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Französische Einflüsse in der ungarischen Schlossarchitektur des Barock
Timea Molnar
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Petr Fidler
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.23902
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30367.41150.769369-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die dominante Rolle Frankreichs in der europäischen Architektur kristallisierte sich zusehends im Laufe des 17. Jahrhunderts heraus. Die Vormachtstellung im Schlossbauwesen zeichnete sich im Zeitalter der Klassik durch Lustschlösser wie Maisons und Vaux-Le-Vicomte ab, die den Grundstein für eine den französischen Stil ausfüllende Architektursprache legte. Mit den königlichen Prachtbauten, dem Louvre und dem Aus- bzw. Umbau des Schlosses Versailles, schuf sich Ludwig XIV. nicht nur ein architektonisches Denkmal, sondern erhob diese Anwesen auch zum Vor- und Leitbild der französischen Hochklassik. Die Spätphase dieser Epoche wurde nicht mehr von herrschaftlichen Bauten geprägt, sondern von eher kleineren, kompakten und in ihrer Außenwirkung nunmehr bescheideneren Kompositionen, wie die Lustschlösschen Clagny und Choisy exemplifizieren. Durch die Vervielfältigung von Musterbeispielen, Stichen, Grund- und Aufrissvarianten in Musterbüchern und Traktaten – welche voll und ganz dem französischen Gepräge entsprachen – trugen die Kunsttheoretiker und Architekten Frankreichs entscheidend zur Verbreitung der klassischen französischen Form- und Architektursprache in ganz Europa bei. Auch in Ungarn begann man den allgegenwärtigen französischen Stil in der Schlossarchitektur zu rezipieren, wünschten sich die Bauherrn doch statt einer wehrhaften Burg nun eine repräsentative Schlossanlage, die dem stetig steigenden Wunsch nach Komfort und Etikette Genüge tun sollte. Anfangs setzte sich der Barock in Ungarn nur sehr zögerlich und wenn nur im Inneren der Schlösser durch. Erste barocke Ansätze vermitteln das Schloss Esterházy in Kismarton und das Schloss Köpcsény (wurde später verändert), die sich beide heute in Österreich befinden. Die Entfaltung des Barocks ist erstmals in vollen Zügen am Schloss Savoyen in Ráckeve festzustellen. In seinem Grundriss weist es sogar einen direkten Bezug zum Schloss Vaux-le-Vicomte auf. Neben den typischen und noch zurückhaltenden Schlossentwürfen kamen auch eigenständige, heimische Interpretationen zum Vorschein. Zu diesen zählen das Schloss L’Huillier-Coburg in Edelény und Schloss Esterházy in Cseklész, die Türme als essentiellen Bestandteil ihrer Anlage aufweisen. Im Laufe des Barocks erhoben sich Schlösser im sogenannten „Grassalkovich-Stil“ sowohl in Ungarn, als auch in der heutigen Slowakei. Das unmittelbare Vorbild für diese Schlösser ist in dem königlichen ungarischen Palast von Buda (durch Umbaumaßnahmen und Anbauten wurde die ursprüngliche Form verändert) zu suchen. Der Entwurf stammt vom französischen Architekten Jean Nicolas Jadot de Ville Issy und spiegelt zur Gänze den klassischen Formencharakter seines Heimatlandes wider. Der Präsident der ungarischen Hofkammer Graf Anton Grassalkovich I. ließ nach diesem vorbildhaften Bau sein Anwesen in Gödöllő errichten. Die nachfolgenden Barockschlösser in Nagytéteny, Pécel und Pozsony weisen alle Stilmerkmale des Grassalkovich-Schlosses in Gödöllő auf. Die Spätphase des ungarischen Barocks wird jedoch von Schloss Esterházy in Fertőd geprägt. Ein dem Glanz des Rokokos durch und durch verhafteter Bau, welcher seinem Bauherrn, Nikolaus I. Fürst Esterházy (der „Prachtliebende“), alle Ehre machte. Dieser besuchte Paris zwei Mal und orientierte sich deswegen nicht ganz zufällig am berühmtesten französischen Schloss aller Zeiten, Versailles. Auch in der Spätphase des Barocks setzten sich in Ungarn – wie auch in Frankreich – eine dezentere Fassadengestaltung (Schloss Esterházy in Pápa) und eine kompaktere Anlage mit überschaubarer Grundrissform (Schloss Esterházy in Tata) im Sinne der „simplicité“ durch. Der französische Einfluss in der ungarischen Schlossarchitektur des Barocks ist an den ausgewählten Beispielen erkennbar; sei es in der Form des Grundrisses (wenn nicht anders vorgegeben, durchwegs U-förmig mit cour d’honneur), in der Gestaltung der Fassade (Einteilung in Risalite, Betonung des Mittelpavillons, dezent rustiziertes Erdgeschoss, darüber ansetzende vertikale Gliederung durch Pilaster- oder Säulen-Ordnungen) oder in der Innenraumgestaltung im Stile des Rokokos (Rocaille-Muster, Blumenfestons, geschwungene Linien und Voluten, Wandfarben in Pastelltönen).

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Architektur Frankreich Schlösser der Klassik Architektur Ungarn Schlösser Barock
Autor*innen
Timea Molnar
Haupttitel (Deutsch)
Französische Einflüsse in der ungarischen Schlossarchitektur des Barock
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
154 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Petr Fidler
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.30 Kunstgeschichte: Allgemeines ,
20 Kunstwissenschaften > 20.89 Kunstgeschichte: Sonstiges
AC Nummer
AC10672288
Utheses ID
21375
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1