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Die Konstruktion Italiens während des Risorgimento in Sizilien
Georg Winkler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Friedrich Edelmayer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.23498
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30299.52090.232253-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Diplomarbeit „Die Konstruktion Italiens während des Risorgimento in Sizilien“ beschäftigt sich mit den Prozessen der italienischen Nationswerdung vom Ende des 18. Jahrhundert bis zu den 1870er Jahren. Ausgehend von der Darstellung des Risorgimento als ein uneinheitliches Konglomerat unterschiedlicher, teilweise zueinander in Konkurrenz stehender Bewegungen, eröffnet der Text eine spezifische Perspektive auf die nationale Einigung Italiens in Bezug auf die Insel Sizilien. Über die Analyse verschiedener präunitärer Konzeptionen vom italienischen Nationalstaat wird die Kontinuität einer differenzierenden Perspektive auf Sizilien und den italienischen Süden im Allgemeinen hervorgearbeitet. Diese kennzeichnete den Mezzogiorno als das Andere der italienischen Nation. Die gedankliche Verbindung zwischen dem Mezzogiorno und dem afrikanischen Kontinent eröffnete eine deutlich zivilisatorische Perspektive auf die süditalienischen Regionen und stellte auch nach der erfolgten nationalen Einigung die Vereinbarkeit der Insel Sizilien mit den Vorstellungen vom italienischen Nationalstaat in Frage. Mit Ausnahme der demokratischen Bewegung um Giuseppe Mazzini, welche Sizilien als möglichen Ausgangspunkt der nationalen Revolution erkannte, waren nationale Interessen in Bezug auf Sizilien vor allem an der Errichtung eines föderalen Staatenbundes interessiert. Gesonderte Aufmerksamkeit kommt den in Sizilien vertretenen Perspektiven auf die Vereinigung mit Kontinentalitalien unter nationalen Vorzeichen zu. Die Schaffung eines einheitlichen italienischen Staates wurde von den sizilianischen Eliten unter Berufung auf die historisch argumentierte politische Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Insel weitgehend abgelehnt. Vor allem die realpolitische Vorherrschaft Neapels förderte dabei die Perspektiven auf den Eintritt der Insel in einen föderal organisierten italienischen Staatenbund. Die letztlich erfolgte Miteinbeziehung des Südens in den italienischen Nationalstaat wird, an anglo-amerikanische Forschungsperspektiven anschließend, als eine Folge der relativ eigenmächtigen Entscheidung Giuseppe Garibaldis, das Königreichs beider Sizilien zu erobern, erkannt. Die Kontinuität der Vorstellungen vom Mezzogiorno als zivilisatorisch rückständiges Gebiet und dessen Klassifizierung als Ort der politischen Opposition zeigten wesentliche Auswirkungen darauf, wie die Nationalisierung und Zivilisierung der sizilianischen Bevölkerung schließlich durchgeführt werden sollte. Der italienische Nationalstaat wurde in Sizilien neben dem Ausbau des öffentlichen Bildungswesens und der Verbreitung der standardisierten italienischen Sprache vor allem über den Einsatz autoritärer Herrschaftsmethoden durchgesetzt. Auch nachdem die Eroberung des Königreichs beider Sizilien abgeschlossen war, erfolgte keine Reduktion, sondern eine Erhöhung der militärischen Präsenz in den südlichen Regionen. Die verschiedenen ausgerufenen Ausnahmezustände und die Anwendung der Ausnahmegesetzgebungen legalisierten dabei den Einsatz der teilweise verfassungswidrigen Maßnahmen zur Unterdrückung des süditalienischen Brigantentums. Gleichfalls ermöglichten diese die repressive Beherrschung der süditalienischen Zivilbevölkerung. Die Nationalisierung der sizilianischen Bevölkerung schritt nur langsam voran.
Abstract
(Englisch)
The thesis „Die Konstruktion Italiens während des Risorgimento in Sizilien” [“The Construction of Italy during the Risorgimento in Sicily”] examines the Italian Nation-Building process from the outgoing 18th century to the 1870ies. Given the current view of the Italian Risorgimento as a conglomerate of inconsistent and partly contradictory Parties and Movements, the paper offers a specific perspective on the Italian national unification regarding Sicily. In analyzing different pre-unitary conceptions of the Italian nation-state, the text focuses on the continuity of a differentiating view on Sicily and the continental south of Italy which marked the Mezzogiorno as Italy’s Other. The mental connection between the Mezzogiorno and the African continent was linked to a civilizing discourse about southern Italy’s backwardness and questioned the cultural affiliation of Sicily to the Italian nation even after the national unification. Except for the democrats, it was mainly federal thinkers that opened a national perspective on the island. Particular attendance is paid to the specifically Sicilian perspectives on the national unification of Italy. The Construction of a single Italian nation state was rejected by the majority of the Sicilian elites who focused primarily on the historical concept of the political unity and independence of the island. Indeed it was the political dependence on Naples that stimulated the emergence of concepts regarding the realization of an Italian confederation. The inclusion of Italy’s south in the Italian nation state is seen as the outcome of Garibaldis mainly independent decision to conquer the Kingdom of the Two Sicilies. The persistent perception of the Mezzogiorno as “culturally backward”, and the fear of oppositional movements gaining ground in the South, had great influence on the opinions, how the nationalization and civilization of Sicily’s population should take place. In addition to the extension of the educational system and the reinforcement of the standardized Italian language, it was thought that mainly through use of emergency measures and military power the separation of the South could be prevented. Even after the accomplished conquest of the former Kingdom of the Two Sicilies the military presence in southern Italy was not reduced but increased. The proclamation of various states of siege and the use of emergency legislation legalized the partly unconstitutional measures for the suppression of the brigandage and enabled the repressive governing of southern Italy’s civil-society.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Risorgimento Sizilien Nationalismus italienische Geschichte
Autor*innen
Georg Winkler
Haupttitel (Deutsch)
Die Konstruktion Italiens während des Risorgimento in Sizilien
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
111 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedrich Edelmayer
Klassifikation
15 Geschichte > 15.67 Italien
AC Nummer
AC09610321
Utheses ID
21009
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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