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Die Želiezovce Keramik aus Draßburg unter besonderer Berücksichtigung der Ausgrabung 1933
Kurt Fiebig
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Gerhard Trnka
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.24002
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29323.00024.740955-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert stand Draßburg, PB Mattersburg, immer wieder im Mittelpunkt von Grabungen. Insbesondere der Taborac, eine sanfte Geländeerhebung im Zentrum von Draßburg, wurde in dieser Zeit systematisch durchgraben. Das Wort „systematisch“ meint in diesem Zusammenhang allerdings nicht die archäologisch korrekte Bearbeitung einer Grabungsfläche, sondern die Durchgrabung einer Fläche von einem Ende zum Anderen, mit dem Fokus auf spektakuläre Funde unter Hintanstellung archäologischen Fragestellungen. Somit ergaben die Ausgrabungen zwar eine große Menge an Funden, die zum überwiegenden Teil vom Taborac stammten, die darauf fussenden wissenschaftlichen Erkenntnisse blieben aber größtenteils aus. So gab es nur eine zusammenfassende Arbeit über die Funde der Grabung 1933 122 und eine Arbeit über den bekanntesten Fund vom Taborac, die Venus von Draßburg. 123 Begründet auch durch die politische Verfolgung des Grabungsleiters Hautmann kam es nach Abschluss der Grabung im Jahre 1934 zu keiner Aufarbeitung der Grabungsergebnisse. Nach Kriegsende ebbte das Interesse an Draßburg ab und sicherlich auch auf Grund der auch politischen Umstände der Grabung (u. a. Einsatz des FAD`s, mangelnde Dokumentation) fand sich niemand, der das Material umfassend bearbeitet hätte. Somit landeten die Fundinventare geschlossen im Depot des Burgenländischen Landesmuseums. Erst in den letzten Jahren ist es einer Initiative der burgenländischen Landesarchäologie zu verdanken, dass das Material schrittweise aufgearbeitet wird. Ist der Umgang mit altgegrabenen Materialien grundsätzlich kritisch zu hinterfragen, stellt sich bei der Grabung am Taborac die Frage der Integrität von Befunden gar nicht, da es keinen einzigen gesicherten Befund gibt, vielleicht mit Ausnahme der Bestattungen. Somit sind Fragen die auf Befunde und Kontexte aufbauen von Anfang an auszuschliessen. Chronologische und chorologische Aussagen sind nicht möglich, auch statistische Auswertungen sind nur innerhalb einer Fundgattung, aber nicht befundübergreifend, möglich. Unabhängig davon kann aber das Auftreten bestimmter Ereignisse und Zusammenhänge ein bestehendes Bild ergänzen, wie dies auch die gegenständliche Arbeit zu zeigen versucht hat.Das ursprüngliche Thema der vorgelegten Arbeit sollte die Keramik der Gruppe aus Draßburg erfassen. Wie der Verfasser der grundlegenden Arbeiten zum Thema, feststellte, ist das wesentliche Erkennungszeichen das Unterbrechungsmerkmal. Auch bei R. Gläser wird die Želiezovce Keramik durch ihr Unterbrechungsmerkmal charakterisiert. In Zuge der Ausfilterung der Želiezovce Ware aus dem gesamten Fundinventar kamen dem Autor sehr schnell erste Zweifel, ob jede Scherbe die durch eine Kerbe gekennzeichnet ist, auch dem Typ Želiezovce zuzuordnen ist. Bei der weiteren Bearbeitung der Keramik wurde diese Annahme bestätigt und das vorgelegte Material teilt sich in Gruppen. Die erste Gruppe umfasst die Keramik der Želiezovce Gruppe. Liegt aus Draßburg in absoluten Zahlen ein spürbarer Fundkomplex vor, so ist im Verhältnis zum gesamten Fundensemble, der Anteil der Želiezovce Ware, gering. Eine Scherbe kann in die Phase I datiert werden oder markiert den Übergang von der jüngeren Linearbandkeramik in die frühe Phase der Želiezovce Gruppe. Dieses Bild wird ergänzt von zwei Handhaben, die noch Merkmale der jüngeren Bandkeramik zeigen, wo aber zumindest bei einer die Notenköpfe bereits durch Kerben ersetzt sind, für die frühe zeitliche Einordnung spricht auch die senkrechte Durchlochung. Der überwiegende Anteil lässt sich in die mittlere Stufe datieren und ist geprägt durch mehrere Ritzlinien, die in der Regel mit einem mehrzinkigem Gerät hergestellt wurden und durch Unterbrechungen dieser Linienbänder an den End- und/oder Knickpunkten. Das vorherrschende Ornament ist das Winkelband. Die Handhaben sind zoomorph stilisiert und waagrecht durchlocht. Die Keramik ist fein geschlämmt, hart gebrannt und dünnwandig. Die Oberflächen sind grau und geglättet, Innenverzierung kommt in zwei Fällen vor. Bemerkenswert sind die Handhaben des flaschenförmiges Gefäßes (Inv. Nr.: 146211), die detaillierte waagrecht durchlochte Tierköpfe darstellen. Das Gefäß repräsentiert die Phase II. Als Vertreter der letzten Phase der Želiezovce Gruppe dient ein kleines kugeliges Gefäß (Inv. Nr.: 152502), das völlig unverziert ist.Somit sind in Draßburg, im Gegensatz zu den meisten anderen Fundorten, wo die Besiedlung mit der Phase II endet, alle Entwicklungsstufen vertreten. Da die Grabungsumstände des Jahres 1933 keine Befundzusammenhänge liefern, kann die Gliederung und Einteilung nur basierend auf bestehenden Schemas und nur auf Grund erkannter stilistischer Merkmale erfolgen und ist damit auch eng an diese gebunden. Die zweite Gruppe unterscheidet sich von der Ersten in Ornament und Haptik. Die Tonqualität ist adäquat. Gläser spricht diese Kulturerscheinung als „Südwesttransdanubische Gruppe“ an , beschränkt sie aber räumlich sehr stark auf das östliche Karpatenbecken mit einzelnen Vorkommen nördlich und südlich davon. Eine westliche und nördliche Ausdehnung sieht er nicht.124 Aus Antau/Rupa liegt zwar eine Scherbe selben Gepräges vor, ist jedoch ein Einzelstück.125 Die in Draßburg auftretende Menge legt den Schluss nahe, dass mit einer wesentlich weiteren Ausdehnung der südwesttransdanubische Gruppe nach Norden gerechnet werden muss. Wie auch andere Funde den Kontakt der Draßburger mit anderen Kulturgruppen belegen. So ein Gefäß, das der Keszthely Gruppe zugerechnet wird 126 und ein weiteres zylindrisches Gefäß, dass vermutlich im Stil der Szakálhát Gruppe entspricht. Beide Gefäße befinden sich heute in der Schausammlung des Burgenländischen Landesmuseums. Mit ziemlicher Sicherheit verbergen sich unter den inventarisierten Scherben auch noch Vertreter anderer frühneolithischer Kulturgruppen. Auf Grund der Menge des Inventars und der chronologischen Durchgängigkeit von der Bandkeramik bis zumindest ins Hochmittelalter mit einem möglichen Hiatus in der Hallstattzeit muss man auch schon für die bandkeramische Phase eine entsprechende Siedlungsgröße annehmen. Arbeiten der letzten Zeit über Siedlungsstrukturen und damit verbundene soziale Auswirkungen, wie sie beispielsweise für das Horner Becken 127 oder dem Rheinland128 vorliegen, zeigen das steigende Interesse an derartigen Fragestellungen. In diesem Zusammenhang muss man erwähnen, dass bisher völlig ausserhalb der Diskussion die Frage nach dem tatsächlichen Standort der bandkeramischen Siedlung in Draßburg stand. Lässt sich diese Frage ab Latène. durch den Wall beantworten, liegt die Beantwortung für die Nutzungsphasen davor völlig im Dunkeln. Es gibt auf dem Taborac keine direkten Hinweise auf eine Siedlung in dieser Zeit. Wenn man von der Fundmenge auf die Siedlungsgröße Rückschlüsse zieht, schliesst sich die Lage der Siedlung auf dem Taborac aus, vielmehr kann der Taborac, wenn überhaupt nur einen Teil der Siedlung getragen haben. Dass das geomorphologische Erscheinungsbild in Draßburg zur Zeit der Bandkeramiker ein anders war als heute, deutet auch das geologische Gutachten von Kapounek129 an. Einen kleinen Beitrag zu dieser Frage kann, mit aller gebotenen Vorsicht, die geografische Fundverteilung der beiden Gruppen liefern, die in der westlich gelegenen Mitte des Plateaus eine Verdichtung der Funde der südwesttransdanubischen Gruppe zeigt und damit verbunden der prozentuelle Anteil gegenüber der Želiezovce Gruppe doppelt so hoch ist. Dieses Verhältnis verschiebt sich Richtung Südosten zu Gunsten Želiezovce, welches auf Grund der Verzierungselemente später zu sehen ist. Eine Vergrößerung oder Verschiebung könnte dem zu folge von Westen kommend nach Osten stattgefunden haben, wobei die Anfänge oder Kernzone der Siedlung auf Grund der geografischen Situation, im Nordwesten des Taborac zu suchen sein wird. Ein Aussage über die tatsächlichen Lage und Größe können aber nur zukünftige Forschungen ergeben. Das größte Hoffnungsgebiet auf neolithische Befunde wären diesbezüglich der Süd- und Westall. Da die Wälle bei ihrer Errichtung den Boden darunter versiegelt haben, wie diese auch der Umstand zeigt, dass bereits Bella eine unter die Wallsohle ziehende neolithische Schicht feststellte, was 1933 durch die Fundstellen am Westende des Südwalles bestätigt wurde.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Urgeschichte Bandkeramik Želiezovce Keramik Draßburg Ausgrabung 1933
Autor*innen
Kurt Fiebig
Haupttitel (Deutsch)
Die Želiezovce Keramik aus Draßburg unter besonderer Berücksichtigung der Ausgrabung 1933
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
209 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gerhard Trnka
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.15 Archäologie ,
15 Geschichte > 15.19 Vor- und Frühgeschichte
AC Nummer
AC10695008
Utheses ID
21464
Studienkennzahl
UA | 309 | | |
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