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Istanbul im Auge Ara Gülers
Lale Günay
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Lioba Theis
DOI
10.25365/thesis.2243
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29700.62499.184254-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Während der mittlerweile 80jährige Ara Güler in der Türkei selbst als unbestrittener Starfotograf gilt, ist er im Westen wenig, in Österreich kaum bekannt. Die vorliegende Arbeit will vor allem Gülers fotografisches Schaffen aus den 1950er und 60er Jahren dokumentieren und analysieren. Um Gülers Arbeiten im Kontext des Fotojournalismus zu betrachten, werden 15 ausgewählte Werke zum Alltagsleben der einfachen Istanbuler Bevölkerung genauer untersucht und in Vergleich mit Arbeiten internationaler und türkischer Fotojournalisten (Henri Cartier-Bresson, Édouard Boubat, Robert Doisneau, Lewis W. Hine, Heinrich Zille, Sebastião Salgado, Ozan Sağdıç und andere) gesetzt.
Neben der Analyse der noch eher spärlichen Forschungsliteratur zu Ara Güler wurde das Gespräch mit türkischen Kulturwissenschaftlern, Fotografen und Kunst¬schaffenden gesucht, auch ein Interview mit Ara Güler selbst floss in die Arbeit ein.
Ara Güler kann als der Doyen der modernen türkischen Fotografie gesehen werden. Seine fotografische Karriere begann in den 1950er Jahren als das türkische Pressewe-sen einen Aufschwung erlebte. Die Tätigkeit für „Time Life“ in Istanbul eröffnete Güler die Tür zur internationalen Fotografie-Szene. Ara Güler wurde in den Kreis der renom-mierten „Magnum“ Fotografen aufgenommen.
Obwohl Güler schon davor einen eigenen fotografischen Stil herausgebildet hatte, förderte der persönliche Kontakt zu den Fotojournalisten einen fruchtbaren Austausch. Die Mitglieder des „Magnum“ Kreises beeinflussten einander in Bezug auf fotografische Techniken und Herangehensweisen.
Ara Gülers Werke sind grob zwei unterschiedlichen fotografischen Tendenzen zu-zuordnen. Während seine im Auftrag entstandenen fotojournalistischen Aufnahmen sozialdokumentarische Züge aufweisen, sind seine Werke, die aus persönlichem Inte-resse (künstlerisch ambitionierte Arbeiten) realisiert wurden, in den Bereich der humanistischen Fotografie einzuordnen.
Seine im Auftrag entstandenen Werke weisen einen nüchternen, dokumentarischen Stil auf und sind der unverfälschten Realität verpflichtet. Die Themen dieser Arbeiten beziehen sich vorwiegend auf die sozialen Zustände der armen Bevölkerungsschicht.
Seine künstlerisch ambitionierten Arbeiten hingegen zeigen verstärkt sein Interesse für Lichtkontraste sowie für eine nahezu perfekte Bildkomposition, die einer klaren Symmetrie folgt. Einige seiner Aufnahmen weisen einen malerischen Charakter auf. Auffallend ist, dass in diesen Fotografien die abgebildeten menschlichen Gestalten zu Silhouetten reduziert werden und ihre Gesichter nicht klar zu erkennen sind. Es handelt sich um äußerst kreativ konzipierte, harmonische „Bilder“, die von einem Gefühl der Nostalgie (türkisch: hüzün) begleitet werden. Unter der Berücksichtigung der von Güler verwendeten nahezu perfekten Bildkomposition, der Wahl der besten Lichtbedingungen, des besten Zeitpunktes und der besten Umgebung sowie der Wahl des Schwarz/Weiß Stils werden seine Werke heute allgemein als künstlerisches Schaffen betrachtet. Ara Güler selbst wehrt sich jedoch vehement dagegen als Künstler bezeichnet zu werden.
Gülers besondere Bedeutung für die Türkei erklärt sich unter anderem dadurch, dass er Orte, Menschen, Arbeiten und Alltagsszenen fotografisch festgehalten hat, die meist in dieser Form heute nicht mehr existieren. Dafür suchte Güler vor allem ärmere Viertel Istanbuls auf und beobachtete Fischer, Händler, Arbeiter und andere bei ihrer Arbeit. Er dokumentierte das Leben einer Gesellschaft, die aufgrund des enormen Wandels in ihrer Existenz bedroht war. Ganz in der Tradition der humanistischen Fotografie fing Güler die „Seele“ Istanbuls und deren Einwohner auf den Fotos ein.
Auch leistete Güler einen wichtigen Beitrag innerhalb der internationalen Fotografie und beeinflusste durch seine Techniken und seinen eigenen Stil nachfolgende türkische Fotografen. Ara Güler kann mit seinem Schaffenswerk zwar nicht als Pionier betrachtet werden, doch können seine Arbeiten im Kontext der internationalen Fotografie-Trends seiner Zeit gesehen werden. Es ist als Gülers Verdienst zu sehen, dass er eine Brücke zwischen der internationalen Fotografie-Szene und der türkischen Fotografie schuf und dadurch zur Öffnung des türkischen Fotojournalismus hin zu internationalen Trends und Einflüssen beitrug. In diesem Sinne gilt Güler als Vorreiter des modernen türkischen Fotojournalismus.
Abstract
(Englisch)
Whereas in his home Turkey, the meanwhile 80 years old Ara Güler is indisputably ac-counted as a star-photographer, he is hardly known in the West and in particular in Austria. This study has the aim to document and analyse Ara Güler’s work of the 1950s and 1960s. In order to scrutinise Güler’s work in the broader context of photojournalism, the study deals with 15 chosen works of Güler, depicting everyday life of the common people in the Istanbul of this era and to set them in comparison to the works of other Turkish and international photojournalists (Henri Cartier-Bresson, Édouard Boubat, Ro-bert Doisneau, Lewis W. Hine, Heinrich Zille, Sebastião Salgado, Ozan Sağdıç and others). Besides the analysis of the rather poor literature dealing with Güler, the study includes interviews with Turkish cultural scientists, photographers und artists, but most important it has been enriched by an interview with Ara Güler himself.
Ara Güler can be seen as the doyen of modern Turkish photography. His career as a photographer began in the 1950s, a time when the Turkish press gained a momentum. His work for “Time Life“ in Istanbul opened for Güler the door to the international scene of photography. Ara Güler became a member of the highly acknowledged circle of “Magnum” photographers. Although Güler had already developed his very own pho-tographic style, the personal contact with other photojournalists however supported a fruitful exchange. The members of the “Magnum” circle influenced each other in regard to techniques and approaches.
One can roughly divide Güler’s work in two different tendencies. Whereas those photojournalistic pictures which were as per assignment had features of social docu-mentary, those which came in to being out of the artist’s personal interest (his personally motivated work) can be classified as humanistic photos.
His assignment works are characterised by a simple documentary style and are aim-ing at reflecting an undistorted reality. The themes of these works are mainly characterised by the social conditions of the poorer social layers. His culturally moti-vated works however reflect his interest for light contrasts and a nearly perfect composition of the picture.
Some of his photographies have a picturesque character. Notably, human creatures are reduced to silhouettes whose faces can hardly be distinguished. These are very creatively designed, harmonious “pictures” which are characterised by a feeling of nos-talgia (Turkish: hüzün).
Taking Güler’s almost perfect composition of the picture, his choice of the best light conditions, the best moment and the best environment as well as his choice of a black and white style, into account, today, generally his photography has been regarded as an artistic work. Nevertheless Güler has always vehemently resisted against being classified as an artist.
Güler’s particular importance for Turkey can be explained through the fact that he captured in his photographies places, people, labour and scenes of everyday life which have mostly disappeared over the years. For that, Güler mainly visited poorer areas of Istanbul where he observed fishermen, traders, workers and others while they worked.
In the tradition of humanistic photography Güler captured the „soul“ of Istanbul and of his inhabitants in his photos.
Güler’s work can be seen as an important contribution to international photography. Moreover Güler’s techniques and his very own style influenced later generations of Turkish photographers. Ara Güler and his work cannot be accounted as pioneers. His work can be rather seen in the context of the main trends in international photography of the era. It is of Güler’s merits that he built a bridge between the international scene of photography and Turkish photography and hereby contributed to the opening of Turkish photojournalism to international trends and influences. In this regard Güler can be seen as a forerunner of modern Turkish photojournalism.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Ara Güler Istanbul photographer
Schlagwörter
(Deutsch)
Ara Güler Istanbul Fotograf
Autor*innen
Lale Günay
Haupttitel (Deutsch)
Istanbul im Auge Ara Gülers
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
172 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Lioba Theis
Klassifikation
20 Kunstwissenschaften > 20.30 Kunstgeschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC07089064
Utheses ID
1893
Studienkennzahl
UA | 315 | | |