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(New) "Landgrabbing" - ein (post-)koloniales Erbe?
eine politisch-ökologische Analyse am Beispiel Äthiopiens
Alice Tuma
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Birgit Englert
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.21116
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29992.03128.706062-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Thema „Land“ erfährt seit einigen Jahren verstärkte politische und auch wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Ausgelöst durch wachsende Investitionen in Land, vor allem in Afrika, ist die Landfrage zu einem umstrittenen Gegenstand im aktuellen entwicklungspolitischen sowie umweltpolitischen Diskurs geworden. Das Thema wird zunehmend polarisiert dargestellt: auf der einen Seite stehen kritische soziale Bewegungen und Organisationen, die auf die sozialen und ökologischen Folgen der Transformation der Landnutzung hinweisen. Auf der anderen Seite weisen internationale Organisationen, Regierungen und ihnen nahe stehende Ministerien auf die positiven Effekte von Landinvestitionen für die Beschäftigung, Armutsbekämpfung und Ernährungssicherung hin. Landgrabbing ist jener Begriff, unter dem mittlerweile jegliche Aneignung von Land durch in- oder ausländisches Kapital verstanden wird. Die mit Landgrabbing-Prozessen einhergehenden Transformationen der Landnutzung und Änderungen in Landbesitzverhältnissen werden oft rücksichtslos durchgesetzt. Mangelhafter Zugang zu Land für breite Bevölkerungsschichten und die Landkonzentration in den Händen weniger stellen somit eine Bedrohung der Existenzgrundlagen von Millionen von Menschen dar und sind seit jeher eine zentrale Ursache von Hunger. Die Hauptaussage dieser Arbeit ist, dass die Entwicklungen, die gegenwärtig als Landgrabbing beschrieben werden, kein neues Phänomen sind. Die staatlich geförderte und abgesicherte Aneignung von Land durch die herrschenden Eliten mit dem Ziel der Exportproduktion gibt es schon seit langem, worauf auch schon die im aktuellen Diskurs verwendete Bezeichnung Neokolonialismus hindeutet. Tatsächlich wurden die (rechtlichen) Grundlagen für die nun vorherrschenden Landbesitzverhältnisse in Äthiopien, meinem Beispielland, in der Kolonialzeit durchgesetzt und in der post-kolonialen Zeit fortgesetzt. Landgrabbing ist somit vielmehr eine historisch spezifische Ausprägung eines Prozesses, indem die gesellschaftliche Nutzung von Natur untrennbar mit kolonialen und post-kolonialen Verhältnissen von Macht, Herrschaft und Ausbeutung verknüpft ist. Der Zugang zu Land und die Kontrolle darüber sind Ausdruck dieses Prozesses, und nicht erst das Ergebnis von globalen Nahrungsmittelpreiskrisen, Klima- und Finanzkrisen. Diese lokal-regionale Landnutzungsveränderungen und sich wandelnde gesellschaftliche Ansprüche auf Land spiegeln spezifische soziale Machtstrukturen und Herrschaftsverhältnisse wieder. Die seit Jahrhunderten währende Enteignung und Vertreibung von ländlichen Armen auf der ganzen Welt durch die herrschende Klasse wurde durch diese neue Welle des Landraubs verschärft. Ziel dieser Arbeit ist es, eine gesellschaftstheoretisch angeleitete Perspektive zur Analyse der als Landgrabbing beschriebenen Entwicklungen zu eröffnen. Erst dadurch wird eine differenzierte Analyse möglich, welche die Komplexität historischer und gegenwärtiger Entwicklungen auf lokaler und globaler Ebene angemessen erfassbar macht. Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Zuerst skizziere ich meinen theoretischen Zugang zu Landgrabbing, der sich auf Ansätze aus dem Bereich der Politischen Ökologie bezieht. Darauf folgt die Beschreibung der aktuellen Debatte um Landgrabbing und eine Beschreibung der Unterschiede in den gegenwärtigen Landnahmen zu den kolonialen Erscheinungsformen. Anhand der Landpolitik meines gewählten Länderbeispiels Äthiopien illustriere ich die politisch-ökologische Analyse von Landgrabbing. Dabei betone ich die historische Vergangenheit von Landbesitzverhältnissen in Äthiopien. Am konkreten Beispiel des Volkes der Oromo, welches überproportional von Landgrabbing betroffen ist, verdeutliche ich, dass Landpolitik im äthiopischen Fall in alles historischen und aktuellen Phasen der Etablierung und Absicherung von Herrschaft dient.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Landgrabbing Äthiopien Landrechte politisch-ökologische Analyse Nahrungsmittelsicherheit Armut Pastoralismus Oromia Landwirtschaft
Autor*innen
Alice Tuma
Haupttitel (Deutsch)
(New) "Landgrabbing" - ein (post-)koloniales Erbe?
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine politisch-ökologische Analyse am Beispiel Äthiopiens
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
135 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Birgit Englert
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein: Allgemeines ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein: Allgemeines
AC Nummer
AC09601924
Utheses ID
18887
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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