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Le monde fictionnel de Julia Kristeva
Libal Irina Kalderon
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Johanna Borek
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.23554
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29421.86606.558064-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Diplomarbeit ist der bulgarisch-französischen Philosophin, Sprachwissenschaftlerin, Literaturkritikerin und Feministin, Julia Kristeva, gewidmet. Das Ziel dieser Arbeit ist die Analyse von ihrer vier Romanen: “Die Samurai”, “Der alte Mann und die Wölfen”, “Possessions” und “Mord in Byzanz”, die von ihrem theoretischen Diskurs geprägt sind. So werden ihre Theorien in den verschiedensten Bereichen in ihrer fiktionalen Welt durch den Verhalten und die Merkmale ihrer Protagonisten, die Gesellschaften in denen sie leben und das Leben das sie führen, wiedergespiegelt. Julia Kristeva ist am 24.Juni 1941 in Sliwen, Bulgarien geboren un lernt das Französische in einer von Dominikanerinnen geleitete Schule, wo sie sich mit der französischen Literatur und Philosophie bekannt gemacht wird. Nach ihrem erfolgreichen Studium an der Universität in Sofia, bekommt sie das Stipendium “de Gaule” und somit setzt sie ihr Studium 1965 in Paris fort, wo sie unter Roland Barthes, Lucien Goldman, Jacques Lacan une Emil Benveniste studiert. Sie adaptiert sich schnell und erfolgreich im intellektuellen Pariser Milieu der 60er Jahren und ihre linguistischen Theorien kennen einen großen Erfolg. Sie beschäftigt sich mit der Semiologie und der strukturalen Linguistik und in der Zeit von Mai 68 auch mit der politischen une ästhetischen Avantgarde. Sie schreibt an der literaturkritischen Zeitschrift “Tel Quel” und heiratet dessen Herausgeber, der Schriftsteller Philippe Sollers. Ihre bekannteste Werk von dieser Epoche bleibt “Die Revolution der poetischen Sprache”, wo sie die klassischen Sprachtheorien in Frage stellt, denn die Sprache verändert sich von ihrer Sprecher und der Zeit in der sie leben. So betrachtet sie Rhythmus und der Klang der Stimme für eine Äußerung des UnbewusstSein im Zeichensystem. So unterscheidet sie zwischen dem Symbolische (das Zeichensysteme) und das Semiotische, die auch das Körperliche und das Unbewusste enthält und mit dem Mütterlichen verbunden ist. Nach einer Reise nach China, beginnt Kristeva sich von dem politischen Leben zu distanzieren und sie spezialisiert sich im Bereich der Psychoanalyse unter der Leitung und dem Einfluss von Lacan. Auch ihre theoretische Ansätze und Bücher über die Melancholie, den Abjektion und die Liebe, werden mehr und mehr an der Psychoanalyse gewidmet. Sie schreibt auch viel über die Frau und die Mutterschaft, besonders in Texten wie “Stabat Mater” (1976). In ihrer feministischen Theorie will sie die Singularität zur Kenntnis nehmen und distanziert sich von jeglicher Bewegung. In der späten 80er Jahren beginnt Sie wieder mit der politische Sphäre zu beschäftigen, mit Bücher wie “Fremde sind wir uns selbst” (1988) , wo sie die Figur der Fremde in der europäischen, westlichen Geschichte vorstellt. Sie lehnt sich dann an Freud und seine Schriften über das “Unheimliche” und schließt davon, dass nur wenn man seiner eigenen Differenz bewusst wird, können sich Menschen alle als Fremde erkennen. Kristeva plädiert fuer eine neue gesellschaft und Ethik, für einen anderen Umgang mit dem Fremden, denn das Fremde ist unser eigenes Unbewusstes. In den 90er Jahren beginnt Kristeva sich mit dem Konzept der Revolution, in Bücher wie “Sinn und Unsinn von Revoltieren” und “Die intime Revolte” zu beschäftigen, der eine große Bedeutung in ihrer literarischer Produktion aufweist. Sie sieht die Revolte als eine Rückkehr auf sich selbst, dass zu einer Selbstbefragung und zu dem Auffinden der eigenen Wahrheit führt. Der moderne Mensch muss sich gegen die robotisierte, technokratische Welt revoltieren und gegenüber Institutionen, aber auch soziale Dogmen skeptisch sein. In dem man sich immer in Frage stellt, kann er wirklich frei sein. Danach erscheint ihre Trilogie “Das weibliche Genie. Das Leben. Der Wahn. Die Wörter”, die Hannah Erndt, Melanie Klein und Colette gewidmet ist. Sie unterrichtet an der Universität Paris VII und ist Gastprofessorin an der Columbia University in New York. Sie hat mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den Holberg International memorial Prize und den Hannah-Arendt-Preis. Die vier analysierte Romane in der vorliegenden Diplomarbeit werden mit ihren eigenen politischen, philosophischen, psychoanalytischen und feministischen Konzepten konfrontiert. Ihre Romane, die eine hybride Narration und Struktur aufweisen, repräsentieren eine Widerspiegelung dieser Konzepten und sind viel mehr eine philosophische Werk, auch wenn drei davon in der Genre des Kriminalromans sind. Der erste Roman Kristevas ist “Les Samouraïs” (1990) und er ist auch der bekannteste. Der Roman beschreibt das Leben von Olga Morena, eine Migranten aus Osteuropa in den späten 60er Jahren, die sich schnell in dem intellektuellen Milieu in Paris integriert. Es ist in erster Linie ein autobiographischer Schlüsselroman, der das Denken, die Kunst, die Geburt mehrere von den Theorien Kristevas und die Debatte der Pariser Intellektuellen, wie Lacan, Barthes, Lévi-Strauss, Sollers, Benveniste, Goldaman, Foucault und anderen von den sechziger Jahren bis in Ende der 80er Jahren schildert. Dazu wird auch die Geschichte von Joëlle Cabarus repräsentiert, die eine Psychoanalytikerin ist und ein Tagesbuch über ihre Patienten hält. Dort sind mehrere Referenzen über Olga Morena zu finden, aber die beide treffen sich nie persönlich. Der Roman umfasst eine Reihe von Themen und Theorien, sowie psychoanalytischen Analysen die Kristeva selbst gehören oder mit denen sie sich beschäftigt hat und deshalb kann er auch als ein Thesenroman beschrieben werden. Der zweite Roman Kristevas “Le vieil homme et les loups” stammt von dem Jahre 1991 und ist dem Tod ihres Vater in einem bulgarischen Krankenhaus gewidmet. Es geht um ein metaphysischer Kriminalroman, der die Gesellschaft in der fiktiven Stadt Santa Barbara vorstellt. Diese Gesellschaft von Wölfen kann zugleich die bulgarische post-kommunistische Gesellschaft, als auch jene westliche Großstadt bezeichnen. Die Wolfsmeute steht für die Korruption in dieser Stadt, aber sie kann auch die allgemeine Barbarische oder den Kommunistische Regime bezeichnen. Der Alte Mann, oder Septicius Clarus, die Hauptfigur des Romans, ist eine Vaterfigur der auch ein Symbol für das Gesetz und die Autorität steht und mit seinem Tod, sterben auch diese. Der Körper von dem Alten Mann wird gegen seine Religion kremiert und der Fall bleibt ungeklärt. Die Figur des Alten Mann verkörpert den Konzept der Revolte von Kristeva, denn er bleibt sich selbst treu auch in Zeit der Barbarei und er schafft es, sein eigenes psychisches Leben zu behalten und frei zu sein, auch wenn die Gesellschaft zunehmend böser und korrupter wird und die Menschen um ihn in Wölfe verwandeln. Sein Tod wird von Stéphanie Delacour, die auch mehrmals als Erzählerin im ersten Person auftritt, untersucht, aber ein Täter kann nicht gefunden werde, denn es ist die ganze Gesellschaft die für den Mord verantwortlich ist. Der dritte Roman von Kristeva, “Possessions” (1996), erzählt die Geschichte von Gloria Harrisson, die ermordet und enthauptet in der erfundenen Stadt von Santa-Barbara wird. Gloria Harrisson ist eine reiche und erfolgreiche Übersetzerin, von Migrantenfamilie, die ein gehörloser Sohn hat. Sie hat für ihr Kind auf vieles verzichtet und so spielt die Mutterschaft eine große Rolle in diesem Roman. Dann werden die Motiven von den mehreren Täter analysiert und verschiedenen psychotischen Zustände diskutiert. Kristevas Konzept von der Psychose, die eine Zerstörung des Symbolischen repräsentiert und zu Gewalttätigkeiten und zu Gedankenverirrungen führen kann, wird ein Hauptthema des Romans. Am Ende des Romans, trifft die Journalistin-Detektivin Stéphanie Delacour den Sohn von Gloria und stellt fest, dass er seine Mutter nicht wirklich braucht. Der vierte Roman Kristevas, “Meurtre à Byzance” (2004), ist ein historischer Kriminalroman, der sich mit mehreren politischen und philosophischen Themen, wie Europa, Exil, Herkunft und Fremdsein, beschäftigt. Die Journalistin Stephanie Delacour und der Detectiv Northrop Rilsky suchen nach dem Mörder, der Santa Barbara von religiösen Fanatiker des “Neuen Panatheon” reinigen will. Dazu suchen sie auch den Migrationprofessor, Sebastian Chrest-Jones, der sich auf den Spuren des ersten Kreuzzug befindet und nach Bulgarien gefahren ist, woher seine Vorfahren gekommen sind. Er schreibt dazu ein Roman über Anne Comnene, die erste Historikerin der Welt, die im zwölften Jahrhundert die “Alexiade” geschrieben hat. Die Zukunft von einem Zusammenleben zwischen den östlichen und den westlichen Teil Europas wird so in Frage gestellt, wonach Europa heutzutage Vermittlungsrolle zwischen den amerikanischen und den islamischen Extremismus übernehmen kann. Alle vier Romanen erweisen narrative und thematische Ähnlichkeiten. Ihre Struktur und Erzählweise sind hybrid und oft schwer zu folgen. Der Leser ist engagiert und wird offen von dem Erzähler direkt angesprochen. Der Erzähler bezieht sich oft auf sich selbst, auf sein Schreiben oder sogar an Julia Kristeva, die Psychoanalytikerin aus Paris. Die Themen die in allen Romanen behandelt werden, sind auch ähnlich: Fremdheilt, Exil, Dissidenz, Revolte, Mutterschaft, Feminismus, Intertextualität, die Gesellschaft des Spektakels (nach Guy Debord) etc. Das sind Themen mit denen sich Kristeva seit Jahrzehnten in ihren theoretischen Schriften beschäftigt. Ihre Wahl des literarischen Schreiben um über diese Themen wieder zu schreiben ist interessant. Durch die personelle, die historische und die autobiographische Aspekten, erweitert sich die politische Dimension von diesen Theorien und so können sie auch zugänglicher werden. Jedoch, ist der Stil von Kristeva schwer und anspruchsvoll, was anscheinend der Grund dafür ist, dass ihre Romann keine große Popularität genießen. Kristeva ist von ihrer Position als Fremde sehr geprägt, nicht nur in ihrer Theorien, sondern auch in ihren Romanen. Sie zeigt genau diese Perspektive des Fremde- als Frau, als Emigrant, als Intellektuell, der sich oft am Rande der Gesellschaft befindet, aber jedoch ein Teil davon ist. Anscheinend, ist es genau der Platz, wo sich Kristeva am wohlsten fühlt.
Abstract
(Englisch)
This research paper examines the four novels of Julia Kristeva: “Les Samourais”, “Le vieil homme et les loups”, “Possessions” and “Meurtre a Byzance” through her very own theoretical concepts in the fields of literature, linguistics, psychoanalysis, philosophy, politics and feminism. Julia Kristeva was born on the June 24th, 1941, in Sliven, Bulgaria. Since the 1960s she has been living in France and publishing a prolific corpus of work in different disciplines, making herself one of the most important thinker in the post-Second World War era. Some of her works have had a profound influence in the Humanities and in Psychoanalysis, such as “Revolution in Poetic Language” (1974), Powers of Horror: An Essay on Abjection (1982), Black Sun: Depression and Melancholia (1987), “New Maladies of the Soul”(1993), “Strangers to Ourselves” (1988) and others. All her novels, among them three in the detective genre, have a similar hybrid and polyphonic narration. They contain many autobiographical aspects and although belonging to different genres at once, they may all be attributed to the “Thesis novel”. The leading protagonists often represent an alter-ego of Kristeva and they often share similar philosophical views and psychoanalytic ideas. The themes of the revolt, the society of the spectacle and the strangeness are central in her oeuvre and this emphasizing on the stranger, the dissident, the marginal, the nomad who does not belong anywhere, illustrate, probably, that it is exactly where Julia Kristeva feels at home.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Julia Kristeva Literatur Romane
Autor*innen
Libal Irina Kalderon
Haupttitel (Französisch)
Le monde fictionnel de Julia Kristeva
Paralleltitel (Deutsch)
Die fiktionale Welt von Julia Kristeva
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
132 S.
Sprache
Französisch
Beurteiler*in
Johanna Borek
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.97 Texte eines einzelnen Autors
AC Nummer
AC11036280
Utheses ID
21060
Studienkennzahl
UA | 236 | 346 | |
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