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Vergleich der beiden Ausgaben des Wörterbuches des Abbé de Sauvages von 1756 und 1785 im Hinblick auf soziolinguistische Entwicklungen
Veronika Poier
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Georg Kremnitz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.21766
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30003.42329.362466-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Konzentration des französischen Reiches auf Paris als Zentrum hatte auch im ausgehenden 18. Jh. Auswirkungen auf die Entwicklung der Sprachen im Reich: das im Pariser Raum gesprochene Französisch, besonders die Ausformung davon in Versailles und in den Pariser Salons galt als vorbildlich für ganz Europa. Für die in Südfrankreich gesprochene okzitanische Sprache bedeutete dies einen enormen Prestigeverlust, der sich mit der zunehmenden Verbreitung des Französischen manifestierte. Die gehobenere Schicht in Südfrankreich versuchte, das sozial dominante Pariser Französisch nachzuahmen. Dabei waren aber die mangelhafte Ausbildung im Französischen, die seltene Gelegenheit es zu üben und die Dominanz des Okzitanischen hinderlich. Gerade der schichtenübergreifende Gebrauch der okzitanischen Sprache erschwerte der südfranzösischen Bevölkerung das Erlernen des Französischen. Bereits das erste Wörterbuch des Abbé de Sauvages von 1756, der Dictionnaire languedocien-françois, Nîmes, Michel Gaude, beschäftigte sich mit den falschen Wortbildungen der Sprecher : er thematisierte die Francimander Fehler der Südfranzosen, die sich aus der Mischung von okzitanischen Wortstämmen als Basis und der Anhängung von französischen Endungen ergaben. Der Leser sollte nach der Lektüre in der Lage sein, eine Konversation auf Französisch zu führen. Auch wenn sein Werk erfolgreich war, so drückte sich der Pariser Desgrouais in seinen 1766 erschienenen Les Gasconismes corrigés, Veuve Douladoure, Toulouse deutlicher zu den grammatikalischen Fehlern der Südfranzosen aus. 1785 erschien eine zweite Ausgabe des Wörterbuches von de Sauvages, das neben dem Werk von Desgrouais auch Einflüsse der Publikation von Claude François Xavier Millot, der Histoire Littéraire des Troubadours : Contenant leurs vies, les extraits de leurs pièces, & plusieurs particularités sur les moeurs, les usages, & l'histoire du douzième & du treizième siècles, Paris, Durand 1774 aufwies. Aus letzterem bezog der Abbé seine Inspiration für den Troubadour Artikel, was der deutlicheren Ausrichtung auf die okzitanische Sprache im zweiten Dictionnaire entspricht. Dazu kommen die Artikel Rouman und Patës, die das gesteigerte Bewusstsein um die okzitanische Sprache vermitteln. In diesen Einträgen beschäftigte sich der Abbé mit der kulturgeschichtlichen Bedeutung der okzitanischen Sprache. Zudem kritisierte er den Umstand, dass das Okzitanische als Patois und nicht als Langue bezeichnet wurde. Insgesamt verrät sein zweiter Dictionnaire eine intensivere Beschäftigung mit der Historie der okzitanischen Sprache, die mit der aktuellen Situation und dem Prestigeverlust derselben konfrontiert wurde. Der Leser spürt den sozialen Druck durch das Französische auf die Sprecher, was der Abbé in gewissen Artikeln thematisierte. Die Artikel selbst sind allerdings in ihrer Struktur oft unübersichtlich, so dass der Benutzer des Wörterbuches den Überblick verlieren kann. Der Abbé gab stets die Aussprache, die falschen Francimander Formen, und die Definition des Begriffes an, was in manchen Fällen in mehrseitigen Einträge resultierte. Heute helfen uns die Artikel dabei, einen Einblick in damalige Verhältnisse zu bekommen; besonders in Bezug auf die okzitanische Sprache sind diese Einträge aufschlussreich. Die Unsicherheit der Bezeichnung seiner Sprache ließ den Abbé die verschiedensten Versionen verwenden: er bezeichnete das Okzitanische als Languedocien oder Gascon. Den Begriff Gascon verwendete er im zweiten Dictionnaire in negativem Kontext, was sich wohl mit Desgrouais´ Werk von 1766 in Zusammenhang bringen lässt. Bemerkenswert ist - ungeachtet der strukturellen Fehler der Dictionnaires - allerdings die Hervorhebung der okzitanischen Sprache in einer Zeit, in der das Französische zusehends die Gesellschaft dominierte. Der Abbé nahm in der Hinsicht eine Einzelposition ein, die sein Werk von den gängigen wissenschaftlichen Arbeiten der Zeit abhebt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Sprachgeschichte Okzitanisch 18. Jh
Autor*innen
Veronika Poier
Haupttitel (Deutsch)
Vergleich der beiden Ausgaben des Wörterbuches des Abbé de Sauvages von 1756 und 1785 im Hinblick auf soziolinguistische Entwicklungen
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
117 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Georg Kremnitz
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.10 Wissenschaft und Gesellschaft ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.22 Französische Sprache
AC Nummer
AC09584312
Utheses ID
19447
Studienkennzahl
UA | 236 | 346 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1