Detailansicht
Stift Göß und die Melker Reform
die ehemalige Stiftskirche und das Leben in der Stiftsanlage zwischen 1451 und 1595
Tina Padlesak
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Barbara Schedl
DOI
10.25365/thesis.21589
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29915.32424.683953-8
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Das Stift Göß in der Steiermark wurde als „Kanonissenstift“ um 1000 von Adala gegründet, in der Mitte des 15. Jahrhunderts in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt und unter Joseph II. gegen Ende des 18. Jahrhunderts aufgelöst. Dieses Kloster und seine Architektur, die Stiftsinsassen in der Zeit von 1451 bis 1595 sowie die Auswirkung der Melker Reform auf deren Lebensweise und die Architektur sind das Thema dieser Arbeit.
Zu Beginn erfolgen Ausführungen zur Geschichte und zur Stiftsanlage. Hierbei zeigt sich, dass das Stift Göß, errichtet auf einer Anhöhe bei der Mur, geschichtlich von markanter Bedeutung war, dass die Baumaßnahmen der vierten Bauphase (nach 1451–1650) bis heute das Aussehen der Stiftskirche prägen und zu dieser Zeit der erste Konvent und die neue Abtei entstanden sind. Die Kirche ist von der vierten Bauphase an bis heute eine Staffelhalle mit einheitlichen Satteldach, zwei romanischen inkorporieren Türmen im Osten, einem polygonalen gotischen Chor, einer romanischen Krypta, einer im Süden parallel zum Kirchenschiff anschließenden Kapelle (Michaelskapelle), einer Nonnenempore im Westen und je einem Kircheneingang im Osten und im Süden (spätgotisches Portal).
Die im darauffolgenden Kapitel beschriebene Melker Reform (1418–1630) war eine Reform für Benediktinerklöster, die in Melk ihr Zentrum hatte und im österreichischen und süddeutschen Raum rund neunzig Klöster erfasste. Sie strebte vor allem an, den liturgischen Ablauf zu vereinheitlichen und die Grundprinzipien der Benediktsregel – Armut, Gemeinschaft und Gehorsam – hochzuhalten.
Das letzte Kapitel behandelt die Zugänglichkeit und Verortung der Nonnen/Kleriker/Laien in der Kirche und Stiftsanlage, die liturgische und praktische Funktion der verschiedenen Raumkomplexe der Stiftskirche in der Zeit von 1451 bis 1595 und den Einfluss der Melker Reform auf die Lebensweise und die Architektur des Gösser Stifts. Die Nonnen befanden sich im Westen der Kirche (Westempore), nordwestlich von ihr lag ihr Konvent, die Kleriker waren im Chor und nordöstlich davon in eigenen Räumlichkeiten nahe bei der Pfarrkirche St. Andreas untergebracht und die Laien/Gäste hielten sich im Langhaus bzw. in den südlichen Oratorien und außerhalb der Stiftsanlage bzw. südlich der Stiftskirche in den Gästezimmern auf. Die Krypta diente als Prozessions- und Messraum, der Kreuzgangrest als Verbindungsgang, die Turmkapelle als Bestattungsort (Memoria), die Michaelskapelle als Tauf- und Aufbahrungskapelle, das Langhaus als Repräsentationsträger, der Emporengang als Erschließungsgang und zur Reichung der hl. Kommunion und die südseitigen Oratorien dienten als Privatsitz der Äbtissin (Oratorium im Chor) und als Gästelogen. Nicht zu all diesen Raumkomplexen ist aus den Quellen eine eindeutige Nutzung erschließbar, weshalb aufgrund weniger Indizien nur eine These zur liturgischen und/oder praktischen Funktion des einen oder anderen Bauteils gegeben werden konnte.
Zur Melker Reform konnte festgestellt werden, dass die Melker Observanz bis zum Ende des 16. Jahrhunderts Spuren in Göß hinterlassen hat. Sie bewirkte die Einführung des schwarzen Benediktinerinnenhabits, von Professbriefen, strengeren Fastenregeln, der Klausur und die Errichtung des ersten gemeinsamen Konvents, in dem die Nonnen gemeinschaftlich lebten; außerdem wurde der Privatbesitz fast gänzlich abgeschafft. Dennoch kämpften die Visitatoren in Göß immer wieder mit denselben Problemen: der Nichteinhaltung der Klausur, des Fastens, des Stillschweigens und Gehorsams. Die Frauen ließen sich also nicht alles widerspruchslos gefallen und behielten, ihrem adeligen Stand entsprechend, einige nicht benediktinische Gewohnheiten bei, wie das Tragen von Linnenkleidung. Der Geist der Melker Reform spiegelt sich signifikant in der Architektur des Stifts wider. In den Bauten des Konvents, des Langhauses, der Abtei und des Emporengangs sind die reformgetreuen Werte von Weltabgewandtheit, vita communis und Frömmigkeit versinnbildlicht und so sind diese Gebäude steinerne Zeugen für den Einfluss der Melker Reform auf Göß.
Abstract
(Englisch)
The subject of this paper is the monastery of Göß, its architecture and its inmates in the time from 1451 to 1595 and especially the impact of the “Melker Reform” on the inmates’ way of life and the architecture. Göß in Styria was founded as “Kanonissenstift” by Adala around 1000, converted into a Benedictine monastery in the mid-15th century, and dissolved under Joseph II in the late 18th century.
At the beginning of the thesis an explanation to the history and to the collegiate ground is given. It is shown that the monastery of Göß that was built on a hill near the river Mur had a history of striking importance. The construction of the fourth phase (after 1451-1650) has been characterizing for the church until today. In this phase the first convent and the new abbey were built. Since the fourth construction phase the church has consisted of a echelon hall with a single gable roof, two Romanesque incorporate towers, a polygonal Gothic choir, a Romanesque crypt, one chapel adjoining in the south parallel to the nave (chapel of St. Michael), a nuns’ gallery in the west and one entrance to the church in the east and one in the south (late Gothic portal).
In the following chapter the “Melker Reform” (1418-1630) is described. It was a reform of Benedictine monasteries with its center in Melk, applying to Austria and Southern Germany and affecting ninety convents. The goal of the reform was to unify the liturgy and enforce the basic principles of the St. Benedict’s rule – poverty, obedience, and community.
The last chapter deals with the accessibility and localization of the nuns/clergy/laity to/within the church and monastery complex and the liturgical and practical function of the various complexes of the collegiate church in the period from 1451 to 1595. In addition it deals with the impact of the “Melker Reform” on the lifestyle of the inmates and the architecture of the monastery of Göß. The nuns were in the west of the church (west gallery) and north-west of it was their convent, the clergy were in the choir and they were housed in separate facilities north-east nearby the parish church of St. Andrew, and the laymen/guests were in the nave or in the Southern oratories and outside of the monastery complex respectively in the south of the church in the guest rooms. The crypt functioned as procession and mass room, the rest of the cross-coat as corridor, the tower chapel as burial site (Memoria), the Michael’s chapel was used for baptisms and public viewings, the nave had a representative function, the gallery aisle as corridor and place for giving the holy communion, the oratories on the south side functioned as private seats of the abbess (oratorio in choir) and as quarters for guests. Not for all room complexes exist historical references, which mention their function. That is why only theses based on few hints about their liturgical and practical function could be formed.
For the “Melker Reform” it can be noted that their observance had left traces in Göß until the end of the 16th century. It brought the introduction of the black Benedictine habit, profession letters, stricter lent rules, the construction of the first collective convent, and in addition private property was almost entirely abolished. Nevertheless the “Visitatoren” were repeatedly confronted with the same problems: enclosure, lent, silence and obedience were not enforced. The women did not comply to everything without protest and retained certain non-benedictine customs in accordance with their noble status, for example wearing linen clothes. The spirit of the “Melker Reform” reflects significantly in the architecture of the monastery. In the building of the convent, the nave, the abbey and the gallery aisle the true values of the reform program – unworldliness, “vita communis” and religiousness – are symbolized, so that these buildings have been stony witnesses for the impact of the “Melker Reform” on Göß.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Göß Kanonissenstift Melker Reform Benediktinerinnen
Autor*innen
Tina Padlesak
Haupttitel (Deutsch)
Stift Göß und die Melker Reform
Hauptuntertitel (Deutsch)
die ehemalige Stiftskirche und das Leben in der Stiftsanlage zwischen 1451 und 1595
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
131 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Barbara Schedl
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.30 Kunstgeschichte: Allgemeines ,
20 Kunstwissenschaften > 20.89 Kunstgeschichte: Sonstiges
AC Nummer
AC09579049
Utheses ID
19302
Studienkennzahl
UA | 315 | | |