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Die Erfahrungen und Transformationsprozesse der Asambleas in Buenos Aires 2001 - 2011
Grenzen und Schwierigkeiten der Verstetigung einer widerständigen Territorialisierung
Raphael Kiczka
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ulrich Brand
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.21814
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30017.48313.145970-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In dieser Arbeit werden die Erfahrungen und Transformationsprozesse der Asambleas in Buenos Aires von 2001-2011 aufgearbeitet. Ziel ist die Grenzen und Schwierigkeiten der Verstetigung dieser widerständigen Territorialisierung auszuloten, um wichtige Einsichten dieser Erfahrungen für folgende soziale Kämpfe nutzbar zu machen. Dazu werden in einem ersten Schritt begrifflich und inhaltlich der aus dem Bereich der sozialen Bewegungsforschung stammende „Political Process Approach“ kritisiert und erweitert. Aus dieser theoretischen Basis werden dann im Folgenden die vier Analyseachsen entwickelt, mit denen die Entwicklung der Asambleas und ihre Transformationsprozesse adäquat untersucht werden können: Das „Political Opportunity set“ der Asambleas, ihre Positionierungsstrategien, Mobilisierungsstrukturen und Allianzkonfigurationen sowie Framingprozesse. Der Zeitraum von 2001-2011 wird in 3 Phasen unterteilt, die Entstehungsphase, die Regierungszeit Duhaldes und die Regierungszeit der Kirchners ab Mitte 2003, die einen grundlegenden Wandel des Kontextes darstellen, in dem sich die Asambleas bewegen. An diese drei Phasen werden nun ausgehend von einem kritisch- räumlichen Zugang die 4 Analyseachsen angelegt. Damit wird eine aufschlussreiche Analyse der Veränderungen des Kontextes und, mit diesem spezifisch interagierend, der Transformationsprozesse der Asambleas in den drei Phasen möglich. Die Entstehung der Asambleas wird zum einen in Verbindung gebracht mit einer mehrdimensionalen Krise Argentiniens, in der vor allem die Bedeutung der Krise der Repräsentation herausgearbeitet wird, zum anderen mit ihrem spezifischen place, den barrios von Buenos Aires. Mit diesem Hintergrund werden die Dimensionen ihrere widerständigen Territorialisierung und ihre spezifische räumliche, territorial verankerte Praxis analysiert. In der zweiten Phase werden die staatlichen Reterritorialisierungsversuche durch Sozialpolitik und Repression und ihre Wirkungen auf die Asambleas untersucht sowie die Instrumentalisierungsversuche von politischen Parteien. Außerdem werden die Ambivalenzen und Widersprüche von besetzten Gebäuden und konkreten Projekten, verstanden als Mobilisierungsstrukturen, entschlüsselt. Ein Zusammenbrechen des zentralen Koordinationsraumes wird als erster Bruch der Asambleabewegung entschlüsselt, jedoch betont, dass trotz einer latenten Fragmentierung ein gemeinsamer Deutungsrahmen durch das „Que se vayan todos“ auch mit anderen sozialen Bewegungen geschaffen und aufrecht erhalten werden konnte und trotz einer Abnahme der Partizipation die Asambleas einflussreich und mobilisierungsfähig blieben. Als wirklicher Bruchpunkt der Bewegung wird jedoch die Wahl Nestor Kirchners angesehen, in derem Zuge die Asambleas in eine Phase der Demobilisierung eintraten. Zentrale Elemente dieses veränderten Kontextes sind eine soziale, ökonomische und politische Normalisierung, eine staatliche Politik, die Räume wieder erfolgreich reterritorialisieren und Teile der sozialen Bewegungen in das Staatsprojekt integrieren konnte, während sie andere, autonome Teile der Bewegung verstärkt kriminalisierte. Eine Fragmentierung der sozialen Bewegungen und eine Transformation des politischen Szenariums, welches die sozialen Bewegungen von ihrer zentralen Position drang und die Auseinandersetzung zwischen „progressiver“ Regierung und rechten Kräften zur Hauptkonfliktlinie machte, schwächte die Asambleas weiterhin. In der Arbeit kann herausgearbeitet werden, dass die Entwicklungen der heterogenen Asambleabewegung mannigfaltig gewesen sind. Es werden eine Reihe von Faktoren herausgearbeitet, die in verschiedener Weise auf die Asambleas wirkten und zur Desintegration, spezifischen Transformationsprozessen, aber auch zu einem Weiterbestehen beitrugen und somit die Möglichkeiten, aber vor allem auch Grenzen und Schwierigkeiten darstellten die widerständige Territorialisierung zu verstetigen. Obwohl 2011 nur noch sehr wenige Asambleas existieren, die keinen gemeinsamen Deutungsrahmen mehr haben, wird darauf hingewiesen, dass von einer Erfahrung des Scheiterns nicht wirklich gesprochen werden kann. Denn in der argentinischen Gesellschaft haben sich viele Erfahrungen der Asambleas eingeschrieben, die weiter wirken, soziale Kämpfe prägen und in ihnen Kontinuität finden.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
soziale Bewegungen Argentinien Buenos Aires Asamblea Territorialisierung Raum soziale Bewegungsforschung Widerstand Staat Strategie
Autor*innen
Raphael Kiczka
Haupttitel (Deutsch)
Die Erfahrungen und Transformationsprozesse der Asambleas in Buenos Aires 2001 - 2011
Hauptuntertitel (Deutsch)
Grenzen und Schwierigkeiten der Verstetigung einer widerständigen Territorialisierung
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
157 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ulrich Brand
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
71 Soziologie > 71.38 Soziale Bewegungen ,
89 Politologie > 89.62 Politische Bewegungen ,
89 Politologie > 89.84 Strategie, Taktik
AC Nummer
AC10491801
Utheses ID
19488
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |
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