor, was auf eine sehr geringe Siedlungstätigkeit hindeutet. Hingegen lassen die vielen Grab-, Siedlungs- und Streufunde aus dem 9. und 10. Jahrhundert auf eine relativ intensive slawische Siedlungstätigkeit diesen Zeitraum betreffend schließen. Im 9. Jahrhundert dürfte das Untersuchungsgebiet zeitweise unter dem Einfluss des mährischen Machtgebildes gestanden haben. Hier wird auch die Problematik erkennbar, dass aufgrund derartig lückenhaftem Quellenmaterial nur begrenzt gesicherte Aussagen getroffen werden können, und man sich teilweise auf Vermutungen beschränken muss. 220 Nur äußerst selten sind konkrete Belege über den Gründungsvorgang einer Siedlung vorhanden. Zumeist erfährt ein Ort erst längere Zeit nach seiner Entstehung die erstmalige urkundliche Erwähnung. Dies trifft auch auf die rezenten Siedlungen im Langen Thal zu. Um Näheres über eine Siedlungsgründung in Erfahrung zu bringen, ist es notwendig verschiedene Quellen heranzuziehen, wie etwa Siedlungs-, Haus- oder Flurformen, geographische und wirtschaftliche Voraussetzungen, Besitzverhältnisse, Rechtsstellung, kirchliche Organisation sowie Analysen des Ortsnamens. Anhand dieser Aspekte wurde je nach vorliegender Quellenlage der Gründungsvorgang und –zeitraum in Augenschein genommen. Neben der pfarrlichen, herrschaftlichen und besitzgeschichlichen Entwickung wurde besonders der Analyse der Ortsnamen und Siedlungsformen ein größerer Stellenwert beigemessen. Die Untersuchung der Ortsnamen nach Herkunft, Bildung, Alter, Bedeutung und gruppenhaftem Auftreten erbrachte wertvolle Hinweise in Bezug auf die Lage, den Gründer oder Erstbesitzer der jeweiligen Siedlung und ließ eine Eingrenzung des Gründungszeitraums zu. Unter Berücksichtigung sämtlicher Anhaltspunkte konnte festgestellt werden, dass die heutigen Dörfer des Langen Thals in der hochmittelalterlichen Kolonisationsphase, in einem Zeitraum vom 11. bis ins 13. Jahrhundert enstanden sind. Die Ergebnisse der Siedlungsformenanalyse sowie der Wüstungsanalyse des Langes Thals von Kurt Bors lassen auf eine planmäßige Besiedelung schließen. Ausgehend von den vorhandenen urkundlichen Quellen wurden die hoch- und spätmittelalterlichen herschafftlichen und besitzgeschichtlichen Entwicklungen im Langen Thal dargestellt. Aufgrund der historischen Aussagekraft der Wappen des Langen Thals, erfolgte eine Analyse derselben. Prägend für die spätmittelalterliche Siedlungsentwicklung dieser Region waren zahlreiche Verödungs- und Wüstungserscheinungen. Da der Zeitpunkt des Abkommens dieser ehemaligen Siedlungen oftmals umstritten ist, wurde versucht, anhand von urkundlichen Nennungen diesen Zeitraum des Ödwerdens näher einzugrenzen. Zusammenfassend ist zu bemerken, dass dieses Projekt einen Versuch darstellte, sowohl vorhandenes Quellenmaterial zu untersuchen und die vorliegende Literatur zu behandeln, als auch neue Forschungsergebnisse einzubringen. Die Erarbeitung dieser Thematik bestand für mich persönlich aus einem enormen Lernprozess hinsichtlich der Literaturrecherche, vor allem im Umgang mit Archivmaterialien, Primärquellen, Urkunden, etc. sowie deren Beurteilung und Auswertung. Problematisch für die Themenerarbeitung gestalteten sich teilweise die Suche und das Auffinden diverser Quellen sowie die manchmal äußerst lückenhafte Quellenlage. Ich hoffe, dass ich mit dieser Arbeit Interesse für diese Region wecken und einen kleinen Beitrag zur Erhellung der Vergangenheit des Langen Thals leisten konnte.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Langes Thal Siedlungsentwicklung Zeitspanne Jungsteinzeit bis Spätmittelalter mit Schwerpunkt Hoch- und Spätmittelalter Herrschaftsentwicklung im Hoch- und Spätmittelalter Ortsnamenanalyse Wüstungsanalyse
Autor*innen
Anita Wondra
Haupttitel (Deutsch)
Langaztal
Hauptuntertitel (Deutsch)
das Lange Thal im westlichen Weinviertel aus der Perspektive von Besiedlung und Herrschaft
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
239 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andreas Schwarcz
Klassifikation
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.30 Museumskunde
AC Nummer
AC07104716
Utheses ID
1812
Studienkennzahl
UA | 313 | 456 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1