Detailansicht

Die Gestaltung des Balkanraums am Beispiel von Ivo Andrić´Werk
Jasminka Karac
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Vladimir Biti
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.23405
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29257.80726.611059-4
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Raum ist in der Literatur sehr wichtig. Er ist der Ort der Handlung und gleichzeitig Bedeutungsträger. Ein Raum, der durch Handlungen formiert wird und auf diese Handlungen zurückwirkt, der keine bestimmten Grenzen und historisch trächtige Punkte aufweist und der als Bedeutungsträger fungiert, ist in dieser Diplomarbeit der Balkanraum. Eine wissenschaftliche Untersuchung eines Ortes muss nicht unbedingt mit Gegenständen, materiellen Sachen oder geschichtlichen Ereignissen verbunden sein. Ein Ort kann ein Träger von Werten, Symbolen und Stereotypen sein. In dieser Diplomarbeit sind es gerade die Stereotypen, die als stark prägende angesehen werden. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Balkan als Bezeichnung, mit dem Balkan als einer geographischen und kulturellen Region, mit der Balkangeschichte und mit dem Balkanraum als Handlungsraum in der Literatur. Geschichtliche, regionale und literarische Beschreibung des Balkans ist in dieser Diplomarbeit von wesentlicher Bedeutung. Denn auch durch all diese Elemente sind schließlich Stereotypen entstanden. Mit dem Raum ist auch das kollektive Gedächtnis verbunden. Es ist ein interdisziplinäres Phänomen und kann zu einem Leitbegriff der Kulturwissenschaft erklärt werden. Die verschiedenen Gruppen der Gesellschaft wie Familie, Religionsgemeinschaft oder Klassen haben jeweils ihr kollektives Gedächtnis. Das kann man über die Balkaneinwohner auch behaupten. Nach Aleida Assmann haben Institutionen und Körperschaften wie Nationen, Staaten, die Kirche oder eine Firma kein Gedächtnis. Sie machen sich eines und bedienen sich dafür memorialer Zeichen und Symbole, Texte, Bilder, Riten, Praktiken, Orte und Monumente. (vgl. Assmann in Wettengl 2000: 22) Am Balkan und über den Balkan sind sehr viele Stereotype entstanden und die Balkaneinwohner haben sich ihr kollektives Gedächtnis, unter anderem, durch die Stereotypen gemacht. Die Vorurteile kann man nach Assmann auch „generationsbezogen verorten.“ (Assmann 2006: 15) Die Stereotypisierung ist aber auch von der Außenseite gekommen. Ein zentraler Mechanismus bei der Entstehung von Stereotypen besteht in der generellen Bereitschaft von Personen zur sozialen Kategorisierung und Menschen zum Beispiel von Eigen- und Fremdgruppen aufzuteilen. Die für die Stereotypisierung erforderliche Kategorisierung in Gruppen kann dabei über sehr breite Merkmalskategorien (zum Beispiel Nationalität, Geschlecht, Alter) oder auch kleinere soziale Kategorien (zum Beispeil Karrierefrauen) erfolgen. (vgl. Petersen/Six 2008: 21) Man braucht nur an die verschiedenen Vorurteile über den Balkan denken, die in der Vergangenheit entstanden sind, sich dann während der Zeit geprägt und verbreitet haben und in verschiedenen Formen bis heute existieren, wobei sich die neuen entwickeln. Die Stereotypen, in dieser Diplomarbeit auch Elemente, die den Balkanraum gestalten, genannt, sind Hass, Rückständigkeit, Fremdenhass, Vielfältigkeit, Misstrauen, Balkan als Zwischenwelt, die sich ständig wiederholende Geschichte, Opfersyndrom, Andersartigkeit, Bosheit, Aufeinandertreffen verschiedener Nationen. In diesem Teil werden noch Begriffe wie Stereotyp, „Balkanstereotyp“, Identität sowie „Balkanidentität“ erklärt. Im letzten Teil dieser Diplomarbeit werden nur ein Land und ein Autor aus dem Balkan in Betracht gezogen, nämlich das Land Bosnien und der Autor Ivo Andrić. Er hat sich sehr intensiv mit dem Thema der multikulturellen Gesellschaft und zwischenmenschlichen Beziehungen auf dem Balkan und in Bosnien beschäftigt. Bosnien lag zwischen Ost und West und somit war es ein Gebiet, wo viele Kulturen aufeinander trafen. Man hat auch deswegen Bosnien als halbbarbarisch, voller unzivilisierten Leuten, Hass, Gewalt und als ein Zwischenwelt bezeichnet. Diese Elemente werden in Ivo Andrić’ zwei kurzen Erzählungen, Brief aus dem Jahre 1920 (1946) und Liebe in der Kleinstadt (1923) und in zwei umfangreichen Chronik-Romanen, Die Brücke über die Drina (1945) und Wesire und Konsuln (1945) aufgezeigt. Die beiden großen Werke sind die wichtigsten Romane aus dem ehemaligen Jugoslawien, die das Land Bosnien präsentieren. Bei Wesire und Konsuln ist es die Außenperspektive der Fremden, die nach Bosnien kamen und in der Wahrnehmung des unbekannten Landes die unterschiedlichsten Einstelllungen dazu entwickeln. In Die Brücke über die Drina wird die Innenperspektive des Landes präsentiert. Zum Schluss kommt das Fazit, wo der Balkan aus der heutigen Sicht betrachtet wird und mein Standpunkt geäußert wird. Der Balkan und die Stereotypen gehören meiner Meinung nach zusammen. Politische Instabilität, soziale Unruhe, komplizierte Geschichte, nationale Probleme, ethnische Vielfalt. Dies alles evoziert für den Westen Verwirrung, Unsicherheit und Misstrauen, was folglich zu Vorurteilen führt. Es liegt natürlich auch an der Ignoranz und Arroganz des Westens, die Balkanregion näher kennenzulernen und besser zu verstehen. Man kann heutzutage besser auf den Balkan zugreifen und über ihn Kenntnisse erwerben. Man soll natürlich auch einen Exkurs in die Vergangenheit machen und sein Bild über den Balkan vervollständigen. Die Innenperspektive und Außenperspektive des Balkans ist nicht immer dieselbe. Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellungen, Meinungen und Weltanschauung. Die Balkananschauung ist deswegen verschieden und gespalten, wie der Balkan selbst. Und auch einige Balkaneinwohner tun sich schwer mit dem Balkan zu identifizieren

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Erinnerungsraum Balkanraum Gedächtnis Stereotyp Ivo Andrić
Autor*innen
Jasminka Karac
Haupttitel (Deutsch)
Die Gestaltung des Balkanraums am Beispiel von Ivo Andrić´Werk
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
84 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Vladimir Biti
Klassifikation
01 Allgemeines > 01.00 Allgemeines
AC Nummer
AC10512628
Utheses ID
20934
Studienkennzahl
UA | 243 | 364 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1