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Ikonographisch-ikonologische Raumpoetik
Raumtheorie und raumtheoretische Ansätze als Paradigmen literarischer Analysen
Peter Rinnerthaler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Irmgard Egger
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.24034
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29363.16635.245754-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Raumtheorie, wird sie selbst als räumliches Konstrukt, als wissenschaftlicher Raum begriffen, suggeriert ein heterotopischer Raum zu sein. Der sechste und letzte Grundsatz des von Michel Foucault im Jahr 1967 gehaltenen Vortrags Von anderen Räumen besagt, dass es Räume gebe, die der „wirren Unordnung unseres Raumes eine vollkommene Ordnung“ entgegenstellen; sie seien kompensatorisch. Das Versprechen, das von diesem Wort im Singular ausgeht, die Theorie des Raumes zu erstellen, kann nicht gehalten werden. Der wissenschaftliche Raumdiskurs existiert allein im Plural: Raumtheorien, werden sie selbst als räumliches Konstrukt begriffen, stellen einen Raum des wissenschaftlichen Handelns dar, der sich von der statischen Theorie des Ortes abgrenzt. Im Sinne Michel de Certeaus, der in Kunst des Handelns die Differenzierung zwischen Ort als Ordnung und Raum als Bewegung vornimmt, kann die vorgelegte wissenschaftliche Arbeit als Erzählung begriffen werden, da diese „unaufhörlich Orte in Räume und Räume in Orte verwandelt.“ Die wissenschaftliche Methode bildet somit eine theoretische Ana-logie zum gewählten Forschungsfeld: räumliche Strukturen in erzählenden Texten. Die Problematik der wissenschaftlichen Beschreibbarkeit ästhetischer Formen, die auf syntaktischer, semantischer und pragmatischer Ebene narrative Räume konstituieren, liegt der Notwendigkeit eines statisch-dynamischen Analysemodells zu Grunde. Erwin Panofskys ikonographisch-ikonologische Methodik stellt in die-ser wissenschaftlichen Arbeit die statische Ordnung und die Grundlage einer Disziplinen trennenden Kategorisierung her, die durch die sich erneuernden Forschungsergebnisse der Fachrichtungen Erzähltheorie, Phänomenologie/Semiotik und Kulturwissenschaftliche Raumtheorie Dynamisierung erfährt. Die dreiteilig angelegte Methodik Erwin Panofskys, deren Richtlinien, Bedeutung und Grenzen in einem einleitenden Kapitel kritisch ausgelotet werden, findet Entsprechung in drei Kapiteln, die einen einheitlichen Aufbau vorweisen: Eine dialektische Auseinandersetzung mit den Prämissen der einzelnen Disziplinen, die in die Terminologie des Forschungsfeldes einführt und den Konnex zur raumtheoretischen Analyse bereitet, dient als Grundlage für die Theorien der Wissenschafter aus den jeweiligen Forschungsbereichen. Für Erwin Panofskys vor-ikonographische Beschreibung, die mit erzähltheoretischen Erkenntnissen das primäre Sujet – bestehend aus räumlichen Erzählsegmenten – eruiert, stellen Gérard Genettes Unterscheidungen extra-, intra- und metadiegetisch auf der narrativen Ebene sowie homo- und heterodiegetisch als Formen der narrativen Einstellung die Basis für die Analyse der räumlichen Perspektivität der Erzählinstanz dar. Günther Müllers Begrifflichkeit Erzählzeit und erzählte Zeit, wird für den Raum auf eine Triade erweitert, um so den Leseraum als Raum der Zeichen, den Erzählraum als Verhältnis der räumlichen Erzählsegmente und den erzählten Raum als Summe der repräsentierten Räume identifizieren zu können. Die ikonographische Analyse, Erwin Panofskys zweite Analystufe, bedient sich der phänomenologischen Raumpoetik Gaston Bachelards, mit deren Hilfe die performative Wahrnehmung isolierter Raumbilder in die Analyse einbezogen werden kann und Jurij Lotmans semantischem Raummo-dell, das literarisches Handeln als Grenzübertritt einer Figur von einem semanti-schen Feld in ein anderes erachtet und in Folge den bedeutungstragenden Gehalt von Erwin Panofskys sekundärem Sujet begrifflich spezifizieren kann. Kulturwissenschaftlich kontextualisierend und der Panofsky‘schen ikonologischen Interpretation entsprechend verweisen Michel Foucault und Marc Augé auf räumliche Machtstrukturen, die narrative Texte konstituieren können. Die Detektion von Heterotopien und Nicht-Orten und deren Relationen zu „konventionalen Räumen“ ermöglicht eine kulturell-diskursive Deutung, die aus narrativierten Räumen her-vorgeht. Durch die Exemplifizierung der einzelnen methodischen Analyseschritte an narrativen Texten wird ersichtlich, wie die relationalen Strukturen räumlicher Erzählsegmente deren Bedeutung generieren, ohne die gesamte Bedeutungsstruktur als Hintergrundfolie einbeziehen zu müssen. Dabei liefert die Differenzierung und einheitliche Benennung räumlich-narrativer Konfiguration der erzähltheoretischen Methode das Instrumentarium zur Vergleichbarkeit narrativer Texte: Erzählraum, räumliche-narrative Ebene, räumlich-narratives Sujet, Semiosphäre, räumliches Erzählsegment, räumlich-narrative Grenze/Schwelle, räumliches Deiktikum. Während sich konventionale Sujets in ihrer semantischen Repräsentationsfunktion in den Begriffen räumlich-isoliertes Raumbild oder räumliche Metapher noch gegen-überstellen lassen, wird die ikonologische Interpretation polyvalent und findet in den Modellen Heterotopie und Nicht-Ort Beispiele, die auf Grund ihrer strukturellen Konstitution Ausnahmen im Feld der uneingeschränkten Lesart kultureller Räume vertreten. Somit bleibt die Vorstellung des Begriffes Raum abstrakt, nicht aber die methodische Beschreibung der narrativen Raumstrukturen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Raum Raumtheorie Raumdiskurs Raumstruktur Ikonographie Ikonologie Literaturtheorie Kulturwissenschaften Ästhetisch Formen spatial turn topographical turn topological turn Literaturwissenschaftliche Analyse
Autor*innen
Peter Rinnerthaler
Haupttitel (Deutsch)
Ikonographisch-ikonologische Raumpoetik
Hauptuntertitel (Deutsch)
Raumtheorie und raumtheoretische Ansätze als Paradigmen literarischer Analysen
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
120 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Irmgard Egger
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.89 Literaturtheorie: Sonstiges ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur
AC Nummer
AC10515253
Utheses ID
21493
Studienkennzahl
UA | 332 | | |
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