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Sozialistische Geschlechtserziehung in der DDR
Aspekte sozialistischer Geschlechtserziehung, deren Umsetzung in ausgewählten Lehrplänen der Polytechnischen Oberschule (POS) und ihre Bedeutung im Unterrichtsalltag
Horst Stallinger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Henning Schluß
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.22793
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29269.08931.586965-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Staats- und Wirtschafts¬system der DDR basiert auf der Ideologie des Marxismus-Leninismus, womit zugleich eine spezifische Persönlichkeits- und Gesellschaftstheorie verbunden ist. Als Folge deren beschränken sich moralische Normen und Wertvorstellungen nicht auf den einzelnen Menschen, sondern sind von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung und daher politisch und ideologisch geprägt. Verwirklicht werden soll dieses Gesellschaftsideal über eine planmäßig-systematische und strikt normative Bildung und Erziehung im Rahmen eines einheitlichen Bildungssystems, das Schule als bewusstseins- und verhaltensformende Institution betrachtet. Ihre Aufgabe ist die Steuerung der Persönlichkeitsentwicklung des Schülers/der Schülerin im Sinne der Ideologie, wozu unmittelbar auch sämtliche Bereiche partnerschaftlicher, zwischengeschlechtlicher bzw. allgemein zwischen¬menschlicher und damit gesellschaftlicher Beziehungen zählen. Letztere Teilaspekte ideologisch zu durchdringen ist die Aufgabe von Geschlechtserziehung. Sie ist daher nicht nur sexuelle Aufklärung, sondern vorerst jener Teil der Erziehung, welcher der Heraus-bildung der sozialistischen Lebensweise, der Entwicklung sozialistischer Überzeugungen, Charakter-eigenschaften und Verhaltensweisen in Bezug auf partnerschaftliche, zwischenge¬schlechtliche Beziehungen dient. Durch die spezifisch ideologische Definition von Moral aber sind auch Aspekte wie Patriotismus, internationale sozialistische/kommunistische Solidarität oder Antikapitalismus wesent¬liche Bestandteile sozialistischer Geschlechtserziehung. Sie soll letztlich die Aufgabe erfüllen, jeden/jede Einzelnen/Einzelne einerseits zu einem zwischenmenschlichen Umgang im Sinne des Sozialismus zu erziehen (beispielsweise durch das Etablieren einer Überzeugtheit von der Gleich-berechtigung der Geschlechter), andererseits die nachwachsenden Generationen dazu zu befähigen, selbst auf dessen/deren eigene Kinder ideologisch einzuwirken. Als Folge dessen kommt schulischer Geschlechtserziehung als Teil der ideologisierten Staats-pädagogik vor allem in der sexual- teils aber auch bildungswissenschaftlichen Fachliteratur der DDR eine hohe Bedeutung zu. Durch ihre untrennbare Verwobenheit mit der allgemeinen, alles durch-dringenden ideologischen Bildung und Erziehung findet sie jedoch in den Lehrplänen selbst keine explizite Erwähnung, sondern wird dieser subsumiert und soll vom Lehrkörper im Rahmen des generellen Einwirkens auf die Persönlichkeitsentwicklung des/der SchülerIn im Sinne der Ideologie in den Unterricht eingebunden werden. Dieser Befund scheint sich auch in der Praxis zu bestätigen, wie sie sich ansatzweise durch das durchgeführte Interview abzeichnet. So werden zwar Themen wie die Gleichberechtigung der Geschlechter konsequent thematisiert, allerdings im Rahmen der allgemeinen ideologischen Durch-dringung des Unterrichts und nicht in Form einer bewussten, ausgesprochen geschlechts-erzieherischen Erziehung.
Abstract
(Englisch)
The system of government and economy in the German Democratic Republic (GDR) is based on the ideology of Marxism-Leninism, which includes a specific social and personal theory. As a result, moral standards don´t refer to single persons only but are of general social importance and therefore are affected by politics and ideology. To realize this specific ideal of society, the GDR establishes a systematic and normative system of education, which considers school as an institution to ideologically regulate the self-developement of each pupil, even in all fields of interpersonal, intersexual and social relationships. This is the main topic of sexual education as it is understood in the GDR. Therefore it is not only understood in a biological way, but primary as that part of the general education, whose aim is the formation of a specifically socialistic way of life as well as the developement of socialistic convictions, characteristics and modes of behaviour related to intersexual relationships. In addition to the specific ideological definition of morality, this also includes aspects like patriotism, international socialistic/communistic solidarity or anti-capitalism. Therefore, socialistic sexual education fulfills two functions: to enable people to create their interpersonal and intersexual contacts according to socialistic ideals on one hand (e. g. by etablishing the conviction of gender equality), and to enable the following generations to generally influence their own children ideologically on the other. As a result, sexual education in schools as part of the ideologically state-controlled pedagogy is considered as important in the specialist literature of sexual and educational studies. But for it is instrinsically tied to the general, all infusing ideological education topics of specific sexual education are not mentioned in the curricula of the POS, but are subsumed and should be integrated in school by the teachers within the framework of the general ideologically acting upon the personal developement of the pupils. This also seems to be confirmed by the interview, which hypothesizes that topics like gender equality are constantly present in school, but only in the context of the generally ideological pervation of education and not in the form of a specific sexual education as such.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Socialistic Socialism GDR Sexual Education Education School Ideology
Schlagwörter
(Deutsch)
Sozialistisch Sozialismus DDR Geschlechtserziehung Bildung Pädagogik
Autor*innen
Horst Stallinger
Haupttitel (Deutsch)
Sozialistische Geschlechtserziehung in der DDR
Hauptuntertitel (Deutsch)
Aspekte sozialistischer Geschlechtserziehung, deren Umsetzung in ausgewählten Lehrplänen der Polytechnischen Oberschule (POS) und ihre Bedeutung im Unterrichtsalltag
Paralleltitel (Englisch)
Socialistic sexual education in the GDR
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
III, 165 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Henning Schluß
Klassifikation
80 Pädagogik > 80.36 Erziehung und Gesellschaft
AC Nummer
AC10495416
Utheses ID
20369
Studienkennzahl
UA | 297 | | |
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