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Studien zum Sakralbau des Vormärz im Wiener Raum
Michael Schiebinger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Ingeborg Schemper
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.21848
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29359.37741.222170-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In der vorliegenden Arbeit galt es, die Entwicklung des Sakralbaues im Wiener Raum in der Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1814/15 und der Märzrevolution von 1848 nachzuvollziehen. Dieses Thema wurde in der bisherigen kunsthistorischen Forschung nur ansatzweise behandelt, eine vergleichende Darstellung des vormärzlichen Sakralbaues war bis dato nicht vorhanden. Die Grundlagen des vormärzlichen Sakralbaues sind bereits in den Reformen Josephs II. zu suchen. Die damaligen Kirchenneubauten entstanden nach genormten Entwürfen bzw. Musterplänen der zentralen Baubehörden unter ökonomischen Gesichtspunkten – die Bauvorschriften Josephs II. hatten bis in den Vormärz hinein Bestand. In einem Katalogteil werden die Kirchenneubauten und Erweiterungsbauten des Vormärz im Wiener Raum einzeln dargestellt. Besonders bei der Betrachtung der Fassadengestaltungen zeigt sich, dass in der Regel auf ein eingeschränktes, spätklassizistisches Formenrepertoire zurückgegriffen wurde. Bei den Fassaden wie bei den Innenräumen stand nicht die kanonisch korrekte Wiedergabe von Gliederungselementen im Vordergrund, mitunter wurden diese in sehr freier Form interpretiert. Bei den Grundrisstypen sind drei Gruppen zu konstatieren: Saalkirchen, mehrschiffige Kirchen und individuelle Raumlösungen. Die Gruppe der Saalkirchen überwiegt dabei und schöpft ihren Ursprung zweifelsohne aus dem josephinischen Sakralbau. Dennoch emanzipieren sich die vormärzlichen Kirchen von ihren Vorgängern, ab den späten 1830er-Jahren wird das liturgische Geschehen (Chorraum) zusehends aus dem Laienraum (Langhaus) herausgelöst. Die Abstandnahme vom Typus der josephinischen Saalkirche wird besonders bei den frühhistoristischen Kirchenbauten Carl Roesners deutlich. Neben den Neubauten entstehen unzählige Erweiterungsbauten an bestehenden Kirchen – Baumaßnahmen wurden nur dann vorgenommen, wenn ein Einschreiten unumgänglich geworden war. Dementsprechend entscheidungsunwillig war man bei den zuständigen Behörden, es entstanden mitunter Planungszeiträume von 15 bis 20 Jahren. Wichtig erschien den Planern die Vereinheitlichung von Baubestand und Erweiterungsbereich zu einem harmonischen Äußeren wie Inneren. Die Ausstattung der vormärzlichen Sakralbauten fiel zumeist bescheiden aus und ist nicht immer erhalten geblieben. Die Einrichtungsgegenstände weisen wie die Bauten selbst, in der Mehrzahl spätklassizistisches Formengut auf. Insbesondere ab den 1830er-Jahren hielten mit den Bauten Lößls und Roesners auch historistische Formen Einzug in den Wiener Sakralbau. Zunächst waren es vor allem Elemente der Renaissance, die in freier Weise rezipiert wurden – daneben ist auch ein gewisses Nachwirken barocker Formen und Gestaltungsprinzipien feststellbar. Erst ab den 1840er-Jahren traten auch neoromanische und neugotische Zitate hinzu, die historisierenden Elemente wurden an Fassaden und Wände appliziert, erfassten aber noch nicht die architektonische Grundstruktur der Kirchen. Im Bereich der Planung zeigte sich, dass die staatlichen Baubehörden einen wesentlichen Einfluss, in direkter wie indirekter Weise auf den vormärzlichen Sakralbau nahmen. Bei den Bauprojekten in landesfürstlichen Pfarren und Pfarren des Religionsfonds übernahm in der Regel der zuständige Kreisingenieur mit dem Kreiszeichner die Planung und die Überwachung der Bauausführung. Mitunter griff auch die Provinzialbaudirektion als Landesbehörde mit ihren beiden Architekten in das Planungsgeschehen ein. Bei gewissen Baufragen behielt sich aber der Hofbaurat in Wien die letzte, verbindliche Entscheidung vor. Entstand hingegen ein Kirchenbauprojekt in einer Stiftspfarre oder einer Pfarre mit einem privaten Patronatsherrn, so fiel jenen die Planung und Bauabwicklung zu, wenngleich die staatlichen Behörden die Genehmigung und Überwachung der Bauvorhaben zu besorgen hatten. Die ausführenden Baumeister waren in ein „straffes Korsett“ an Vorgaben gespannt, und wurden nur in wenigen Fällen selbst planerisch tätig. Die Dominanz der Architekten ließ Maler und Bildhauer im vormärzlichen Sakralbau ein Schattendasein führen. Erst Ende der 1830er-Jahre sollte sich die Lage für Maler und Bildhauer bessern, als sich „üppigere“ historistische wie nazarenische Gestaltungsweisen auch bei den Baubehörden schrittweise durchsetzten. Einige der nach 1848 entstandenen Bauten wurden noch immer staatlich geplant und folgten zuweilen noch dem Typus der spätklassizistischen Saalkirche. Ein Blick auf die Planungsgeschichte der vielzitierten Altlerchenfelder Kirche in Wien-Neubau zeigt aber, dass die behördlichen Planungsabläufe immer stärker ausgehebelt wurden und selbstständige Architekten im Sakralbau beständig Fuß fassten.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Vormärz Klassizismus Sakralbau staatliche Bauplanung
Autor*innen
Michael Schiebinger
Haupttitel (Deutsch)
Studien zum Sakralbau des Vormärz im Wiener Raum
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
214 S. : zahlr. Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ingeborg Schemper
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.10 Kunst und Gesellschaft ,
20 Kunstwissenschaften > 20.26 Geschichte ,
20 Kunstwissenschaften > 20.31 Bildende Künstler ,
20 Kunstwissenschaften > 20.70 Europäische Kunst: Allgemeines ,
56 Bauwesen > 56.63 Architekten, Baumeister ,
56 Bauwesen > 56.88 Sakralbau
AC Nummer
AC09579714
Utheses ID
19517
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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