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Ein Abgrund des Sinns?
über das Problem der Natur bei Husserl und Merleau-Ponty
Lukas Egger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Günther Pöltner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.20522
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29714.26621.731253-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Spaltung von Mensch und Natur, von Subjekt und Objekt oder physis und nomos bildet eine Konstante des abendländischen Denkens, die sich von der griechischen So- phistik bis zu Denkern wie Heidegger oder Sartre durchzieht und deren Herkunft es kritisch zu hinterfragen gilt. Da die Phänomenologie in den Schriften ihres Gründers Edmund Husserl die Gegen- stände als „Einheiten des Sinnes“ für das Bewusstsein betrachtet, wird Natur auch für sie problematisch, fordert sie uns doch auf, einen Kosmos zu denken, der uns umfasst und aus dem wir qua gebürtige Wesen hervorgehen. Für Husserl meint „Natur“ jedoch lediglich die Ordnung der konstituierten Gegenstände in Raum und Zeit, die kausalen Gesetzen unterworfen sind. Folglich besteht für ihn eine wesentliche Inkommensurabili- tät zwischen Bewusstsein und Natur, die er als direkte Folge der Art ihrer Gegebenheit ansieht: während bewusstseinstranszendente Gegenstände sich notwendig nur durch Ab- schattungen zeigen können, gelten immanente Bewusstseinserlebnisse absolut und sind unbezweifelbar. Diese Trennung scheint aus der phänomenologischen Perspektive fun- damental und unumstößlich zu sein. Eine Untersuchung der Konstitution von Gegen- ständlichkeit vermag diesen Befund allerdings nur bedingt zu erhärten. Betrachtet man nämlich die zur Gegenstandskonstitution notwendigen Momente, so entsteht ein anderes Bild einer transzendentalen Subjektivität, und zwar einer solchen, die mit der Welt in einem habituellen Umgang stehen und immer schon Interesse an ihr haben muss. Im Gegensatz zu Husserl steht für Maurice Merleau-Ponty, der sich als sein direk- ter Nachfolger betrachtet, die Frage nach der Natur im Zentrum des Denkens. Diese äußert sich zwar bereits in seiner frühen Phénoménologie de la perception und den dar- in enthaltenen Analysen der Wahrnehmung, die das lebensweltliche Wahrnehmungsge- schehen stärker in einen Kontrast zur wissenschaftlichen Herangehensweise stellen, wird aber erst im Spätwerk in den Mittelpunkt gerückt. Seine späte Ontologie des „Fleisches“ kann nicht ohne ihren Bezug zur Naturphilosophie verstanden werden. Hier erhält das Denken der Natur zusätzlich eine Bedeutung, die über den rein phänomenologischen Kontext hinausgeht, da Merleau-Ponty die grundsätzliche Möglichkeit eines sprachlich geprägten Zugangs zu ihr hinterfragt und in der Folge über die klassischen Dichotomien von Subjekt und Objekt, Natur und Kultur hinauszugehen versucht. Trotz allem muss jedoch die eigentümliche Stellung Merleau-Pontys innerhalb der Phänomenologie, an deren Rändern er sich zusehends bewegt, beachtet werden. Denn obgleich er selbst behauptet, die von Husserl gestiftete Tradition weiterzuführen, scheint er dennoch oft weit entfernt von den Gründungsschriften der Phänomenologie. Es ist allerdings die Einsicht in die sprachliche Vermitteltheit der menschlichen Wahrnehmung, die Merleau-Ponty zu einer Kritik an einer positivistischen Phänomenologie Husserlscher Prägung und letztlich zum Versuch ihrer Neubestimmung führt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Naturphilosophie Phänomenologie Husserl Merleau-Ponty
Autor*innen
Lukas Egger
Haupttitel (Deutsch)
Ein Abgrund des Sinns?
Hauptuntertitel (Deutsch)
über das Problem der Natur bei Husserl und Merleau-Ponty
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
124 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Günther Pöltner
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.24 Neue westliche Philosophie ,
08 Philosophie > 08.46 Naturphilosophie
AC Nummer
AC09029520
Utheses ID
18363
Studienkennzahl
UA | 296 | | |
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