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An experimental approach towards the role of obedient behavior within organizational corruption
Gregor Dienst
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Arnd Florack
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.23510
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29835.80324.472465-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Seit die Skandale von Enron und Worldcom die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zogen, gibt es ein Bestreben der Forschung, die komplexen und dynamischen Prozesse im Zusammenhang mit Korruption in Organisationen zu verstehen und zu erklären. Diesbezüglich wurden Sozialisationsprozesse gefunden, die ein Individuum dazu verleiten können, eine erste korrupte Handlung zu vollziehen. Eine Möglichkeit eines derartigen Sozialisationsprozesses besteht darin, dass eine Autoritätsperson diese erste korrupte Handlung explizit befiehlt. Wird nun eine solche erste Handlung ausgeführt, löst dies laut mehreren Forschern, wie beispielsweise Lowell (2011) in seinem Modell der Selbst-Rechtfertigung, einen dynamischen, schrittweise ansteigenden Prozess zwischen korrupten Handlungen und deren Rationalisierungen aus. In diesem Eskalationsprozess wird die korrupte Handlung zunehmend schwerwiegender, während gleichzeitig der Widerstand dagegen abnimmt. Die vorliegende Studie versucht auf der Ebene des Individuums einen solchen Eskalationsprozess zwischen negativen Handlungen, die von einer Autoritätsperson gefordert werden, und Rationalisierungen experimentell nachzuweisen. Zu diesem Zweck wurden 88 Personen in einem Rollenspiel getestet, bei dem sie gebeten wurden, eine Art Buchhalter zu spielen und einen definierten Geldbetrag an eine zweite Person auszuzahlen, die eine Reihe von Kopfrechenaufgaben lösen sollte. Entgegen der ursprünglich festgelegten Instruktionen, die explizit vorsahen, Geldbeträge ausschließlich für korrekte Lösungen auszuzahlen, befiehlt der Versuchsleiter der Versuchsperson plötzlich, den Geldbetrag trotz falscher Antwort auszuhändigen. Im Einklang mit Dissonanz-Theoretikern (Aronson, 1968; Thibodeau und Aronson, 1992) wird angenommen, dass dies einen Konflikt auslöst, der zu einem Erleben von Dissonanz führt, indem er die Person dazu bringt, eine Handlung zu vollziehen, die dem eigenen Bild eines kompetenten und konsistent handelnden Individuums entgegensteht, und daher mit dem eigenen Selbst-Konzept unvereinbar ist. Um die erlebte Dissonanz zu verringern, kann nun die Handlung rationalisiert werden, da sie dadurch akzeptabler erscheint. Diese gestiegene Akzeptanz jedoch, führt daraufhin zu einem verringerten Protests gegen die erneute Aufforderung der Autoritätsperson, die nun etwas schwerwiegender gewordene Handlung ein zweites Mal auszuführen, und in weiterer Folge zu einer Internalisierung der Handlung- das heißt, der Ausführung der Handlung, selbst wenn die Autoritätsperson nicht mehr anwesend ist. Grundsätzlich zeigten die Ergebnisse, dass 14 % der Versuchsteilnehmer sich der Anweisung widersetzten, während 43 % der Teilnehmer der Anweisung zwar Folge leisteten, dabei jedoch ein konstantes Ausmaß an Protest äußerten und die Anweisung nicht internalisierten, sowie dass 43 % der Teilnehmer die Anweisungen internalisierten. Bei den Versuchsteilnehmern, welche die Anweisung internalisierten, wurde eine Eskalation im Verhalten festgestellt: Während die Handlung zunehmend schwerwiegender wurde, nahm der Widerstand gegen sie im Laufe des Experiments ab. Darüber hinaus wurden in zwei verschiedenen Auszahlungsmodi die auszuzahlenden Geldbeträge variiert, die dadurch entweder linear oder exponentiell anstiegen, um so den Einfluss der Höhe des Geldbetrages, beziehungsweise der Schwere der Handlung, zu untersuchen. Die Ergebnisse ließen diesbezüglich erkennen, dass für diese Teilnehmer die Rationalisierung der Handlungen tatsächlich die Ursache der Eskalation war, da der Protest paradoxerweise umso geringer ausfiel, je schwerwiegender die Handlung war, was sich durch stärkere Rationalisierungen erklären lässt, die der Schwere des Verhaltens entsprechend angepasst wurden. Demgemäß berichteten Teilnehmer, welche die Handlung internalisierten, eine positivere Affektlage als andere Teilnehmer, da sie nach dem Experiment eine höhere Zufriedenheit angaben, was darauf schließen lässt, dass diesen Personen die Reduktion der Dissonanz am besten gelang. Schließlich zeigten die Ergebnisse, dass das durchschnittliche Ausmaß des Protests einen moderaten Zusammenhang mit der persönlichen Tendenz zu unterwürfigem Verhalten gegenüber Autoritätspersonen aufwies, es jedoch keinerlei Zusammenhänge mit den Persönlichkeitseigenschaften des Big-Five gab. Die vorliegende Studie bestätigt also die theoretischen Annahmen hinsichtlich einer Eskalation im Verhalten durch die Reduktion von Dissonanz mittels Rationalisierungen, und sie unterstreicht, dass diese durch gehorsames Verhalten gegenüber einer Autoritätsperson ausgelöst werden kann.
Abstract
(Englisch)
Since the well publicized scandals of Enron and WorldCom, research on the phenomenon of organizational corruption has focused on understanding and explaining the dynamic processes inherent in this complex problem. In this regard, socialization processes have been identified through which an individual is induced to first engage in corrupt behavior. One such way of socialization is when a first corrupt act is explicitly ordered by an authority figure. Once an initial corrupt act has been performed, a dynamic, incremental process between corrupt acts and rationalization has been postulated by several researchers, such as Lowell (2011) in his model of self-justification. In this process of escalation, the initial act subsequently increases in severity and ease. On an individual level, the present study attempts to experimentally find and examine this escalating process between rationalization and negative acts, which are ordered by an authority figure. Therefore, 88 participants were tested in a role play where they were asked to function as an “accountant” and administer a defined amount of money to another person that had to solve several mental arithmetic tasks. However, contrary to the originally established instructions, which clearly stated that the money had to be paid out for correct answers only, the experimenter suddenly ordered the participant to pay out the money, even though a wrong answer was given. Together with dissonance theorists (Aronson, 1968; Thibodeau and Aronson, 1992), it is argued that this creates a conflict, which arouses dissonance by leading the individual to perform an act that contradicts his sense of being a competent and consistently acting individual, and that therefore is inconsistent with the self-concept. In order to reduce this dissonance, rationalization of the act can render it acceptable. However, this increased acceptance leads to lower amounts of protest against a second, more severe demand of the act, and subsequently to its internalization- the performance of the act, even when the authority is absent. In general, results revealed that 14 % disobeyed the order, 43 % obeyed the order, but expressed a constant amount of protest and refused to internalize it, and 43 % of participants internalized the act. For participants who internalized, an escalation of behavior was found: while severity incrementally increased, their resistance against the act simultaneously decreased throughout the experiment. Moreover, in two different conditions, the amount of money increased either linearly or exponentially in order to examine the effect of severity of the act. Results indicated that, for these participants, rationalization was indeed the psychological ‘engine’ of this escalation, as higher severity of the act paradoxically led to lower amounts of protest, which can be explained by stronger rationalization, adapting to the act’s severity. Accordingly, participants who internalized the demand also revealed a more positive affectivity than other participants, by stating a higher satisfaction after the experiment, which indicates a more successful reduction of dissonance. Finally, while the average amount of protest was moderately associated with the personal tendency to behave submissively towards authority figures, there was no association with any personality trait of the Big-Five. Hence, the present study confirms the theoretical assumptions regarding the escalating effect of dissonance reduction through rationalization, and it shows that this escalation can be triggered by obedient behavior towards an authority figure.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
organizational corruption obedience towards authorities
Schlagwörter
(Deutsch)
Korruption in Unternehmen Gehorsam gegenüber Autoritäten
Autor*innen
Gregor Dienst
Haupttitel (Englisch)
An experimental approach towards the role of obedient behavior within organizational corruption
Paralleltitel (Deutsch)
Die Bedeutung gehorsamen Verhaltens im Zusammenhang mit Korruption in Unternehmen ; eine experimentelle Annäherung
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
69 S.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Arnd Florack
Klassifikation
77 Psychologie > 77.63 Soziale Interaktion, Soziale Beziehungen
AC Nummer
AC09612714
Utheses ID
21021
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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