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Die Reise des kaiserlichen Gesandten David Ungnad nach Konstantinopel im Jahre 1572
Andreas Ferus
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Friedrich Edelmayer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.288
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30240.03589.391363-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Basierend auf der Bearbeitung des äußerst seltenen Werks „Beschreibung einer Legation und Reise von Wien aus Ostereich auff Constantinopel, durch den wolgebornen herrn, herrn David Ungnaden, Freyherrn zu Sonneck und Pfandsherrn auff Bleyburgk, auß römischer keyserlichen Majestät befehlig und abforderung an den türckischen Keyser, anno 72 verrichtet.“, das im Jahre 1582 durch einen gewissen M. Franciscus Omichius in Druck gegeben wurde, und von sechs Briefen des kaiserlichen Gesandten David Ungnad und seines Sekretärs Eduardo de Provisionali, die sie während ihrer Mission an die Hohe Pforte im Jahre 1572 verfasst haben, soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag zur Geschichte der habsburgisch-osmanischen Beziehungen leisten. Im Interesse der eigenen Macht- und Existenzsicherung waren die Habsburger schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts gezwungen – parallel zu den immer wieder aufflackernden militärischen Auseinandersetzungen –, einen diplomatischen Ausgleich mit den Osmanen zu suchen. Diese Entwicklung trug in weiterer Folge maßgeblich zur Herstellung eines Kräftegleichgewichts bei, das sich wohl ohne die Mitwirkung der offiziellen Diplomaten und geheimen Agenten kaum eingestellt hätte. Was sich hier überdies ansatzweise andeutet, ist die bedeutende Rolle, die die Beziehungen zwischen der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich bei der Herausbildung der modernen Diplomatie und Geheimdiplomatie übernommen haben. Als eine Art „Konterfei“ des Kaisers avancierten die habsburgischen Diplomaten an der Hohen Pforte zu den wichtigsten Darstellern der herrscherlichen Repräsentation. Eine besondere Bedeutung kam in diesem Zusammenhang den Geschenken zu, die sie bei ihrer Mission oftmals überbrachten, da diese als Tribut aufgefasst wurden und ihre Überbringung als Unterwerfung angesehen wurde. Um Verhandlungen mit der Gegenseite allerdings überhaupt erst zu ermöglichen, mussten die habsburgischen Delegierten bestimmte Eigenheiten des Zeremoniells und der Verhandlungsführung an der Hohen Pforte übernehmen. Dabei ergab es sich fast wie von selbst, dass die Emissäre zwei durch tiefe weltanschauliche Gräben getrennte Kulturen einander nähergebracht haben , wodurch die Botschafter – ob nun Präsentgesandter oder Resident – und die Teilnehmer an den diplomatischen Missionen zu den wohl wichtigsten Trägern des Kulturtransfers wurden. Neben der Erfüllung ihrer repräsentativen Aufgaben oblag es den Botschaftern aber vor allem, sich auf dem Gebiet der Informationserhebung zu betätigen und sich im Zuge dessen auch dem zweitältesten Gewerbe der Welt, der Spionage, zu widmen. Die diplomatische Korrespondenz der habsburgischen Gesandten kombinierte dabei die aktuelle Schilderung des Tagesgeschehens mit Zusammenfassungen der Ereignisse während eines größeren Zeitraums oder einer Hintergrundanalyse der politischen Verhältnisse. Bis zur Etablierung der habsburgischen Residenten wurden diese Zusammenfassungen von den Diplomaten stets als Endberichte, sog. Finalrelationen, nach ihrer Rückkehr aus Istanbul verfasst. Ihr Inhalt konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Beschreibung der Reise und den Verlauf der Verhandlungen. Nach 1547 änderte sich die Form der Berichterstattung, und die Darstellungen nahmen den Charakter von in kürzeren Abständen abgefassten Briefen an, bei deren Inhalt es sich um eine Zusammenfassung der tages- bzw. wochenaktuellen Neuigkeiten handelte, in die das Hintergrundwissen implizit mit einfloss. Sowohl diese offiziellen Berichte als auch die etwaige private Korrespondenz dieser Gesandten und die oft im Rahmen einer diplomatischen Mission entstandenen Reisebeschreibungen vermitteln eine Fülle an Informationen aus verschiedenen den Botschaftern und Privatpersonen zugänglichen Lebensbereichen und stellen so eine wichtige Quelle für zahlreiche Felder der Geschichtsforschung dar.
Abstract
(Englisch)
Based on the adaptation of an extremely rare work called „Beschreibung einer Legation und Reise von Wien aus Ostereich auff Constantinopel, durch den wolgebornen herrn, herrn David Ungnaden, Freyherrn zu Sonneck und Pfandsherrn auff Bleyburgk, auß römischer keyserlichen Majestät befehlig und abforderung an den türckischen Keyser, anno 72 verrichtet.“, whose print was arranged by M. Franciscus Omichius in 1582, and six reports, which were written by the imperial envoy David Ungnad and his secretary Eduardo de Provisionali during their mission to the Sublime Porte in 1572, this master thesis should be a contribution to the history of the relations between the Habsburg Monarchy and the Ottoman Empire. Parallel to the permanent armed conflicts in the sixteenth century, the Habsburgs were forced early to look for a diplomatic conciliation with the Ottomans in the interest of protecting their own power and existence. Later on this development contributes considerably to a balance of power, which would have hardly appeared without the assistance of the official diplomats and secret agents. As a matter of fact the affairs between these two empires took over a major role in the development of modern international relations and secret diplomacy. As a kind of “portrait” or “mirror image” the Habsburg diplomats at the Sublime Porte became the most important interpreters of sovereign representation. In this connection has to be attributed a primary importance to the presents, they often delivered, because they were conceived as a tribute and their presentation was regarded as subjection. To make talks possible at all, the Habsburg delegates had to adopt certain characteristic features of Ottoman ceremonial and conduct of negotiations, through which the ambassadores, envoyes and participants of the diplomatic legations became probably the most important supporters of cultural transfer. Beside the duty of representation, their more important task was to obtain as much information as possible and in consequence they also had to devote themselves to the second oldest business of the world, the espionage. In this connection the diplomatic correspondence combined a description of relevant events of the day with a summary of occurences that happened during a longer period of time or an analysis of the political conditions. Until the establishment of a permanent diplomatic mission of the Habsburg Monarchy at Constantinople these summaries were written as final reports, so called Finalrelationen, by the envoyes after their return from Istanbul and their contents were basically concentrated on the description of the journey and the progress of the negotiations. After 1547 the form of the diplomatic reports changed, they took over the character of letters that were written in shorter intervals. Now their contents were summaries of news about relevant events of the day or the week, which also included a lot of knowledge about the whole background. These official reports as well as the private correspondence of the delegates and the travelogues, which were often written in the course of such diplomatic missions, impart a wealth of information about the various spheres of life that were made accessible to the ambassadores and private persons. In consequence it is obvious that they all represent an important and profound source for the historical research.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Habsburgermonarchie Osmanisches Reich Gesandtschaften Diplomatie
Autor*innen
Andreas Ferus
Haupttitel (Deutsch)
Die Reise des kaiserlichen Gesandten David Ungnad nach Konstantinopel im Jahre 1572
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
175 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedrich Edelmayer
Klassifikation
15 Geschichte > 15.30 Europäische Geschichte in Mittelalter und Neuzeit: Allgemeines
AC Nummer
AC06511915
Utheses ID
202
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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