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Der Einfluss vorgefertigter Nahrungsmittel auf die Gestaltung der täglichen Mahlzeiten in Österreich von 1950 bis in die Gegenwart
Sara Schmitzberger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Gabriele Sorgo
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.282
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29426.55130.301854-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob und inwiefern vorgefertigte Nahrungsmittel einen Einfluss auf die Gestaltung der täglichen Mahlzeiten hatten und haben. Zeitlich und räumlich liegt der Schwerpunkt der Betrachtungen auf den Entwicklungen in Österreich in den letzten 50 Jahren. Methodisch wurde ein Vergleich der Literatur zum Thema, in Verbindung mit der Analyse von Statistiken und Konsumerhebungen angestrebt. Selbst geführte Interviews wurden zur Spezifizierung gewisser Sachverhalte eingebaut. Einen Überblick über die verwendete Literatur bietet die in dieser Arbeit angefügte Bibliografie. Nach der Einleitung, und der Definition wichtiger Begriffe, wird zuerst die Entstehungsgeschichte vorgefertigter Nahrungsmittel untersucht. Es wird der Frage nachgegangen, ob Fertigprodukte bereits am Beginn ihrer Verbreitung das Ernährungsverhalten der Menschen beeinflusst haben und welche Gründe für den vermehrten Konsum vorgefertigter Lebensmittel verantwortlich waren. Durch die langen Arbeitszeiten in Fabriken und die Berufstätigkeit der Frauen in den Städten wurde Fertignahrung ein immer wichtigerer Bestandteil der Ernährung. Ebenso erwiesen sich Konserven als wichtiges Mittel zur Verpflegung der Truppen in den beiden Weltkriegen. Außerdem stellten sie zusammen mit Trockenprodukten ein wichtiges Notnahrungsmittel dar. Ab den Jahren des österreichischen Wirtschaftswunders erlebten Fertignahrungsmittel ihren Aufstieg. Die Möglichkeit, mit ihnen Zeit zu sparen und immer etwas zu Hause zu haben, machten sie für viele Hausfrauen attraktiv. Dennoch fanden diese Nahrungsmittel in den 50er Jahren noch keine massenhafte Verbreitung und ihr Einfluss auf die Gestaltung der Mahlzeiten blieb noch relativ gering. Der nächste Teil der Diplomarbeit versucht die Geschichte der Mahlgemeinschaft seit den Anfängen der Menschheit darzustellen. Die Gemeinschaft bei Tisch ist eine soziale Institution, die gewisse Funktionen erfüllt. Umso erstaunlicher sind die Veränderungen der täglichen Mahlzeiten im 20. Jahrhundert. Gemeinsam essen zu wollen scheint ein Spezifikum der menschlichen Gattung zu sein, das gemeinsame Einnehmen von Nahrung ist ein sozialer Akt mit weitreichender Bedeutung. Schon im Mittelalter wurden durch die gemeinsame Nahrungsaufnahme Bündnisse geschlossen, wurde durch den Ausschluss von der Mahlzeit, auch der Ausschluss von der Gemeinschaft signalisiert. Die Gemeinschaft bei Tisch war lange Zeit eine Notwendigkeit für den Menschen weil das, was gemeinsam gejagt und gesammelt und später angebaut und geerntet wurde auch in der Gruppe verzehrt werden sollte. Dies veränderte sich durch die geänderten Lebensbedingungen im 19. und 20. Jahrhundert. Strikte Arbeitszeiten und die Loslösung vom Rhythmus der Tages- und Jahreszeiten wandelten auch die Gestaltung der täglichen Mahlzeiten. Heute isst der Mensch oft außerhalb des familiären Zusammenhangs: in Kantinen, Restaurants oder im Gehen. Moderner Lebensstil und Individualisierung haben die Formen der Nahrungsaufnahme stark verändert. Da sich diese Veränderungen besonders ab den 1950er Jahren in unserer Gesellschaft ereignet haben, wird im nächsten Teil der Arbeit den neueren Entwicklungen nachgegangen, wobei die Jahrzehnte zwischen 1950 und 1970, 1970 und 1990, sowie 1990 bis in die Gegenwart jeweils genauer untersucht werden. In erst genannter Periode wird erforscht, inwiefern Fertignahrung und damit im Zusammenhang die Rationalisierung der Haushalte zur Veränderung der Essgewohnheiten beigetragen haben. Hierbei stellt sich heraus, dass es noch zu keiner markanten Veränderung der familiären Mahlgemeinschaft durch den vermehrten Verbrauch vorgefertigter Nahrung gekommen ist. Eher waren geänderte Arbeits- und Schulzeiten der Grund, warum häufig nicht mehr alle drei Hauptmahlzeiten innerhalb der Familie eingenommen wurden. Immer noch war es üblich, dass die Frauen zu Hause kochten. Fertignahrung stellte für sie eine zeitsparende Alternative zum herkömmlichen Kochen dar, jedoch sollte, die durch Schnellgerichte eingesparte Zeit wiederum für Ehemann und Kinder eingesetzt werden. Erst zwischen 1970 und 1990 begannen vorgefertigte Lebensmittel eine immer wichtigere Rolle zu spielen. Durch die gesellschaftlichen Umbrüche der 1960er und -70er Jahre kam es zu massiven Veränderungen der täglichen Mahlzeiten. Moderner Lebensstil, Individualisierungstendenzen in der Gesellschaft, die Emanzipation der Frau, sowie die fortschreitende Technisierung der Haushalte (wie etwa durch den Mikrowellenherd) bewirkten, dass Fertigprodukte immer beliebter wurden und ihr Absatz vergrößerte sich beständig. Es entstanden verschiedenste Formen der Mahlgemeinschaft, was besonders in den 90er Jahren eine immer stärkere Ausprägung fand. Der gegenwärtige Fertignahrungskonsum ist weiterhin im Steigen begriffen, heute gibt es ein Nebeneinander verschiedenster Essweisen. Convenience Produkte sind vor allem für die jüngere Generation Gang und Gäbe. Sie haben jedoch die tägliche Mahlzeit nicht abgelöst, sondern sie verändert. Noch immer isst ein Großteil der österreichischen Familien zumindest einmal täglich gemeinsam. Was hier verzehrt wird hat sich im Vergleich zu den 50er Jahren gewandelt, denn es kann durchaus sein, dass alle Familienmitglieder Unterschiedliches essen, auch wenn sie gemeinsam an einem Tisch sitzen. Fertignahrung hat die Gestaltung der täglichen Mahlzeiten in Österreich in den letzten 50 Jahren also stark beeinflusst, jedoch wurde die Familienmahlzeit von ihr nicht aufgelöst.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Fertignahrung Fertigprodukt Fertigessen Ernährung Ernährungsgeschichte Mahlgemeinschaft Mahlzeit Familienmahlzeit Individualisierung Geschichte der Ernährung Haushalt Technisierung des Haushalts Essen in der Geschichte
Autor*innen
Sara Schmitzberger
Haupttitel (Deutsch)
Der Einfluss vorgefertigter Nahrungsmittel auf die Gestaltung der täglichen Mahlzeiten in Österreich von 1950 bis in die Gegenwart
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
128 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gabriele Sorgo
Klassifikation
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte
AC Nummer
AC06702348
Utheses ID
198
Studienkennzahl
UA | 190 | 313 | 347 |
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