Detailansicht

Die Lehren des Aristoteles für Alexander in deutschen Texten des Mittelalters
Bruno Zluwa
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Leopold Hellmuth
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.23694
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29270.87010.736669-4
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
[S. 10-40:] Eine Schrift mit dem Zitiertitel „Sirr al-asrār“, wohl im 10. Jahrhundert im Nahen Osten in arabischer Sprache entstanden, war im europäischen Mittelalter in lateinischer Übersetzung unter dem Titel „Secretum secretorum“ weit verbreitet, sicherlich nicht zuletzt aus dem Grund, dass sie lange Zeit als ein echtes Werk des Aristoteles gegolten hat. Das Werk enthält in Form einer Unterweisung des Aristoteles an seinen Schüler Alexander Teile, die der didaktischen Literatur zuzurechnen sind, näherhin jener Literatur, die gesellschaftspolitische Regeln für höchste politische Organe, ihr persönliches Verhalten sowie Grundsätze zur Staats- und Regierungspolitik aufstellt („Fürstenspiegel“). Diese Teile des „Secretum secretorum“ sind nach einem geschlossenen formalen Konzept aufgebaut und folgen einem konsistenten ideologischen Gedankengang. Über die lateinische Gesamtübersetzung (ca. 1232) fanden auch die staats- und regierungspolitischen Regeln Eingang in die deutsche Literatur des Mittelalters, zunächst in Form einer mittelhochdeutschen Prosaübersetzung von 1282 („Zimmernsches Secretum secretorum“), dann in einem als „Aristotilis heimlichkeit“ bezeichneten längeren Gedicht in Reimpaarversen aus dem 14. Jahrhundert. Eine freiere, mit christlich-moralischen Elementen versetzte Bearbeitung stellt die in Prosa abgefaßte „Aristoteleslehre“ des Johannes von Indersdorf dar, welche zwischen 1237 und 1240 anlaßbezogen als Fürstenlehre für den bayerischen Herzog Albrecht III. entstanden ist und auf einem eigenständigen rhetorischem Konzept aufbaut. Die „Wiener Fürstenregel“ (um 1390) verwendet Motive des „Secretum secretorum“, kann aber nicht als „Bearbeitung“ im engeren Sinne angesehen werden. [S. 41-67:] Drei deutsche Alexanderdichtungen des Mittelalters enthalten eine mündliche Lehre des Aristoteles für den jungen Alexander („Aristotelesrede“): Rudolf von Ems („Alexander“, ca. 1235-1254), Ulrich von Etzenbach („Alexander“, 1270-1282)) und Meister Wichwolt („Alexanderchronik“, frühes 15. Jahrhundert). Die Aristoteleslehren bei Rudolf von Ems und bei Ulrich von Etzenbach sind der Rede des Philosophen im lateinischen Epos „Alexandreis“ des Walter von Châtillon ( 1178-1182 nachgebildet. Die Aristotelesrede des Meister Wichwolt ist eine Montage aus zwei Quellen: Der erste Teil folgtt der Aristotelesrede bei Walter von Châtillon bis v. 155, der zweite Teil stellt ein Exzerpt aus dem „Secretum secretorum“, hauptsächlich dessen Regeln für die persönliche Lebensführung des Fürsten, dar, bietet aber in sich eine geschlossene Staats- und Regierungslehre. Der Aufbau der Aristotelesrede des Meister Wichwolt stimmt mit der der „Wiener Fürstenregel“ überein. [S. 68-91:] Ein in vier Handschriften des 15. Jahrhunderts überlieferter, einem (Michel) Gernpaß zugeschriebener und in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts datierter Text („Aristotelesbrief“) ist entgegen der Zuschreibung der herrschenden Lehre n i c h t als eine deutsche Übersetzung oder deutsche Bearbeitung des „Secretum secretorum“ zu qualifizieren. Die Dichtung stellt sich vielmehr als eine formal und inhaltlich selbständige didaktische Schrift dar, welche die zentralen Themen der ritterlichen Ethik im gesellschaftlichen Umfeld der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in sehr eigenständiger Weise behandelt. Vom Gattungstypus her ist der Text am ehesten mit der zeitlich wesentlich früheren rede des Wernher von Elmendorf verwandt, deren Kenntnis anzunehmen ist, ohne dass ein Abhängigkeitsverhältnis festzustellen ist. Die eigenständige, in sich geschlossene und klare weltanschaulich-gesellschaftspolitische Position des Autors zeigt sich in rationalistischen, vernunft- und zweckbetonten Handlungsanleitungen ohne ethische oder religiöse externe Fundierung, in einer starken sozialpolitischen Komponente, in wiederholten Ratschlägen, zur Erreichung politischer Ziele finanzielle Mittel an Stelle physisch-miliärischer Gewaltanwendung einzusetzen, sowie in deutlichen Sympathien für den Aufbau eines landesherrlichen Berufsbeamtentums. Die Einkleidung der didaktischen Teile ist stark an die des „Secretum secretorum“ angenähert. Dass der Verfasser diesen Text als seine Quelle nennt - dabei aber von ihm unabhängig bleibt - , mag in dem Umstand begründet sein, dass das „Secretum secretorum“ in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bereits als d i e Autorität für eine „Fürstenlehre“ galt. Eine spätere Reimfassung des Werkes von Peter Suchenwirth (1394) fällt gegenüber der Vorlage stark ab. [S. 92-95:] Unter dem Titel „Documenta Aristotilis ad Alexandrum Magnum“ wird in Handschriften des 15. Jahrhunderts eine pseudo-aristotelische Sammlung von meist kurzen didaktischen Sprüchen überliefert, die keine verkürzte Zusammenfassung der moralischen Lehren des „Secretum secretorum“ darstellt, sondern auf die antiken Spruchsammlungen der „Sieben Weisen“ zurückgeht. Von diesem lateinischen Text liegen deutsche Prosaübersetzungen (darunter die des Johannes von Indersdorf als Einleitung seiner „Aristoteleslehre“ und die Übersetzung im Liederbuch der Klara Hätzlerin von 1471) sowie zwei Reimfassungen (Mitte des 15. Jahrhunderts) vor.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Alexander der Große Aristoteles Mittelalter mittelhochdeutsche Texte
Autor*innen
Bruno Zluwa
Haupttitel (Deutsch)
Die Lehren des Aristoteles für Alexander in deutschen Texten des Mittelalters
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
106 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Leopold Hellmuth
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.94 Literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption
AC Nummer
AC10515672
Utheses ID
21185
Studienkennzahl
UA | 332 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1