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Brasilien im Kampf gegen AIDS
Carina Rössler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Betreuer*in
Friederike Bellin-Sesay
DOI
10.25365/thesis.23575
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29097.40991.413060-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Bei AIDS handelt es sich um eine Infektionskrankheit, welche durch das HI-Virus ausgelöst wird und sich vor etwa 30 Jahren explosionsartig zu einer Pandemie entwickelte. Während man eine Infektion in Industrieländern mittels der Gabe von Medikamenten im Griff zu haben scheint, zeigt sich in Entwicklungsländern eine zunehmende Verschlechterung der epidemiologischen Lage. Bezüglich des Zieles 6 der Millenniums-Entwicklungsziele, welches den Stillstand der Ausbreitung der Krankheit und die Sicherstellung des allgemeinen Zugangs zu HIV/AIDS-Behandlung beinhaltet, ist man global gesehen weit von der Erreichung dieser Ziele entfernt.
Brasilien wird oft als Vorbild unter den Entwicklungsländern im Kampf gegen AIDS gesehen. Ziel dieser Arbeit war es, Brasiliens Entwicklung im Kampf gegen die Epidemie aufzuzeigen und einen Einblick in die aktuelle Situation im Land zu gewähren.
Relativ rasch nach Ausbruch der Epidemie in den frühen 80er-Jahren entwickelten sich im Laufe der Redemokratisierung zwei soziale Bewegungen, aufgrund derer erst die Regierung aktiv wurde. Ende der 80er-Jahre kam es im Zuge der neuen Bundesverfassung zu einer Reform im brasilianischen Gesundheitswesen. Das Ziel des neuen aus Steuermitteln finanzierten „einheitlichen Gesundheitssystems“ war es, jedem Bürger und jeder Bürgerin freien universellen Zugang zu gesundheitlicher Versorgung zu ermöglichen. In den frühen 90er-Jahren entwickelte sich schließlich das nationale AIDS-Programm, welches durch enge Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft geprägt war. Das Versprechen des Gesundheitsministers im Jahr 1990, eine kostenlose Bereitstellung von antiretroviralen Medikamenten zu garantieren, wurde schließlich durch „Sarney´s Gesetz“ im Jahr 1996 in die Tat umgesetzt. Mit diesem Gesetz verpflichtete sich das Land, jedem der sie brauchte eine hochaktive antiretrovirale Therapie zu ermöglichen. Um die steigenden Kosten zu decken bekam man einerseits finanzielle Unterstützung durch die Weltbank, andererseits wurden generische Medikamente im Land produziert. Nach der Verabschiedung des brasilianischen Patentgesetztes im Zuge des Beitritts zur WTO bekam man die
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finanzielle Lage der Medikamente mittels Drohungen von Zwangslizenzen in den Griff, was schließlich im Jahr 2001 einen Handelsstreit mit den USA auslöste. Brasilien konnte allerdings durch das Aufgreifen des Themas Menschenrechte und mithilfe der globalen AIDS-Bewegung und der Medien die USA zum Rückzug bewegen. Aufgrund der Bemühungen Brasiliens während der Doha-Ministerkonferenz wurden die TRIPS-Regelungen der WTO so geändert, dass es von nun an leichter für Entwicklungsländer war, lebensnotwendige, oft unerschwingliche Medikamente finanzierbar zu machen.
Brasiliens epidemiologisches Bild ist durch ein Wachstum des heterosexuellen Übertragungsweges, einer Feminisierung und einer Verarmung geprägt. Die Epidemie im Land konnte zwar eingedämmt werden, dennoch zeigt sich in der nördlichen und nordöstlichen Region eine Verschlechterung der Lage.
Brasilien zeichnet sich auch heute noch anhand zahlreicher Projekte bezüglich HIV/AIDS durch besonders starkes Engagement bei der Bekämpfung der Epidemie aus und ist ein Beweis dafür, dass der Kampf gegen HIV/AIDS auch in Entwicklungsländern nicht hoffnungslos ist.
Abstract
(Englisch)
The HI-Virus causes AIDS, which is an infectious disease that was responsible for an explosive pandemic, which took place about 30 years ago. Although industrialized countries seem to have controlled such infection by applying proper medications, developing countries do not appear to have achieved the same for the number of AIDS cases has actually increased according to the present epidemiological situation. According to goal 6 of the Millennium Development Goals, the spread of this disease should be stopped and access to an adequate HIV/AIDS treatment is to be ensured, however, globally speaking, we are unfortunately far away from achieving such goal.
Due to the fact that Brazil is often regarded as a role model among different developing countries when it comes to fighting AIDS, this diploma thesis focuses on how this country developed distinct means to battle such epidemic, and to grant an insight into today’s situation in Brazil.
Early in the 1980s, during times of re-democratization, an epidemic arose and 2 social movements appeared right after such outbreak causing an active role of the government towards the control of the disease. By the end of the 1980s, there was a reform in the Brazilian health care system as a result of the new Federal Constitution generating the „Unified Health System“. This new system that was financed through taxes focused on providing each citizen with free universal access to health care. Later, in the early 1990s, the national AIDS Program was created, which counted with the close collaboration of the civil society. In addition, the Health Minister assured a free of charge provision of antiretroviral medicaments, which officially took place in the year 1996 as a result of „Sarney’s law” that ensured access to highly active antiretroviral therapy to any citizen in need of it. The resulting costs were covered by both; financial support from the World Bank and through the production of generic medicines in Brazil. Since enactment of the Brazilian patent law in the course of accession to the WTO, threats and menaces took place to grant compulsory licenses to manufacture the medicines they needed. This led to a trade dispute with the USA in
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the year 2001. Nevertheless Brazil accomplished the USA withdrawal by referring and holding on to the issue of human rights, and with the aid of the global AIDS movement and the media. Moreover, the constant efforts of Brazil during the Doha ministerial conference changed the WTO’s TRIPs rules in such a manner that the essential and often unaffordable medications became easier to finance for developing countries.
The epidemiological picture of Brazil with respect to AIDS is obtained through the increased heterosexual transmission, the trend of feminization, and poverty. Although this epidemic could be theoretically stopped within the country, the situation worsened in the north and northeastern regions.
Brazil is still today recognized as a country with a strong engagement in the battle against this epidemic due to its numerous HIV/AIDS fighting projects, and it serves therefore as proof that such battle in developing countries is not hopeless.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
HIV AIDS Brazil Development Fight
Schlagwörter
(Deutsch)
HIV AIDS Brasilien Entwicklung Bekämpfung
Autor*innen
Carina Rössler
Haupttitel (Deutsch)
Brasilien im Kampf gegen AIDS
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
VII, 70 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friederike Bellin-Sesay
Klassifikation
30 Naturwissenschaften allgemein > 30.00 Naturwissenschaften allgemein: Allgemeines
AC Nummer
AC10505686
Utheses ID
21080
Studienkennzahl
UA | 474 | | |