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Orient im Hochglanzformat
Differenzen und deren Konstruktion in deutschsprachigen Jemen-Reisebroschüren
Lisa Mine Orel
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Johann Heiss
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.21830
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29131.55750.823260-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In dieser Arbeit werden Differenzen in Reisebroschüren über den Jemen als Teil eines „Orient“-Diskurses analysiert. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, wie diese geschaffen werden, was als „normal“ gilt, sowie auf der Rolle der Reisenden und ihren Erwartungen. Die in postkolonialen Studien herausgearbeiteten Zusammenhänge zwischen Repräsentationen, Macht und Wissen spielen hierbei eine wichtige Rolle, insbesondere Edward Saids Werk Orientalism, das Konzept von Ost und West als Imagination und die Strategie des „Othering“, also der Kontrastierung von Wir und den Anderen. Repräsentationen des „Orients“ haben oft den Sinn, das Selbst aufzuwerten und sich im Spiegel der Anderen selbst zu definieren. Durch Wiederholungen und Intertextualität gelangen Repräsentationen und Diskurse in ein Wissensrepertoire (u. a.) des Alltags. So werden Wahrheiten konstruiert und bestimmt, was normal ist und was nicht. Dabei haben Diskurse narrativen Charakter und sind reich an Wertungen und Assoziationen. Wahrheit und Macht sind so eng miteinander verwoben. Reiseberichte als Teil des „Orient“-Diskurses und Broschüren stehen in einer Tradition. In dieser Untersuchung wird speziell auf die „Orient“-Reisenden Carsten Niebuhr, Freya Stark und Hans Helfritz Bezug genommen, da sie auch in den Broschüren erwähnt werden. Auch die Mythen moderner Tourismuswerbung verraten viel über kollektive Wertvorstellungen des „Westens“ und existieren meist schon vor Antritt der Reise. Am Ziel angelangt soll der Diskurs bestätigt werden, der sie zur Reise motiviert hat. Differenzen in den Broschüren sollen Spannung und Anziehung schaffen, aber nicht unüberbrückbar erscheinen. Nur die vermarktbaren Stereotype sind für die Broschüren relevant. Daneben gilt es, die oft negativen Bilder medialer Repräsentationen zu neutralisieren. Die Sagbarkeitsfelder in Reisebroschüren sind begrenzt und spezifisch, da sie auf den Verkauf der Ware „Orientreise“ abzielen. Das Korpus umfasst 21 deutschsprachige Reisebroschüren aus den Jahren 2008-2010. Mithilfe der Diskursanalyse und der Grounded Theory-Methodologie werden die Hauptthemen „Exotismus“ und „Anachronismus“ herausgearbeitet, wobei für die Analyse Form und Inhalt ausschlaggebend sind. Häufig vorkommende Schlüsselbegriffe werden im Korpus wie Hypothesen untersucht. Nicht nur das Sagbare, sondern auch mitgedachte Assoziationen werden herausgearbeitet. Die Bilder in den Reisebroschüren können als Produkt der „westlichen“ Gesellschaft gedeutet werden. Neben Irrationalem und dem Wunsch nach Ursprünglichkeit findet man in den Reisbeschreibungen Hinweise auf Eroberung bzw. Aneignung des Landes. Wenn Menschen aus dem Jemen überhaupt Beachtung finden, dann auf positive und homogene Art und Weise. Die jemenitische Gesellschaft und ihre „Hochkulturen“ werden generell in der Vergangenheit verortet, zu einem gewissen Grad spielen auch westliche Parameter und sprachliche Strategien eine Rolle. Für die Leser_innen entsteht auf diese Weise sowohl Neugier auf eine „Anderswelt“ als auch ein Überlegenheitsgefühl gegenüber einer „weniger entwickelten“ Gesellschaft.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Orientalismus Tourismus Reisebroschüren Jemen
Autor*innen
Lisa Mine Orel
Haupttitel (Deutsch)
Orient im Hochglanzformat
Hauptuntertitel (Deutsch)
Differenzen und deren Konstruktion in deutschsprachigen Jemen-Reisebroschüren
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
VII, 98 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johann Heiss
Klassifikation
73 Ethnologie > 73.79 Ethnologie: Sonstiges
AC Nummer
AC09436728
Utheses ID
19501
Studienkennzahl
UA | 307 | | |
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