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Das Unsichtbare im Schamanismus
ethnographischer Blick und schamanisches Sehen am Beispiel der Magar Zentralnepals und anderer Referenzen
Karin Gmoser
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Manfred Kremser
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.2320
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29402.56731.215364-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Unsichtbare im Schamanismus geht anhand ausgewählter Literatur und eines ethnographischen Beispiels der Frage nach, welche Erklärungen und Konzeptualisierungen und welche Möglichkeiten des Verstehens es in Bezug auf die unsichtbaren Aspekte schamanischer Praxis gibt. Der Begriff des Unsichtbaren ist als Widerspiegelung der Schamanen zugeschriebenen Fähigkeit, das Unsichtbare zu sehen, gedacht. Er verweist auf die unsichtbare religiöse Erfahrung von Schamanen und auf die schamanische Vorstellungs-welt, die geprägt ist von der Idee der Kommunikation mit (je kulturspezifischen) Gottheiten, Ahnen und Geistern in einer beseelten Welt. Gegenüber den unsichtbaren Aspekten schamanischer Praxis – so wird postuliert – befinden sich in der westlichen Welt sozialisierte Ethnographen und Ethnologen in einer Art doppelter Fremdheit: einerseits gegenüber der fremden Kultur, andererseits gegenüber dem Erleben, Sehen und ‚Handeln‘ der Schamanen in einem uns fremden Bewusstseinszustand. Dementsprechend untersucht diese Arbeit nicht nur das Unsichtbare im Schamanismus sondern auch das Spannungsfeld zwischen ethnographischem Blick und schamanischem Sehen. Nach einer Einführung über die Genese der Begriffe ‚Schamane‘ und ‚Schamanismus‘, gedacht als die Bildung eines westlichen Mythos vom Schamanen und einer Diskussion unterschiedlicher Definitionen dieser Begriffe in der ethnologischen Literatur widmet sich das erste Kapitel Konzeptualisierungen der religiösen Erfahrung von Schamanen. Den Ausgangspunkt dafür bildet der Versuch die ethnologische Konzeption der ‚Geister‘ als kulturspezifische Realitätserklärung herauszuarbeiten. Während aus emischer Sicht den Geistern eine ontologische Realität zuerkannt wird, sind sie in den Augen der meisten Ethnologen Teil der inneren religiösen Erfahrung von Schamanen. Die anschließende Diskussion der schamanischen Erfahrung und veränderter Bewusstseinszustände im Kontext schamanischer Praxis anhand der diesbezüglichen ethnologischen Literatur wird ergänzt durch Perspektiven aus unterschiedlichen Disziplinen der Bewusstseinsforschung. Dabei ergibt sich als besonderes Charakteristikum von Erlebnissen in veränderten oder erweiterten Bewusstseinszuständen, dass die Erlebnisinhalte nur über eigene Erfahrung zugänglich sind. Vor diesem Hintergrund schließt das erste Kapitel mit einer Erörterung der Frage nach einem angemessenen Forschungszugang. Im zweiten Kapitel wird am Beispiel der Magar Zentralnepals der Versuch unternommen, eine emische Sichtweise auf die unsichtbaren Aspekte schamanischer Praxis herauszuarbeiten. Beginnend mit einem kurzen Überblick über die den Ausführungen zugrundeliegenden Forschungen und Veröffentlichungen von Oppitz - darunter sein Film „Schamanen im Blinden Land“ – und einer ethnographischen Skizze der Magar besteht dieses Kapitel in einer Auseinandersetzung mit den religiösen Vorstellungen der Magar, die sich vor allem auf die schamanische Kosmologie, den magischen Seelenflug und in weiterer Folge auf das Sehen der Magar-Schamanen in einem „Blinden Land“ bezieht. Das dritte Kapitel verweist auf eine mögliche andere Perspektive auf die unsichtbaren Aspekte schamanischer Praxis. Ausgehend von einer Konzeptualisierung des Unsichtbaren als (Lebens-)Energie und anhand einer Fotographie von einer schamanischen Séance, auf der die ‚Geister‘ als spezifische Energiequalitäten sichtbar sind, wird die Frage in den Raum gestellt, ob das ‚visionäre‘ Sehen von Schamanen möglicherweise mit dem Sehen – im Sinne von extrasensorischer Wahrnehmung – von ‚subtilen Energien‘ in Zusammenhang steht. Würde sich dies bewahrheiten, so wird gefolgert, dann wäre einerseits schamanische Praxis nicht mehr nur ‚symbolische Vermittlung zwischen den Welten‘, sondern auch reale Energiearbeit, die auf Wahrnehmung und Wissen aus Erfahrung beruht; andererseits wäre damit die ethnologische Konzeption der Geister als Hervorbringung des menschlichen Bewusstseins in Frage gestellt. Da sowohl Erfahrungen in veränderten Bewusstseinszuständen als auch das Sehen von Energie(n) (den meisten) westlichen Ethnologen fremd sind, ist in Bezug auf erstere das ethnographische Verstehen begrenzt und zweiteres nicht im Wahrnehmungsbereich des ethnographischen Blicks.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
shamanism consciousness unseen seeing spirit witch Magar Nepal ethnographic gaze
Schlagwörter
(Deutsch)
Schamanismus Bewusstsein unsichtbar sehen Geist Hexe Magar Nepal ethnographischer Blick
Autor*innen
Karin Gmoser
Haupttitel (Deutsch)
Das Unsichtbare im Schamanismus
Hauptuntertitel (Deutsch)
ethnographischer Blick und schamanisches Sehen am Beispiel der Magar Zentralnepals und anderer Referenzen
Paralleltitel (Englisch)
The unseen in shamanism
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
121 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Manfred Kremser
Klassifikationen
73 Ethnologie > 73.56 Mythologie ,
73 Ethnologie > 73.58 Magie ,
73 Ethnologie > 73.59 Religionsethnologie: Sonstiges ,
73 Ethnologie > 73.63 Orale Traditionen
AC Nummer
AC07121079
Utheses ID
1968
Studienkennzahl
UA | 307 | 295 | |
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