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Fan-Kommunikation im social network
Einfluss und Auswirkungen von "facebook- und "twitter- auf parasoziale Beziehungen zwischen Musikfans und Stars
Anita Ghozlan
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Friedrich Hausjell
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.21874
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29235.50277.505862-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Untersuchungsgegenstand Die Autorin stellt die parasozialen Beziehungen, die durch die Kommunikation über "facebook"-Fanseiten und "twitter" zwischen erwachsenen Musikfans und Stars möglicherweise entstanden oder verstärkt wurden, in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Als Beitrag zur Fanforschung ist interessant außerdem herauszufinden, wie wichtig eine "facebook"-Seite für Fans ist, beziehungsweise ob eine wichtige Form der Fan-Kommunikation wegfallen würde, gäbe es diese Möglichkeit des Kontaktes zwischen Musikstars und Fans nicht. Die Motive, die hinter der fallweisen Gründung einer "facebook"-Fanseite seitens eines Fans stehen, die Beziehungen der Fans untereinander, sowie ob frühere Formen der Fan-Kommunikation durch Fanseiten verdrängt oder beibehalten werden, soll ebenfalls erforscht werden. Die Forschung wurde auf in Österreich wohnhafte, erwachsene Fans beschränkt. Die Musiker bzw. Bands, für die die Fanseiten erstellt wurden, sind durchwegs international bekannte. In Bezug auf den Musikstil wurde Mainstream-Rock/Pop ausgewählt, da in diesem Bereich die größte Verbreitung von Fanseiten anzunehmen ist. Theorie Als relevanter Theorie-Hintergrund für die vorliegende Arbeit dient das Konzept "parasozial". Die Autorin teilt die Ansicht von Friedrich Krotz, dass dieses Konzept heute auch dazu genutzt werden kann, neue Kommunikationsformen – wie die Kommunikation über "facebook"-Fanseiten oder "twitter" – zu beschreiben und zu verstehen. (vgl. Krotz, 1996: S. 73) Parasoziale Beziehungen werden nach dem Prinzip des "Uses and Gratifikation Approach" hergestellt. Dieser stellt eine weitere theoretische Grundlage für diese Arbeit dar. Der "UGA" beschäftigt sich damit, welche Gratifikationen die Rezipienten von den Medien erhalten. (vgl. Krotz, 1996: S. 77) Die Bedeutung, die Medieninhalte erlangen, hängt von einem Interpretationsprozess ab, in dem der Handelnde sich selbst, Gegenstände oder Handlungen zum Objekt machen kann. Dabei kann eine "parasoziale Interaktion" entstehen. (vgl. Schenk, 2007: S. 652) Für die empirische Untersuchung dieser Arbeit liefert der Uses-and-Gratifications Approach das theoretische Grundgerüst für die Annahme, dass sich die befragten Fans aus einem bestimmten – bewussten oder unbewussten – Bedürfnis heraus den "facebook"-Fanseiten zuwenden, den daraus erhaltenen Nutzen einer – wieder bewussten oder unbewussten – Wertung unterziehen und daraus für ihr weiteres Handeln Konsequenzen ziehen. Als weiteres theoretisches Konzept wurde für die vorliegende Arbeit jenes des "Sozialen Kapitals" nach Pierre Bourdieu herangezogen. Pierre Bourdieu hat "Soziales Kapital" (übersetzt von Reinhard Kreckel,1983) folgendermaßen definiert: "Das Sozialkapital ist die Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind;" (Siehe Bourdieu In: Kreckel (Hg.), 1983: S. 191) Der Umfang des Sozialkapitals, über das ein Einzelner verfügt, hängt einerseits von der Größe des persönlichen Netzwerkes ab, in das er eingebunden ist und andererseits von dem Kapital das die anderen Mitglieder dieses Netzwerkes besitzen. Dadurch ergibt sich, dass die Profite, die aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe erwachsen, die Grundlage für die Solidarität unter den Mitgliedern bilden. (Vgl. Bourdieu In: Kreckel (Hg.), 1983: S. 192) Innerhalb einer online Fangruppe kann ein Mitglied beispielsweise annehmen, dass Informationen oder Fotos von demjenigen Mitglied der Gruppe zur Verfügung gestellt werden, das als erstes über diese verfügt. Sollte das der Fall sein, würde ein Informationsvorsprung für das gesamte Netzwerk erfolgen. Ziel, Fragestellung,Hypothese Folgende Forschungsfragen wurden ausgewählt: Welchen Einfluss haben die Social Network-Seiten "facebook" und "twitter" auf eventuell vorhandene parasoziale Beziehungen zwischen Fan und Fanobjekt? Was bewegt Fans dazu, selbst "facebook"-Fanseiten zu kreieren, obwohl es auch offizielle Fanseiten gibt, die entweder von einer Agentur, dem Musiklabel oder dem Star selbst betreut werden? Welchen Nutzen ziehen Musikfans aus dem Bestand einer "facebook"-Fanseite? Was würde ein Fan beim Fehlen derselben vermissen? Auf welche Weise werden durch "facebook"-Fanseiten frühere Formen der Fan-Kommunikation verdrängt? Wozu dienen die "alten Medien" den Fans im Zeitalter der Sozialen Netzwerk Seiten? Inwieweit entsteht "Soziales Kapital" aus der Mitgliedschaft bei einer "facebook"-Fanseite? Forschungsdesign Die Forschungsfragen sollen mittels der Analyse von qualitativen Leitfaden-Interviews, welche mit Experten geführt wurden, beantwortet werden. Um diejenigen Interviewpartner auszuwählen, welche in die definierte Zielgruppe fallen, wurde ein Vorab-Fragebogen erstellt, in dem nach der Altersgruppe, Geschlecht, Familienstand, Wohnort, Internetnutzung und Fan-Dasein auf "twitter" und "facebook" gefragt wurde. Die Interviews wurden mit 24 (14 weibl. u. 10 männl.) Mitgliedern auf Fanseiten von Rock-/Popmusikern auf "facebook", die teilweise auch über ein "twitter"-Konto verfügen geführt. Für die anschließend erstellten Transkriptionen wurde die von Lamnek vorgeschlagene – interpretativ-reduktive – Art der Auswertung und Analyse der Daten für am geeignetsten befunden. (Vgl. Lamnek, 1995: S. 197ff) Ergebnisse Obwohl das Fan-Sein auf "facebook" oder "twitter" – wie die vorliegende Studie zeigt – durchwegs positive Gefühle mit sich bringt, scheinen die untersuchten, erwachsenen Fans einen sehr nüchternen Umgang mit den sozialen online Netzwerken zu pflegen. Die involvierten Gefühle sind zwar positiv, gehen jedoch meist über befriedigte Neugier und Freude über eine neue Nachricht nicht hinaus. Überwiegend werden Fanseiten für aktuelle Informationen in Zusammenhang mit der Musik und Konzerten genutzt. Da die Erkennbarkeit, ob ein "facebook"-posting oder eine "twitter"-Nachricht vom Star selbst stammt, selten gegeben ist, fühlt sich nur die Hälfte der Befragten – vor allem aufgrund der laufenden Informationen – dem Star näher, als vor der Zeit der "facebook"-Fanseiten und „twitter“-Meldungen. Die Motivation für die Gestaltung einer Fanseite für Stars liegt in beiden festgestellten Fällen nicht in dem Versuch, eine Nähe zu den Stars auszudrücken oder herzustellen. Den Nutzen, den Fans subjektiv aus der Mitgliedschaft bei den beiden untersuchten Social Network-Seiten ziehen, ist vielfältig. An erster Stelle steht die Schnelligkeit der Informationsweitergabe. Ein Fan trat der Fanseite bei, da er sich der Band nahe fühlte und sieht nun den Vorteil der Mitgliedschaft darin, mit internationalen Fans in Kontakt zu treten. Jener weibliche Fan, der angibt, die "facebook"-Fanseite ausschließlich wegen den Konzertberichten - und Fotos von anderen Fans zu abonnieren, erhält die Gratifikationen nicht durch den kommunizierten Inhalt des eigentlichen Kommunikators, sondern durch den der anderen Rezipienten. Falls eine "facebook"-Fanseite eingestellt werden sollte, so geben sieben Teilnehmer der vorliegenden Studie an, dass sie den einfachen Zugang zu aktuellen Informationen vermissen würden. Jeweils vier Fans würden den Verlust der Ansicht von Fotos und den kommunikativen Austausch mit anderen Fans bedauern. Für die untersuchten, erwachsenen (oft langjährigen) Fans gilt, dass sie sehr schnell und problemlos wieder auf ihre früheren Informationsquellen ausweichen werden. Frühere Formen der Fankommunikation, die durch die Schnelligkeit der "facebook"-Seiten und "twitter"-Nachrichten verdrängt und zum gegenwärtigen Zeitpunkt gar nicht mehr genutzt werden, sind "special interest"-Magazine, "Wikipedia" und das Schreiben eines Briefes an den Fanclub. Tageszeitungen werden für Musik-Fans durch Konzertberichte am Tag nach einem Konzert interessant. Ohne die aktive Teilnahme Einzelner, mittels Schreiben von Neuigkeiten oder Konzertberichten an die Pinnwand einer Musiker-Fanseite oder Senden von Fotos, würde der Nutzen einer Fanseite oder eines "twitter"-Kontos eines Stars – der Informationsvorsprung oder das so genannte "bridging" Sozialkapital – für alle abnehmen. Achtzehn Interviewpartner beteiligen sich aktiv an der Kommunikation in den sozialen online Netzwerken und geben in unterschiedlichen Intervallen Feedback auf Nachrichten, die sie von "ihren" Stars auf "facebook" oder "twitter" lesen. Sechs Teilnehmer der vorliegenden Studie posten zusätzlich noch Fotos an die "facebook"-Fanseite oder an das "twitter"-account eines Stars. Somit kann angenommen werden, dass mit einem Verlust der Möglichkeit der Kommunikation über "facebook"-Fanseiten ein Verlust des Informationsvorsprungs gegenüber Nichtnutzern einhergehen würde und dadurch ein Verlust an "Sozialem Kapital" entstehen würde. Literatur Bourdieu, Pierre: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Kreckel, Reinhard (Hg.): Soziale Ungleichheiten. Soziale Welt Sonderband 2, S. 183 – 194, Göttingen, 1983. Krotz, Friedrich: Parasoziale Interaktion und Identität im elektronisch mediatisierten Kommunikationsraum. In: Vorderer, Peter [Hrsg.]: Fernsehen als "Beziehungskiste": parasoziale Beziehungen und Interaktionen mit TV-Personen, S. 73 – 89, Westdeutscher Verlag, Opladen,1996. Lamnek, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Band 2. Methoden und Techniken, 3., korr. Aufl., BELTZ Psychologie Verlags Union, Weinheim, 1995. Schenk, Michael: Medienwirkungsforschung. 3. vollst. überarb. Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen, 2007.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
social network social network sites facebook twitter Fan-Kommunikation qualitative Inhaltsanalyse Konzept "parasozial" Uses-and-Gratifikation-Approach Soziales Kapital
Autor*innen
Anita Ghozlan
Haupttitel (Deutsch)
Fan-Kommunikation im social network
Hauptuntertitel (Deutsch)
Einfluss und Auswirkungen von "facebook- und "twitter- auf parasoziale Beziehungen zwischen Musikfans und Stars
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
157 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedrich Hausjell
Klassifikation
05 Kommunikationswissenschaft > 05.38 Neue elektronische Medien
AC Nummer
AC10906390
Utheses ID
19538
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
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