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Politische Bildung im Unterrichtsfach "Bewegung und Sport" zwischen Anfang und Implementation
Stefan Grubmüller
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport
Betreuer*in
Konrad Kleiner
DOI
10.25365/thesis.21196
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29094.07839.343363-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Bereits im 18. Jahrhundert zog GutsMuths mit dem Werk „Gymnastik für die Jugend“ eine Verbindung zwischen Sport und Politik. Der Urvater des deutschen Schulturnens zielte mit seinen pädagogischen Turnübungen auf eine Verbesserung des Gesundheitszustandes und insbesondere die Festigung einer patriotischen Gesinnung ab. Turnvater Jahn griff diese Überlegungen auf und erweiterte im 19. Jahrhundert die pädagogischen Konzepte GutsMuths zu einer Nationalerziehung und vormilitärischer Ausbildung durch Leibesübungen. Innerhalb weniger Jahre erlangte die Turnbewegung Jahns großen Aufschwung und umfasste zur Blütezeit in Deutschland mehr als 100 Turnplätze. Erscheint es mit Berücksichtigung der Fakten, dass Jahn das Nationalbewusstsein beinahe einer gesamten Generation innerhalb weniger Jahre eindeutig verstärkte und politische Erziehung durch Leibesübungen vorantrieb, noch korrekt zu behaupten, dass das Unterrichtsfach Bewegung und Sport nicht dazu geeignet sei politisch zu bilden? Trat nicht schon Jahn im 19. Jahrhundert den Gegenbeweis zu dieser Aussage an, oder ist es überhaupt zulässig die Leibesübungen Jahns als politische Bildung zu verstehen? Wäre es in der heutigen Zeit den Sportunterricht mit ähnlichen politischen Denkweisen zu instrumentalisieren?
Szenenwechsel:
Zur Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland titelte die deutsche Zeitung „Die Zeit“: Die erste Regierung Klinsmann. […]“. In dem Artikel ziehen die Autoren, Müller-Wirth und Hildebrandt, Parallelen zwischen dem Ziel des damaligen deutschen Fußballnationalmannschaftstrainers Jürgen Klinsmann, dem Gewinn der Weltmeisterschaft und dem Ziel des damaligen deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, die Wiederwahl. Schröder versuchte demnach die Aufbruchsstimmung und positive Entwicklung des Fußballnationalteams für sich zu nutzen und initiierte die Imagekampagne „FC Deutschland 06“. Die Kampagne diente dazu, Deutschland international als ausgezeichneten Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu profilieren und es war geplant dieses Projekt in den Jahren nach der WM weiterzuführen. Auch die gute Zusammenarbeit des Präsidenten des Organisationskomitees Franz Beckenbauer mit Gerhard Schröder wurde als K. (Kaiser) und K. (Kanzler) Angelegenheit vom deutschen Fußballbund betitelt (Bulgrin, 2006, S. 7). Kann mit dem Beispiel der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland überhaupt noch eine klare Grenze zwischen Sport und Politik gezogen werden, oder ist es nicht längst so, dass die eine Seite nur mit Hilfe der anderen Gewinne erzielen kann? Braucht die Politik in der heutigen Zeit Sportereignisse wie eine Weltmeisterschaft um Menschen noch für etwas begeistern zu können? Und kann der Sport ohne Hilfe der Politik Veranstaltung in dieser Größenordnung überhaupt durchführen?
Da Sport in der Gesellschaft eine politische Dimension permanent kommuniziert, wird die Frage thematisiert, ob dies auch im Unterrichtsfach Bewegung und Sport zu postulieren ist. Welchen Beitrag kann BuS zur Politischen Bildung von Jugendlichen beitragen? Können die Kernkompetenzen der politischen Bildung mit Berücksichtigung des Beutelsbacher Konsens auch durch Inhalte und Methoden des Sportunterrichts vermittelt werden? Kleiner (2010, S. 330-332) kategorisiert dazu sechs Themenmodule der Politischen Bildung die im Sportunterricht von Relevanz sein können.
Schließlich werden auf der Grundlage der erarbeiteten Erkenntnisse Unterrichtsstunden entwickelt, welche diese Themen im Fach Bewegung und Sport ansprechen und für die Schüler/innen zugänglich machen.
Die vorliegende Diplomarbeit thematisiert folgende Fragen:
Welches politische Potenzial kann im Sport festgestellt werden?
Welchen Beitrag leistet der Sport allgemein und insbesondere Sportveranstaltungen zur Bildung von nationalen Identitäten?
Wo und an welchen Beispielen wird die politische Dimension des Sports sichtbar?
Gibt es einen unpolitischen Sport?
Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede treten bei den Lehrplänen von Politischer Bildung und Bewegung und Sport bezüglich Methoden, Inhalte und Ziele auf?
Wie wurde Sport in der Vergangenheit für politische Zwecke instrumentalisiert?
Welche Maßnahmen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus gesetzt um Turnunterricht für politische Ziele umzugestalten?
Können die Turnstunden der DDR und des Nationalsozialismus unter Berücksichtigung des Beutelsbacher Konsens und der didaktischen Prinzipien politischer Bildung als politisch bildend angesehen werden und wären diese Unterrichtsstunden heute noch durchführbar?
Wie ist es möglich im Unterrichtsfach Bewegung und Sport Ziele der politischen Bildung zu verwirklichen?
Wie und mit welchen Mitteln kann man das Politische im Sportunterricht thematisieren?
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Politische Bildung Bewegung und Sport Fächerübergreifend
Autor*innen
Stefan Grubmüller
Haupttitel (Deutsch)
Politische Bildung im Unterrichtsfach "Bewegung und Sport" zwischen Anfang und Implementation
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
132 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Konrad Kleiner
Klassifikationen
76 Sport > 76.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
81 Bildungswesen > 81.00 Bildungswesen: Allgemeines
AC Nummer
AC09384191
Utheses ID
18962
Studienkennzahl
UA | 190 | 482 | 313 |
