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De calculatione iustitiae iudicatorum
über die Gewinnung gerechter gerichtlicher Entscheidungen mittels Wahrscheinlichkeitsrechung
Veronika Fill
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Richard Heinrich
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.21465
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29309.08618.756169-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
De calculatione iustitiae iudicatorum behandelt jene Rechenmodelle, die im Zeitalter der Aufklärung von verschiedenen französischen und schweizerischen Mathematikern – von Jakob BERNOULLI bis hin zu Pierre Simon LAPLACE – entwickelt wurden, um die Wahrscheinlichkeitsrechnung zur Lösung prozessrechtlicher Probleme nutzbar zu machen. Diese Versuche der sogenannten „klassischen“ Wahrscheinlichkeitstheoretiker betreffen gerichtliche Tatsachenfeststellung, Beweismaß, Gerichtszusammensetzung und die Mehrheitsbestimmungen von Gerichtsentscheidungen. Die hier vorgestellte Arbeit soll sowohl zeigen, welche Bedeutung einer solchen Mathematisierung des Prozessrechts im Zeitpunkt ihrer Entstehung zukam als auch wie relevant sie für die aktuelle Rechtswirklichkeit sein kann. Zum einen wird die genaue Beschaffenheit der „klassischen“ Anwendungsversuche, insbesondere die Frage nach optimalen Beweismaß und notwendigem Grad der „Aufgeklärt-heit“, untersucht. In diesem Zusammenhang wird das Ziel der Anwendungen analysiert, um zu klären, inwiefern die Beiträge der „klassischen“ Wahrscheinlichkeitstheoretiker auf eine tatsächliche Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für „gerechte“ Gerichtsentscheidungen abzielten, d.h. ob sie als konkrete Vorschläge für eine Prozessrechtsreform im Sinne einer politischen Forderung verstanden werden können. Außerdem werden Ansätze bzw. Voraussetzungen aus dem philosophischen wie rechtswissenschaftlichen Umfeld besprochen, welche derartige Mathematisierungsversuche begünstigt oder sogar verursacht haben könnten. Vor allem werden Wechselwirkungen zwischen den Rechenmodellen und den verschiedenen Beweisrechtssystemen gesucht sowie Widersprüche zwischen der Forderung nach „aufgeklärten“ Richtern und dem Grundsatz der Laiengerichtsbarkeit thematisiert. Desweiteren setzt sich die Untersuchung mit vergleichbaren Theorien des 20. bzw. 21. Jahrhunderts auseinander. Sie soll dabei einerseits klären, inwieweit solche Theorien mit modernen Prozessordnungen vereinbar sind, andererseits die Frage beantworten, ob eine Annäherung an tatsächlich „gerechtere“ Gerichtsurteile durch wahrscheinlichkeitsmathematische Rechenmodelle möglich erscheint.
Abstract
(Englisch)
De calculatione iustitiae iudicatorum treats the attempts of applying probability calculation to matters of procedural law, as conducted by several French and Swiss mathematicians – from Jakob BERNOULLI to Pierre Simon LAPLACE – in the age of the Enlightenment. These attempts of the so-called “classical” probabilists concern the manner of judicial fact-finding, the required degree of conviction, the composition of courts and the required majority in judicial decisions. This paper shows the relevance of such mathematical models for the time of its appearance as well as for the current legal reality. First, the paper examines the exact consistence of these mathematical attempts, particularly focussing on the optimal degree of conviction and the necessary degree of “enlightenment”. In this context, the aims of these applications are investigated in order to clarify whether the “classical” probabilists really tended to increase the probability of “equitable” judicial decisions and whether their attempts were meant as concrete proposals for reform in terms of political claim. Furthermore, the appendage and preconditions of the philosophical and jurisprudential surroundings of the “classical” probabilists are discussed, which appear to have been promotive or even causative for the mathematical models. Moreover, the paper analyses certain interactions between mathematical application and differing systems of judicial fact-finding as well as the contradictoriness between the call for “enlightened” judges and the introduction of the jury-system. Finally, the paper results in an examination of comparable theories of the 20th and 21st centuries, their compatibility with modern legal procedure and the question, whether the use of mathematical models grounded in probability calculation is really able to produce more equitable judgements.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Probability calculation judicial factfinding moral certainty
Schlagwörter
(Deutsch)
Wahrscheinlichkeitsrechnung Mathematisierung von Gerichtsurteilen moralische Gewissheit gerichtliche Tatsachenfeststellung
Autor*innen
Veronika Fill
Haupttitel (Deutsch)
De calculatione iustitiae iudicatorum
Hauptuntertitel (Deutsch)
über die Gewinnung gerechter gerichtlicher Entscheidungen mittels Wahrscheinlichkeitsrechung
Paralleltitel (Englisch)
Reaching equitable judicial decisions by the use of probability calculation.
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
464 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Richard Heinrich ,
Esther Ramharter
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.20 Geschichte der westlichen Philosophie: Allgemeines ,
08 Philosophie > 08.32 Erkenntnistheorie ,
08 Philosophie > 08.43 Geschichtsphilosophie ,
08 Philosophie > 08.45 Politische Philosophie ,
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
31 Mathematik > 31.01 Geschichte der Mathematik ,
31 Mathematik > 31.02 Philosophie und Wissenschaftstheorie der Mathematik ,
31 Mathematik > 31.80 Angewandte Mathematik ,
86 Recht > 86.01 Geschichte der Rechtswissenschaft ,
86 Recht > 86.15 Allgemeines Prozessrecht, Zivilprozess ,
86 Recht > 86.36 Strafprozessrecht
AC Nummer
AC10709218
Utheses ID
19195
Studienkennzahl
UA | 092 | 296 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1