Detailansicht

Neue Medien als Konkurrenz für die Korrespondenz?
technische Entwicklungen als Chancen oder Hindernis für das journalistische Schaffen ; am Beispiel von Auslandskorrespondenten des ORF
Hellin Julia Sapinski
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Petra Herczeg
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.23662
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29977.47873.364465-0
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das 21. Jahrhundert ist geprägt von modernen Nachrichtenübertragungstechniken, globalen Verschränkungen und vom Kampf um Aufmerksamkeit und Aktualität. Inmitten dieser Tendenzen ist eine Berufsgruppe allgegenwärtig: die KorrespondentInnen. Diese homines limitanei, diese irdischen GrenzgängerInnen, sind häufig die einzigen BeobachterInnen von Ereignissen fernab der Heimat. Gebe es sie nicht, blieben Information über die Vorgänge in anderen Ländern eine Rarität. Trotzdem wurden die Arbeitsweisen dieser Personen unter dem Einfluss zunehmender Technisierung, ihr Selbstverständnis und ihr Anspruch an ihre Tätigkeit bisher kaum erforscht. Die vorliegende Studie setzt sich daher mit den Anforderungen an KorrespondentInnen des österreichischen Rundfunks auseinander und geht der Frage nach, wie sie mit neuen und alten Medien umgehen, Informationen für diverse Informationskanäle aufbereiten, und ob sie mit ihrer Tätigkeit dem Anspruch der journalistischen Nachhaltigkeit genügen. Weiters gilt als Ziel, die technischen Entwicklungen im Bereich der öffentlich-rechtlichen Korrespondenz aufzuzeigen, die mit der Eröffnung des ersten ORF-Auslandsbüros im Jahr 1969 ihren offiziellen Anfang nahm. Als theoretische Basis dienen die Gatekeeper- und die Kommunikatorforschung sowie die Nachrichtenwertforschung, konkret die 18 Nachrichtenfaktoren von Winfried Schulz, die er erstmals 1976 an der internationalen Nachrichtenberichterstattung erprobte. Ferner wurde, aufbauend auf den Schulz’schen Faktoren, publizistischen Qualitätskriterien sowie auf ethischen Grundsätzen ein Konzept der journalistischen Nachhaltigkeit erarbeitet. Letzteres soll vor dem Hintergrund der zwei zentralen Ereignisse des Frühjahres 2011, dem Beginn des „arabischen Frühlings“ (einer Reihe von Revolutionen in nordafrikanischen Staaten) und „Fukushima“ (einer Reaktorkatastrophe in Japan, ausgelöst durch einen Tsunami nach einem Erdbeben und lasche Sicherheitsvorkehrungen), seine erste Anwendung finden. Dazu wurden Beiträge der Nachrichtensendung „Zeit im Bild“, die zwischen 25. Jänner und 25. März 2011 ausgestrahlt wurden, sowie parallel dazu publizierte Beiträge auf den Blogs von ORF-KorrespondentInnen untersucht. Zusätzlich wurden Bücher, die diese veröffentlicht haben, einer qualitativen und quantitativ-vergleichenden Inhaltsanalyse unterzogen. In Summe ergab sich daraus ein Sample von 306 ZiB1-Beiträgen, 34 Blog-Einträgen und fünf Büchern. Ihre Untersuchung ergab, dass die ORF-Beiträge faktenorientierter gestaltet waren als die der anderen beiden Medien. Hinsichtlich der Verteilung der Nachrichtenfaktoren konnte überall eine Dominanz des Ethnozentrismus festgestellt werden, die Kombinationen der Faktoren variierten hingegen deutlich. Die Nachhaltigkeitsprüfung ergab für die ZiB1- und Blog-Beiträge die Klassifikation als teils nachhaltige Momentaufnahmen, während die Bücher als umfassende Dokumentation zeitgeschichtlichen Geschehens anerkannt wurden. Zusätzlich wurden acht KorrespondentInnen sowie eine pensionierte Korrespondentin des ORF nach ihren Ansprüchen, Arbeitsroutinen, ihrem Umgang mit neuen und alten Medien, ihren Erfahrungen mit Zensurmaßnahmen, ihrem Verständnis von Nachhaltigkeit und ihrem Erleben des „arabischen Frühlings“ und „Fukushimas“ befragt. Weiters wurden Gespräche mit dem Koordinator der ORF-KorrespondentInnen sowie mit dem Leiter der Abteilung für Medienangelegenheiten des Bundeskanzleramtes geführt, um die Rahmenbedingungen der öffentlich-rechtlichen Korrespondenz zu ergründen. Dies ergab einen umfassenden Einblick in die technischen und medienrechtlichen Entwicklungen innerhalb der vergangenen Jahrzehnte und erlaubte es, Prognosen über die Zukunft des Korrespondenzwesens anzustellen, nämlich, dass neue Medien von der ORF-Zentrale in Hinkunft als ergänzende Recherchemittel denn als zusätzliche verstanden werden dürften. Weiters konnte die Relevanz neuer Medien einerseits für Recherchearbeiten, den Austausch zwischen JournalistInnen und RezipientInnen, sowie die Weitergabe von Informationen im Sinne eines Alarmsystems aufgezeigt werden, sowie andererseits für die Umgehung von Zensurmaßnahmen und die Etablierung von Parallelöffentlichkeiten. Daraus ergibt sich zwar nicht das nahende Ende etablierter Medien- und Kommunikationssysteme, doch zeigt sich eine Erweiterung derer im Sinne einer Ergänzung um neue Publikationswege. Diese ersten Gehversuche auf dem Gebiet der Erforschung des technischen Wandels im Bereich der Auslandskorrespondenz einerseits, sowie der journalistischen Nachhaltigkeit andererseits gilt es fortzusetzen, um intermediale und interkulturelle Vergleiche anstellen und folglich ein neues Standbein der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft etablieren zu können.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Rundfunk ORF Korrespondenz Ausland Neue Medien ORF-Gesetz YouTube Weblogs Social Media Facebook Gatekeeper Nachrichtenfaktoren Nachhaltigkeit Qualität
Autor*innen
Hellin Julia Sapinski
Haupttitel (Deutsch)
Neue Medien als Konkurrenz für die Korrespondenz?
Hauptuntertitel (Deutsch)
technische Entwicklungen als Chancen oder Hindernis für das journalistische Schaffen ; am Beispiel von Auslandskorrespondenten des ORF
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
264 S. : graf. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Petra Herczeg
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.12 Kommunikationsprozesse ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.34 Rundfunk allgemein ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.38 Neue elektronische Medien ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.40 Nachrichtenwesen
AC Nummer
AC09612299
Utheses ID
21154
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1